Millionenklage gegen Hugo Boss in New York
nok New York – Die negativen Folgen der Coronakrise für den stationären Einzelhandel beschäftigen in den USA zunehmend die Gerichte. Die amerikanische Tochter des deutschen Modekonzerns Hugo Boss streitet sich in New York jetzt vor dem Supreme Court des Bundesstaates um die Konditionen des Mietvertrages für ihre repräsentative Filiale am Columbus Circle, an der Südwestecke des Central Park.Der Vermieter, die Immobiliengesellschaft Related Cos., hatte Hugo Boss und andere Mieter der Einkaufspassage kürzlich auf die Zahlung rückständiger Mieten für die vergangenen Monate verklagt, in denen die Läden wegen der Corona-Pandemie geschlossen waren. Im Fall von Hugo Boss fordert Related eine Summe von knapp 4 Mill. Dollar. Die Jahresmiete der Filiale beträgt 8,3 Mill. Dollar.In einer Gegenklage fordert Hugo Boss die Aufhebung des bis Ende 2025 laufenden Mietvertrags und eine Mietreduzierung für die letzten Monate. “Der völlige Stillstand des geschäftlichen und täglichen Lebens in New York City hat den Zweck des Mietvertrags völlig und unvorhersehbar vereitelt und die Erfüllung unmöglich gemacht”, heißt es in der Klageschrift, die der Börsen-Zeitung vorliegt. In einer Stellungnahme bedauerte die Hugo-Boss-Tochter den Rechtsstreit, sieht sich allerdings zu diesem Schritt gezwungen. “Wir führten bis vor kurzem Gespräche mit dem Vermieter, um eine einvernehmliche Lösung zu finden.” Große BedeutungDie Filiale am Columbus Circle ist mit einer Fläche von knapp 1 400 Quadratmetern der größte Standort von Hugo Boss in den Vereinigten Staaten. Das US-Geschäft steuerte im vergangenen Jahr 14 % zum Gesamtumsatz bei. Damit waren die USA fast gleichauf mit Deutschland, dem umsatzstärksten Land. In diesem Jahr war der Umsatzrückgang in der Region Amerika, zu der neben den USA auch Kanada und Lateinamerika zählen, wegen der Pandemie und den damit verbundenen Geschäftsschließungen aber stärker ausgeprägt als in Europa (siehe Grafik). In den USA hatten sich neben der Pandemie auch die Unruhen und Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt im Mai und Juni negativ auf das Geschäft ausgewirkt.Der US-Einzelhandelsverband NRF hatte kürzlich die Hoffnung geäußert, dass Immobiliengesellschaften bei rückständigen Mieten Verhandlungsbereitschaft zeigen. “Die von staatlichen Konjunkturpaketen gestützten Verbraucherausgaben und Verhandlungen mit Vermietern haben dazu beigetragen, die Einzelhändler über Wasser zu halten”, sagte NRF-Lobbyist David French, der eine zusätzliche staatliche Unterstützung der Branche fordert. Nach einer im September veröffentlichten Umfrage des NRF und der Investmentbank PJ Solomon unter Spitzenmanagern großer Einzelhandelsketten gewährten Vermieter in mehr als der Hälfte der Fälle Mietentlastungen. Das häufigste Zugeständnis war der Aufschub von Mietzahlungen bis Ende 2020 oder 2021. Gap auf 107 Mill. verklagtGleichwohl nimmt auch die Zahl der juristischen Auseinandersetzungen zwischen Immobilienbetreibern und großen Einzelhandelsketten zu. Simon Property, der größte US-Betreiber von Einkaufszentren, verklagte die Bekleidungskette Gap wegen ausstehender Mieten in Höhe von 107 Mill. Dollar. Der Konzern wirft Gap vor, die Pandemie auszunutzen, um auf Mietnachlass zu dringen. In Manhattan sind neben der Klage von Related gegen Hugo Boss auch Klagen anderer Vermieter gegen bekannte Ketten wie H&M, Victoria’s Secret oder Valentino anhängig. “Mein Schreibtisch ist voll”, sagte ein betroffener Anwalt.Die Hugo-Boss-Filiale am Columbus Circle ist seit 9. September wieder geöffnet, unterliegt allerdings den üblichen Auflagen für räumliche Distanz, Maskenpflicht und begrenzte Zahl von Kunden. Die Ladenpassage unterhalb der beiden 53-stöckigen Bürotürme, in die ab Mitte 2021 die Deutsche Bank einziehen wird, gehörte mit guter U-Bahn-Anbindung und der Nähe zum Central Park einst zu den Top-Lagen in New York.Die ausbleibenden Touristen und der Trend zum Homeoffice machen das Geschäft für den Modekonzern fraglos schwierig. Um eine Überbelegung und Schlangen vor dem Eingang muss sich Hugo Boss keine Sorgen machen. Am jüngsten Donnerstagabend verloren sich gerade drei Kunden in dem Geschäft.