Milliarden-Investments in türkischen Energiemarkt

Studie: Ungenutzte Potenziale bei Erneuerbaren

Milliarden-Investments in türkischen Energiemarkt

ahe Düsseldorf – Der von der türkischen Regierung geplante Ausbau der Erzeugungskapazitäten in den kommenden 15 Jahren wird nach Schätzung des Research-Instituts Bloomberg New Energy Finance insgesamt rund 400 Mrd. Dollar kosten. Einer neuen Studie zufolge, die das Institut im Auftrag der Umweltorganisation WWF erstellt hat, werden von der Regierung in Ankara allerdings die erneuerbaren Energien nicht genügend in diesen Ausbau einbezogen. Den Berechnungen der Studie zufolge könnten die Solar- und Windkapazitäten im Land bis 2030 deutlich erhöht werden, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen.Die türkische Regierung geht davon aus, dass die heimische Energienachfrage bis 2030 um mehr als 5 % pro Jahr wachsen wird. Allein im Zeitraum von 2013 bis 2023 wird davon ausgegangen, dass sich die Nachfrage nahezu verdoppeln wird. Die Stromerzeugungskapazitäten sollen sich deshalb in diesem 10-Jahres-Zeitraum auf rund 120 Gigawatt (GW) rund verdoppeln. Nach Angaben von Bloomberg New Energy Finance würden die Regierungspläne einen 145-Prozent-Anstieg der Kohlekraftwerkskapazitäten bedeuten und damit auch annähernd eine Verdoppelung der CO2-Emissionen. Eon und RWE vor Ort2013 wurde 44 % des türkischen Stroms noch in Gaskraftwerken erzeugt, 25 % kam aus Kohlemeilern und 24 % aus Wasserkraftwerken. Bis 2023 will die Türkei zudem ihre ersten 10 GW Atomkraft am Netz haben.Das Land gilt wegen seiner hohen Wachstumsraten im Energiegeschäft auch bei großen ausländischen Versorgern als attraktiver Markt. RWE hat im vergangenen Jahr bereits zusammen mit seinem Minderheitspartner Turcas (30 %) ein 775 Megawatt starkes Gaskraftwerk in Denizli in Betrieb genommen, das zurzeit etwa 2 % des gesamten Stroms im Land produziert.Eon kooperiert seit 2013 mit der türkischen Sabanci-Gruppe beim Aufbau eines Energiegeschäfts. Das 50-50-Joint-Venture Enerjisa soll bis 2020 Erzeugungskapazitäten von 7,5 GW aufbauen und damit einen Anteil von mehr als 10 % am Gesamtmarkt erreichen. WeichenstellungDer türkische Energiemarkt befinde sich derzeit vor einer Weichenstellung, erklärte der Analyst und Mitautor der Bloomberg-Studie, Janis Hoberg. Entweder zementiere das Land in den nächsten Jahren ein kohleintensives System oder schwenke jetzt auf die Entwicklung von erneuerbaren Energien um. Dies habe zunächst etwas höhere Kosten, etwa beim Thema Netzausbau. Langfristig werde es dem Land aber signifikante Einsparungen bei den Brennstoffkosten bringen.Dem Alternativszenario der Studie zufolge könnte die Türkei den Anteil von Wind, Solar und Wasserkraft an der Stromerzeugung bis 2030 auf 47 (2013: 29) % bringen. Im Gegenzug hierzu müsste der Kohle-Anteil allerdings auf 18 % sinken und der Gas-Anteil im Erzeugungsmix auf dann 26 % verringert werden.