Milliardenübernahme von Optiker Grandvision platzt
Reuters Amsterdam
Die 7,2 Mrd. Euro schwere Übernahme des niederländischen Optik-Filialisten Grandvision steht vor dem Scheitern. Ein Schiedsgericht in den Niederlanden hat überraschend entschieden, dass der für „Ray Ban“-Brillen bekannte und weltweit größte italienisch-französische Brillenkonzern EssilorLuxottica nicht mehr an sein Kaufangebot gebunden ist.
Grandvision, die in Deutschland mit der Kette „Apollo Optik“ vertreten ist, habe mehrere Verpflichtungen aus dem Kaufvertrag verletzt, befand das Schiedsgericht und gab damit der Schiedsklage von EssilorLuxottica statt. Die Niederländer, die weltweit mehr als 7000 Optiker-Filialen betreiben, werfen dem Kaufinteressenten vor, er suche nur nach einem billigen Ausweg, um sich aus der milliardenschweren Übernahmeofferte zurückzuziehen.
EssilorLuxottica erklärte am Montagabend nur, man prüfe Konsequenzen aus dem Schiedsspruch. Der von dem italienischen Milliardär Leonardo Del Vecchio geführte Konzern hatte Grandvision vorgeworfen, in der Coronakrise ohne Absprache mit ihm die Zahlungen an Lieferanten und die Betreiber der Filialen gestoppt und Staatshilfe beantragt zu haben.
Grandvision-Kurs bricht ein
Börsianer gehen davon aus, dass die Milliarden-Transaktion nicht mehr zustande kommt – jedenfalls nicht wie geplant. Grandvision-Aktien brachen am Dienstag an der Amsterdamer Börse um 7% auf 25,40 Euro ein, das Unternehmen verlor damit eine halbe Milliarde Euro an Börsenwert.
Die Papiere des Großaktionärs HAL Trust gaben um 4,3% nach. Die Analysten von KBC glauben aber nicht, dass EssilorLuxottica die Übernahme aufgeben werde, zumal sie strategisch sinnvoll sei und alle Kartellgenehmigungen bereits vorlägen. Del Vecchio werde vielmehr auf Nachverhandlungen dringen. Unterdessen will EssilorLuxottica beim Apollo-Optik-Rivalen Mister Spex einsteigen. Der Berliner Online-Optiker teilte am Dienstag mit, der italienisch-französische Brillenkonzern werde bei seinem Börsengang Aktien für 50 Mill. Euro zeichnen.