Mineralölkonzerne füllen ihre Kassen

Rutsch der Ölnotierungen spiegelt sich kaum in den Benzinpreisen wider

Mineralölkonzerne füllen ihre Kassen

Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtDer Benzinpreis ist seit dem Jahreshoch im April nur um rund 7 % gefallen, der Ölpreis (Brent) jedoch seit seinem Hoch im März um mehr als 22 %. Die Mineralölkonzerne haben also nur ein Drittel dessen an die Kunden weitergegeben, was sie seit den Spitzennotierungen im Einkauf einsparten. Dennoch sollten Autofahrer nicht darauf bauen, dass sich dieser prozentuale Unterschied in nächster Zeit einengt, denn in zwei Wochen rollt die erste Urlaubswelle des Sommers. Mit Preissenkungen an den Zapfsäulen ist in solchen Phasen nicht zu rechnen, auch wenn die Industrie beteuert, dass der Benzinpreis nicht von der Ferienzeit abhängig ist, sondern von der Entwicklung am Weltmarkt für Öl und seinen Derivaten – wofür der Gegenbeweis ja aber gerade in den vergangenen Monaten erbracht wurde. Auto wird trotzdem gefahrenDie Mineralölbranche macht sich die in Deutschland und fast allen anderen Industrieländern geringe Preis-Nachfrage-Elastizität zu nutze. Zwar wird viel über die Benzinpreise geschimpft, aber stehen gelassen wird das Auto deswegen noch lange nicht. So ist des Kraftfahrers Leid des Ölkonzerns Freud. Tatsächlich klettern die Kosten für Raffinierung und Vertrieb, etwa wegen strengerer Umweltauflagen und steigender Energiepreise (Strom, Gas), doch die hohen Einnahmen, die Aral/BP, Shell, Esso (ExxonMobil), Total und Jet (ConocoPhillips) – die zusammen über die Hälfte der Tankstellen in Deutschland kontrollieren – dank der nach wie vor hohen Spritpreise generieren, übertreffen diesen Kostenanstieg deutlich. Daher werden die Überschüsse, die nach Großbritannien, in die Niederlande und die USA sowie nach Frankreich zu den Muttergesellschaften überwiesen werden, am Ende dieses Quartals über den Analystenerwartungen liegen. Auch konzernweit dürften die Ergebnisse der Ölriesen über den Marktschätzungen liegen, da vielfach noch mit weit niedrigeren Spritpreisen kalkuliert wurde.Nach Angaben des ADAC kostet ein Liter Super “E 10” im bundesweiten Schnitt derzeit 1,57 Euro. Im April lag der Preis in der Spitze bei 1,70 Euro. Für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent mussten am Freitag 98 Dollar gezahlt werden. Das Jahreshoch liegt bei 126 Dollar.Vor allem die Schuldenkrise in Europa und Sorgen um den Verlauf der Weltwirtschaft drücken den Ölpreis. Marktkenner warnen allerdings, dass die Preise auch schnell wieder anziehen könnten, falls sich eine Lösung der Krise abzeichne.Technische Analysten verweisen indes darauf, dass Brent diverse Unterstützungen durchbrochen hat. Am Terminmarkt bestehen umfangreiche spekulative Long-Positionen, während an den physischen Märkten Angebotsüberschüsse und teils hohe Rohölvorräte Wirkung zeigen. Festlegen und beibehaltenDie hohen Benzinpreise haben zur parteiübergreifenden Front geführt. Kritisiert wird das “Oligopol” der Tankstellenbetreiber, so der niedersächsische Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP). Selbst von “Wucher” ist die Rede. Jüngst forderten die Wirtschaftsminister der Bundesländer, dass Tankstellenbetreiber den Benzinpreis schon im Voraus verbindlich festlegen und dann 24 Stunden lang beibehalten müssen. Die von der Bundesregierung geplante Benzinpreisbremse reicht ihnen nicht.