Minister Di Maio greift Atlantia an

5 Sterne wollen Autobahnkonzession entziehen - Unternehmen wehrt sich

Minister Di Maio greift Atlantia an

bl Mailand – Italiens Vizepremier Luigi Di Maio und die börsennotierte Infrastrukturgesellschaft Atlantia liefern sich einen ungewöhnlich heftigen öffentlichen Schlagabtausch, der wirtschaftliche Folgen für den Staat, aber auch das Unternehmen haben könnte. Nachdem Di Maio der zu 30 % von der Familie Benetton kontrollierten Gesellschaft mit dem Entzug der Konzession für den Betrieb von Autobahnen gedroht und das Unternehmen als “abgewirtschaftet” bezeichnet hatte, drohte Atlantia mit rechtlichen Schritten.Die Atlantia-Tochter Autostrade per l’Italia betreibt ein 2 850 Kilometer langes Autobahnnetz, zu dem die im August eingestürzte Autobahnbrücke von Genua gehört. Deren Reste sind am Donnerstag gesprengt worden. Di Maio wirft Atlantia vor, am Einsturz der Brücke schuld zu sein, weil die Wartung nicht vorschriftsmäßig erfolgt sei. Atlantia spricht infolge der Angriffe von Rufschädigung und behält sich juristische Schritte zur Verteidigung der eigenen Interessen, “aber auch der Interessen der Mitarbeiter, Aktionäre und Anleihehalter” vor. Sowohl der Industrieverband Confindustria als auch die Gewerkschaften forderten die Regierung zur Mäßigung auf. Der Aktienkurs von Atlantia war Mittwoch und Donnerstag um 5 % eingebrochen, bevor er sich leicht erholte.Doch Di Maio legte noch einmal nach und machte die Familie Benetton auch persönlich verantwortlich für den Brückeneinsturz. Zwar hatte die Regierungspartei 5 Sterne Atlantia kurz nach dem Brückeneinsturz schon mit Entzug der Konzession gedroht. Doch dass Di Maio das Thema nun so hochspielt, dürfte damit zu tun haben, dass er nach Wahlniederlagen innerparteilich stark unter Druck steht. Außerdem will er offenbar verhindern, dass Atlantia in einer Art “Kuhhandel” neben Staatseisenbahn, Staat und Delta bei der angeschlagenen Alitalia einsteigt und im Gegenzug die Autobahnkonzession behalten darf. “Atlantia war nie eine Option”, behauptet Verkehrsminister Danilo Toninelli von 5 Sterne. Es gebe genug Kandidaten.Zurückhaltend verhält sich 5-Sterne-Koalitionspartner Lega, deren Chef, Vizepremier Matteo Salvini, nur daran erinnert, dass Atlantia über 30 000 Mitarbeiter hat, deren Interessen es zu wahren gelte. Wer Fehler gemacht habe, müsse bezahlen. “Ich bin aber kein Richter”, sagte Salvini. Die Opposition forderte die Börsenaufsicht Consob auf, sich des Vorfalls im Namen der 50 000 Atlantia-Kleinaktionäre anzunehmen. Rechtlich ist das Vorgehen Di Maios höchst fragwürdig. Gerichtlich ist die Schuldfrage bisher nicht geklärt. Im Fall eines Entzugs der Autobahnkonzession, die bis 2038 vergeben wurde, drohen Rom Schadenersatzzahlungen von bis zu 25 Mrd. Euro.