Milliarden-Buchgewinn bei Erstnotiz von Osram
mic München – Die erstmalige Börsennotierung der Siemens-Tochter Osram Licht AG ist nun für Anfang Juli geplant. Dies kündigte Siemens-Chef Peter Löscher bei Vorlage der Halbjahreszahlen an: “Wir treiben die Abspaltung zügig voran.” Wie angekündigt sollen 80,5 % des Osram-Kapitals an der Börse notiert werden. Aus den präsentierten Daten lässt sich abschätzen, dass Siemens im vierten Geschäftsjahresquartal einen Buchgewinn von rund 900 Mill. Euro verbuchen könnte.Siemens bewertet die Tochter der Quartalsmeldung zufolge mit 3,2 Mrd. Euro. Damit liegt der sogenannte Fair Value deutlich über bisherigen Analystenschätzungen. Sie hatten einen Wert von 2 Mrd. Euro bis deutlich unter 3 Mrd. Euro ermittelt. Finanzvorstand Joe Kaeser verwies nun zur Begründung der höheren Ertragswertberechnung vor Analysten darauf, das Osram im zweiten Quartal ein Ebita (ohne Sonderbelastungen) von 6,5 % bis 7 % erwirtschaftet habe. Damit läge die Tochter wieder auf dem Niveau vor dem marktweiten Profitabilitätseinbruch im Frühjahr 2012. In der Journalisten-Telefonkonferenz fuhr er fort: “Wenn sie mit einer siebenprozentigen Marge und auch vergleichbaren Wettbewerber-Multiples das Asset bewerten, dann kommt man auf gut die Größenordnung, die wir auch veranschlagt haben.” Prognose fußt auf BucheffektAus der Bewertung lässt sich schließen, dass Siemens einen Buchgewinn in hoher dreistelliger Millionenhöhe hereinholt. Denn die Tochter steht dem Spaltungsbericht zufolge mit einem Nettowert von 2,32 Mrd. Euro in den Büchern. Die Differenz zum Osram-Börsenwert nach Notierung wird anlässlich der Erstnotiz durch den Teil der Gewinn- und Verlustrechnung geschleust, der die nicht-fortgeführten Geschäfte enthält.Der Buchgewinn erklärt auch die Prognosepolitik von Siemens. Denn während auf Ebene des fortgeführten Geschäfts ein Nettogewinn inklusive Sondereffekte von 4,0 Mrd. Euro angepeilt wird, soll der Konzern inklusive der nichtfortgeführten Aktivitäten mindestens das Vorjahresergebnis von 4,5 Mrd. Euro erreichen. Es ist jedoch untypisch für Siemens, dass die traditionell eher defizitären nichtfortgeführten Geschäfte einen so hohen Gewinn erreichen. Er wird jedoch durch den Osram-Buchgewinn verständlich. Gut 30 Euro je Osram-AktieAus dem Equity-Value lässt sich, basierend auf der angestrebten Aktienzahl von 104 Millionen Stück, ein Börsenpreis von gut 30 Euro je Aktie berechnen. Da Indexfonds, die naturgemäß kein Interesse an Osram-Aktien haben können, geschätzt mehr als 10 % des Siemens-Kapitals halten, könnte die Osram-Aktie anfangs unter Druck geraten. Entscheidend wird sein, in welchem Umfang und wie schnell das Osram-Management neue Aktionärskreise gewinnt. Inklusive der Schulden und Pensionsverbindlichkeiten lässt sich aus den Siemens-Angaben ein Enterprise Value (Unternehmenswert) von 3,7 bis 3,9 Mrd. Euro ableiten.Kaeser zeigte sich mit dem Geschäftsverlauf zufrieden: “Ich meine, Osram hat sich im letzten Quartal gut entwickelt.” Details über den operativen Geschäftsverlauf der Osram Licht AG im ersten Quartal blieb das Management weitgehend schuldig. Kaeser zufolge betrug der Umsatz auf vergleichbarer Basis unverändert rund 1,3 Mrd. Euro. Real habe das Minus 3 % betragen. Wäre Osram noch eine Siemens-Division gewesen, wäre mit 2 Mill. Euro operativ der Break-ven erreicht worden, sagte Kaeser. Nach der Umrechnung in das aktuelle Siemens-Zahlenwerk stieg der Gewinn aus dem nicht fortgeführten Osram-Geschäft von 25 Mill. Euro auf 57 Mill. Euro.