Mit DHL Express schlägt die Deutsche Post Rekorde
wb Frankfurt – Die seit der Gewinnwarnung der Deutschen Post Anfang Juni unter die Räder gekommene Aktie hat am Dienstag wieder zugelegt: Der Bonner Dax-Konzern hält zumindest an der gesenkten Ertragsprognose fest und macht auch keine Abstriche an dem ambitionierten Ausblick für 2020. Der Kurs legte um 3,8 % auf über 30 Euro zu und die Aktie setzte sich an die Dax-Spitze.Die Diskussion über die hausgemachten Probleme in der Sparte Brief/E-Commerce/Parcel (PeP) überdeckt Erfolge von DHL Express: Die operative Marge sei auf den Rekordwert von 12,8 % gestiegen, sagt CFO Melanie Kreis dazu. Basis dafür seien kontinuierliche Investitionen in die Infrastruktur. Nach dem Ausbau der zentralen Hubs in Brüssel und Hongkong gehe DHL nun die Erneuerung der Langstreckenflotte an. Ist bei Express viel Licht, so wirft das Paketgeschäft Schatten. Mit dem anhaltenden Paketwachstum seien die Kosten stark gestiegen, gleichzeitig sinken die Post-Volumina “strukturell bedingt”, wie Kreis sagt. Das schmälere das operative PeP-Ergebnis. Der Rückgang wirke sich auf das Konzernresultat aus, das im zweiten Quartal mit 747 Mill. Euro um 11,2 % unter dem des Vorjahres blieb. Die Gruppe habe es mit Herausforderungen zu tun, “die wir aus eigener Kraft bewältigen können – und werden. Wir haben definitiv kein Marktproblem”, betont Kreis. Die Organisation sei in Teilen zu kompliziert aufgestellt, und die indirekten Kosten seien zu rasch gewachsen. Dies hatte auch CEO Frank Appel moniert (vgl. BZ vom 24. Juli). Und die Erträge waren nicht mit dem Florieren des E-Commerce mitgewachsen, hatte der Vorstandschef kritisiert. Der für die Sparte zuständige Vorstand Jürgen Gerdes musste seinen Hut nehmen, Appel leitet das Geschäft nun selbst. Und er muss es drehen, denn nach wie vor verfolgen er und Kreis das Ziel, 2020 ein Ebit von 5 Mrd. Euro vorweisen zu können, zu denen PeP immerhin 1,7 Mrd. Euro beisteuern soll.Appel will nun nicht nur die Kosten senken, sondern peilt offenbar auch eine Portoerhöhung an, und zwar auf einen Rutsch in einem größeren Ausmaß und auf eine längere Zeit als bisher mit den Trippelschritten, die mit dem Regulierer vereinbart wurden. Doch trägt das Porto in einer überschaubaren Dimension zum Ergebnis bei. In der PeP-Sparte, die seit Jahren vom wachsenden Onlinehandel profitiert, brach das operative Ergebnis (Ebit) im Quartal um 58,5 % auf 108 Mill. Euro ein. Zum Vergleich: DHL Express legte um 10,2 % auf 517 Mill. Euro zu. Auch die Frachtsparte machte Fortschritte: Hier legte das Ebit um 56,7 % auf 105 Mill. Euro zu und lieferte damit in etwa gleich viel ab wie PeP. Um ein Viertel gekapptFür 2018 war die Prognose im Juni um fast ein Viertel auf 3,2 Mrd. Euro zusammengestrichen worden. Zunächst belastet nun das Restrukturierungspaket das Ergebnis im weiteren Jahresverlauf. Im Wesentlichen geplant seien Aufwendungen von 500 Mill. Euro in diesem Jahr. Kernelement ist ein Vorruhestandsprogramm für Beamte in indirekten Funktionen. Die jährliche Erhöhung der Paketpreise für Geschäftskunden werde vor dem Hintergrund gestiegener Transport- und Personalkosten in diesem Jahr stärker ausfallen als früher, kündigt Kreis an. Dabei liege ein Fokus der Anpassungen auf sperrigen und schweren Sendungen, deren Bearbeitung komplexer und aufwendiger sei. Aufgeräumt werden soll unter den zahlreichen neuen Aktivitäten. “Der boomende Onlinehandel ist und bleibt der Wachstumstreiber Nummer 1 für unser deutsches und internationales Paketgeschäft”, betont Appel. Im Gesamtjahr sollen die Investitionen konzernweit um 200 Mill. auf etwa 2,5 Mrd. steigen, wobei die Erneuerung der Interkontinentalflotte von Express fremdfinanziert werde. Der freie Cash-flow sank im Quartal investitionsbedingt von 385 Mill. auf 288 Mill. Euro. Wiewohl alle vier Sparten im Umsatz zulegten, verharrten die Konzerneinnahmen im Halbjahr bei 29,8 Mrd. Euro; 2017 war der Marketingdienstleister Williams Lea an Finanzinvestoren veräußert worden.