Mit dem Kopf durch die Wand

Von Annette Becker, Düsseldorf Börsen-Zeitung, 8.10.2016 Die Hängepartie um die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann geht in die Verlängerung. Von einem Durchbruch an dem von Verdi initiierten "Runden Tisch" kann allerdings noch längst nicht...

Mit dem Kopf durch die Wand

Von Annette Becker, DüsseldorfDie Hängepartie um die Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann geht in die Verlängerung. Von einem Durchbruch an dem von Verdi initiierten “Runden Tisch” kann allerdings noch längst nicht gesprochen werden. Es sei denn, man meinte damit die von allen Beteiligten zur Schau getragene Kompromissbereitschaft. Ob und inwieweit diese gegeben ist, wird sich in den kommenden zehn Tagen zeigen. So lange zumindest ist die von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub angedrohte Zerschlagung auf Eis gelegt.Bis dahin haben sich die Unternehmenschefs von Edeka, Tengelmann, Rewe, Markant und Norma zudem ein Schweigegelübde auferlegt. “Die Parteien haben sich auf das Ziel verständigt, dass die Ministererlaubnis zur Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka nach Rücknahme der anhängigen Beschwerden umgesetzt werden kann und bis zum 17. Oktober eine einvernehmliche Einigung gefunden wird”, durfte Verdi am Donnerstag noch frohlocken. Mehr Details gibt es frühestens am 18. Oktober.Doch selbst das dürftige Statement legt offen, dass eine Einigung das Ziel, aber keineswegs das Ergebnis sein muss. Denn klar ist auch, dass die Streitparteien – Edeka/Tengelmann auf der einen und Rewe, Markant und Norma auf der anderen Seite – bis dato auf ihren Positionen beharren.Das verwundert insbesondere bei Edeka, die unverändert am Vollzug der Ministererlaubnis festhält – unbesehen der damit verbundenen Auflagen und der Tatsache, dass ein Kompromiss die Abgabe eines Teils der Märkte erfordert. Denn ohne Zugeständnisse – hieb- und stichfest formuliert – werden die Rivalen ihre Klagen vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf (OLG) gegen die Sondererlaubnis aus Berlin nicht zurückziehen. Aufgrund der Beschwerden hatte das OLG die Ministererlaubnis Mitte Juli außer Kraft gesetzt.Haubs Motivation, auf den Vollzug der Ministererlaubnis zu pochen, liegt dagegen auf der Hand, kann er doch nur auf diesem Weg die ungeliebte Supermarktkette auf einen Schlag loswerden. Im Falle der Zerschlagung bliebe die Familie dagegen nicht nur auf den unattraktiven Standorten der Supermarktkette sitzen, sondern müsste sich auch um die Abwicklung der Produktions- und Logistikstandorte sowie des Verwaltungsstandorts kümmern.In die missliche Lage allerdings hatten sich die beiden Heiratskandidaten vor zwei Jahren selbst manövriert, wollten sie doch von Anfang an mit dem Kopf durch die Wand. Weder machten sie dem Kartellamt ausreichende Zugeständnisse, noch nahmen sie die Kampfansage der Wettbewerber ernst – fast so als hätten sie die Ministererlaubnis schon in der Tasche. ——–Wie groß die Kompromissbereitschaft ist, wird sich in den kommenden zehn Tagen zeigen.——-