Solartechnik

Minus 30%: SMA Solar nach Prognosesenkung im freien Fall

Der Solartechnik-Hersteller SMA Solar kann seine Prognosen nicht halten und verweist dabei auch auf Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Ausgang der Europawahl und der anstehenden Präsidenten-Wahl in den USA. Die Aktie bricht am Mittwoch um fast ein Drittel ein.

Minus 30%: SMA Solar nach Prognosesenkung im freien Fall

SMA Solar kürzt
Prognose für 2024 drastisch

Konzern hält Schwächung der Green-Deal-Ziele für möglich

Reuters/dpa-afx/kro Frankfurt

Beim Solartechnik-Zulieferer SMA Solar lahmt das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden. Das Unternehmen aus dem hessischen Niestetal strich seine Umsatz- und Gewinnprognose für dieses Jahr deshalb drastisch zusammen und schickte die ohnehin vor dem Abstieg aus dem MDax stehende Aktie am Mittwoch auf Talfahrt: Sie brach um 28% auf 30 Euro ein − den tiefsten Stand seit vier Jahren.

Der Umsatz werde 2024 nicht wie erwartet wachsen, sondern um bis zu ein Fünftel schrumpfen, das operative Ergebnis (Ebitda) sogar um bis zu drei Viertel zurückgehen, warnte der Hersteller von Wechselrichtern. Analysehäuser wie Oddo BHF, Metzler oder die Deutsche Bank kappten ihre Kursziele für die Aktie deutlich. Oddo und die DZ Bank senkten zudem ihre Einstufungen für die Titel.

Der Auftragseingang ziehe noch nicht an, weil Installateure und Händler immer noch auf vollen Lagern säßen, erklärte das Unternehmen. „Hinzu kommt eine Investitionszurückhaltung in einigen unserer Märkte in den Segmenten Home Solutions und Commercial & Industrial Solutions aufgrund anhaltend hoher Zinsen und des niedrigen Strompreises“, wie Finanzchefin Barbara Gregor der Börsen-Zeitung sagte. Einen strukturellen Nachfrageeinbruch sieht das Unternehmen derzeit zwar nicht. Es bestehe jedoch „eine neue Unsicherheit im Markt durch den Ausgang der Europawahlen und die am 5. November anstehenden Wahlen in den USA“.

Neuwahlen in Frankreich kein „direkter Auslöser“

Nach der Europawahl befürchten Experten Gegenwind für den von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ausgerufenen „Green Deal“, also die Transformation in Richtung Klimaneutralität. „Der Green Deal und damit auch der Net-Zero Industrial Act sind nur Rahmen, deren Ausgestaltung von der nationalen Umsetzung abhängen“, erklärte Gregor. „Mit einem Schwenk hin zu einer konservativeren Agenda könnten wir nationale Umsetzungen des NZIA sehen, die zwischen den Mitgliedstaaten und ihren jeweiligen Interessen stark variieren und damit die Gesamtziele des Green Deals schwächen.“ Die in Frankreich angesetzten Neuwahlen seien aber kein direkter Auslöser für die Prognosesenkung gewesen. Für das Projektgeschäft erwartet SMA zudem weiter starkes Wachstum.

2023 hatte SMA ihre Ziele dreimal angehoben. Am Ende landete der Umsatz bei 1,9 Mrd. Euro. Das Ebitda schoss auf 311 Mill. Euro hoch. Ins Jahr 2024 war das Unternehmen schon vorsichtiger gestartet. Der Umsatz sollte auf 1,95 bis 2,22 Mrd. steigen − nun erwartet SMA 1,55 bis 1,7 Mrd. Euro. Für das Ebitda hatte man sich schon auf einen Rückgang auf 220 bis 290 Mill. Euro eingestellt. Nun sollen es 80 bis 130 Mill. Euro werden. Zum Halbjahr könnten auch Abschreibungen fällig werden, warnte SMA. DZ-Analyst Thorsten Reigber nannte das Ausmaß der Gewinnwarnung „erschreckend“. Das Investorenvertrauen sei „schwer beschädigt“, da SMA mit dem Bericht für das erste Quartal noch Zuversicht ausgestrahlt habe.


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