Milliardenentschädigung für RWE
In den Verhandlungen mit der Bundesregierung geht es um Kompensationszahlungen von 2 Mrd. Euro an RWE für die Schließung von 2,5 Gigawatt Braunkohlekapazität im Rheinischen Revier bis Ende 2022. Das ist weniger, als sich das Unternehmen anfangs erhofft hatte, aber mehr, als zuletzt erwartet wurde.cru Frankfurt – RWE kann auf mehr als 2 Mrd. Euro Entschädigung für die Schließung von Braunkohlekraftwerken hoffen. Inklusive zusätzlicher Millionen für die Beschäftigten sei der in Aussicht gestellte Gesamtbetrag auf eine Aktie bemessen 2 Euro höher als erwartet, schreibt Goldman-Sachs-Analyst Alberto Gandolfi, der selbst nur mit 1,5 Mrd. Euro gerechnet hatte. Je 600 Mill. Euro mehr würden den Wert je Aktie um 1 Euro steigern.RWE-Chef Rolf Martin Schmitz hatte Anfang 2019 rund 1 Mrd. bis 1,5 Mrd. Euro Ausgleichszahlung je Gigawatt Braunkohlekapazität gefordert. RWE werde die Hauptlast der Braunkohlekapazität von 3 Gigawatt tragen müssen, die bis 2022 abgeschaltet werden soll, und müsse die Tagebaue früher als bisher geplant renaturieren, hatte Schmitz damals betont. Neben dem Ausgleich entgangener künftiger Gewinne und der Kosten für die Kraftwerksschließungen kommen noch 700 Mill. Euro für die Frühverrentung von 3 000 RWE-Beschäftigten in den Tagebauen und Kraftwerken hinzu, die der Bund ebenfalls übernimmt.Offen ist noch, wie weitere 0,5 Gigawatt Braunkohlekapazität bis Ende 2022 stillgelegt werden können, was die Kohlekommission der Regierung für den Klimaschutz vorgesehen hat. Diese könnten in den ostdeutschen Revieren abgeschaltet werden. So könnten Teile des Kraftwerks Jänschwalde in die sogenannte Sicherheitsbereitschaft überführt – also abgeschaltet – werden.Die ostdeutschen Ministerpräsidenten laufen dagegen Sturm. Sie drängen die Bundesregierung, Ostdeutschland beim Ausstieg aus der Kohleenergie nicht gegenüber dem Westen zu benachteiligen. Nachteile könnte es im Osten vor allem geben, weil der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper überlegt, alle seine alten Steinkohlekraftwerke abzuschalten oder auf Gas umzurüsten – und die Beschäftigten teilweise zu entlassen. Dazu könnte es kommen, wenn der Neubau Datteln 4 im Ruhrgebiet als modernstes Steinkohlekraftwerk Europas ans Netz gehen kann. In Schkopau in Sachsen-Anhalt betreibt Uniper mit dem Konzern EPH des tschechischen Finanzoligarchen Daniel Kretinsky ein Braunkohlekraftwerk – das einzige Braunkohlekraftwerk von Uniper.Trotz der Hürden, die der Einigung noch im Weg stehen, reagierte der Kurs der RWE-Aktie am Freitag mit einem Plus von zeitweise 5,7 % auf 29,15 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit – auch wegen der beginnenden Transformation des Kohlekonzerns zum Ökostrom-Marktführer – seit Anfang 2018 nahezu verdoppelt auf 16,6 Mrd. Euro. Die RWE-Aktien schafften 2019 mit einem Kursplus von etwas mehr als 44 % den Sprung auf den dritten Platz im Dax. Steinkohle-Exit mit AuktionenEs geht beim Kohleausstieg neben 20 Gigawatt Braunkohle auch um milliardenschwere Entschädigungen für die beschleunigte Abschaltung von 21 Gigawatt Steinkohlekraftwerken bis 2038. So soll die Steinkohlekraftwerkskapazität bis Ende 2022 auf 15 Gigawatt reduziert werden und bis Ende 2030 auf 8 Gigawatt. Für die Steinkohle wird es Auktionen geben, bei denen derjenige Bieter zum Zug kommt, der für die Schließung die geringste Subvention fordert. Die Braunkohlekraftwerke dagegen sollen nach gesonderten Verhandlungen mit den drei Betreibern freiwillig vom Netz gehen.