Milliarden für Wasserstoffkonzerne
Der Wasserstoff-Lastwagenhersteller Nikola aus Phoenix, Arizona, ist bereits 26 Mrd. Dollar an der Börse wert. Auch bei deutschen Unternehmen wie Open Grid Europe, Siemens oder BASF bringt jetzt das milliardenschwere Förderprogramm der Bundesregierung die Wasserstofftechnologie an die Spitze der Agenda.cru Frankfurt – Am heutigen Mittwoch geht die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung durchs Kabinett. Ziel des 9 Mrd. Euro schweren Förderprogramms ist die Etablierung von Wasserstofftechnologien und darauf aufbauend klimafreundlichen Energieträgern als weiteres Schlüsselelement der Energiewende, wie es in der Kabinettsvorlage heißt, die der Börsen-Zeitung vorliegt. Geplant ist der Aufbau eines starken Heimatmarkts in Deutschland. Bis zum Jahr 2030 sollen in Deutschland Erzeugungsanlagen für grünen Wasserstoff von bis zu 5 Gigawatt Gesamtleistung einschließlich der dafür erforderlichen Offshore- und Onshore-Energiegewinnung entstehen.Dieses ambitionierte Ziel entspricht einem zusätzlichen Erneuerbare-Energien-Strombedarf von 20 Terawattstunden. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen für einen Markthochlauf der Wasserstofftechnologien. Der Fokus liegt dabei auf Bereichen, die schon jetzt nahe an der Wirtschaftlichkeit sind oder die sich nicht anders dekarbonisieren lassen. Dies betrifft insbesondere bestimmte Bereiche der Industrie (Stahl und Chemie) und des Verkehrs (Schwerlasttransport, Nutzfahrzeuge, Schifffahrt, Luftfahrt, usw.). Wesentliche Maßnahmen des Aktionsplans sind: Das Zukunftspaket des Koalitionsausschusses vom 3. Juni 2020 sieht vor, dass 7 Mrd. Euro für den Markthochlauf von Wasserstofftechnologien in Deutschland und weitere 2 Mrd. Euro für internationale Partnerschaften bereitgestellt werden. Von der EEG-Umlage befreitDie Befreiung der Produktion von grünem Wasserstoff von der EEG-Umlage wird angestrebt. Dabei soll sichergestellt werden, dass dadurch die EEG-Umlage nicht steigt. Eine neue Investitionskostenförderung von Elektrolyseuren in der Industrie – wie etwa Siemens, Thyssenkrupp oder Linde – umfasst 1 Mrd. Euro bis 2023. Zur Abfederung der hohen Betriebskosten soll darüber hinaus ein neues Pilotprogramm aufgebaut werden, das sich in erster Linie an die Stahl- und Chemieindustrie wendet – und damit an BASF, Salzgitter und Thyssenkrupp.Im Verkehr werden innovative wasserstoffbasierte Antriebe und der Ausbau einer wettbewerbsfähigen Zulieferindustrie rund um die Brennstoffzelle unterstützt – wie sie etwa bei Daimler in Zukunft verstärkt in Lastwagen zum Einsatz kommt. Um das Inverkehrbringen von Wasserstoff dabei anzureizen, will die Bundesregierung die EU-Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) “zügig in nationales Recht umsetzen” und insbesondere eine “ambitionierte Erneuerbaren-Quote einführen”.Ziel ist es, den Einsatz von grauem Wasserstoff – auf Basis fossiler Energieträger – bei der Herstellung von Kraftstoffen in deutschen Raffinerien durch grünen Wasserstoff zu ersetzen. Enttäuscht darüber sein dürfte BASF, die Wasserstoff aus Erdgas erzeugt und mit ihrem Vorstandsmitglied Saori Dubourg auch im Nationalen Wasserstoffrat vertreten ist.Eine sichere und verlässliche Versorgung mit Wasserstoff setzt nach Einschätzung der Bundesregierung eine funktionierende und moderne Infrastruktur voraus. “Daher werden wir unsere Transport- und Verteilungsinfrastruktur weiterentwickeln und weiter ausbauen sowie existierende Wasserstoffinfrastrukturen möglichst miteinbeziehen.” Dies dürfte insbesondere den Erdgas-Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) betreffen, der dem Private-Equity-Investor Macquarie gehört. Tankstellennetz geplantEin besonderer Fokus soll in der ersten Phase des Markthochlaufs bis 2023 auf den Ausbau des Wasserstoff-Tankstellennetzes und auf die Versorgung der Industrie gelegt werden. Dies betrifft unter anderem die Daimler-Lastwagensparte. Aufbauend auf der Energieforschungsförderung des Bundes (“Reallabore der Energiewende” usw.) wird eine ressortübergreifende Forschungsinitiative “Wasserstofftechnologien 2030” gestartet. Auf EU-Ebene will sich die Bundesregierung dafür einsetzen, “die Voraussetzungen für einen funktionierenden europäischen Wasserstoffmarkt zu schaffen, insbesondere bei der Schaffung eines transparenten Zertifizierungssystems für klimafreundliche Energieträger”. – Personen Seite 12