Mit Mifid II droht Verlust der Research-Abdeckung

DAI: KMU müssen selber aktiv werden - Emittenten sollen auch für Verbreitung bezahlter Studien sorgen

Mit Mifid II droht Verlust der Research-Abdeckung

ck Frankfurt – Die Anfang 2018 in Kraft tretende EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II wird die Regeln für die Bereitstellung von Research-Dienstleistungen grundlegend verändern. Das wird nicht nur erhebliche Konsequenzen für die Anbieter und Bezieher von Research-Dienstleistungen wie Analysestudien, Unternehmensgesprächen und Roadshows haben. Auch für die Emittenten ergeben sich mit den neuen Regeln gravierende Folgen.Insbesondere kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) sind betroffen, weil sie Gefahr laufen, aufgrund einer geringeren Verfügbarkeit von Research im Extremfall gar nicht mehr von Analysten beachtet zu werden und damit vom Radar der Investoren zu verschwinden.In einem Papier, das die Deutsche Börse mit dem deutschen Fondsverband BVI, dem Deutschen Aktieninstitut, dem DIRK – Deutscher Investor Relations Verband und der DVFA – Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management erarbeitet wurde, werden die kleineren Emittenten darauf aufmerksam gemacht, dass sie handeln müssen, um auch künftig die nötige Aufmerksamkeit der Investoren zu gewährleisten. Weniger Investoren erreichbarNach den neuen Unbundling-Regeln müssen Broker Investoren Research künftig separat berechnen, dürfen es also nicht mehr an Transaktionsgeschäft gekoppelt in einem Gesamtpaket zu Verfügung stellen. Investoren wiederum müssen Research separat bezahlen. Damit werde die Bepreisung von Research transparenter, erläuterte Gerrit Fey, Leiter Kapitalmarktpolitik des DAI, am Donnerstag in einem Pressegespräch. Das werde zur Folge haben, dass die Coverage von Unternehmen abnehmen wird und Investoren von weniger Anbietern Research beziehen werden. Für Emittenten bedeute dies, dass es weniger Research über sie geben wird und weniger Investoren erreichbar werden, weil die Broker-Listen gekürzt werden. Relevant sei dies vor allem für KMU. Sie müssten selber aktiv werden und sich die Frage stellen, ob sie mehr Bezahlt-Research selber finanzieren und mehr in die Investor Relations investieren.Eine Umfrage der DVFA habe ergeben, dass sich das Research-Universum der Broker um 30 % reduzieren wird, so Ralf Frank, Geschäftsführer der DVFA. “Wir gehen davon aus, dass die Analystenpopulationen und die Broker-Listen reduziert werden. Viele Emittenten werden sich selbst um Research bemühen müssen.” Frank erwartet, dass unabhängiges Research, das in Deutschland weit weniger verbreitet sei als im Ausland, unter den neuen Regeln hierzulande stark wachsen wird. “Ferner gehen wir davon aus, dass viele Investoren Buy-Side-Research aufbauen werden. Ein Teil der Research-Kapazitäten, die auf der Sell Side sind, werden auf die Buy Side wechseln.””Wenn kleine und mittelgroße Unternehmen nicht selbst handeln, werden sie vom Research komplett abgeschnitten sein”, warnte Kay Bommer, Geschäftsführer des DIRK. Bezahlt-Research sei in Deutschland wenig entwickelt, doch das werde sich ändern. “Emittenten werden Research bezahlen, in dem Wissen, dass nicht nur ein Buy draufsteht.” Über die Zeit werde unabhängiges Research an Qualität gewinnen und sein Ruf sich verbessern.Neben der Finanzierung von Research, um die institutionelle Reichweite zu gewährleisten, werden Unternehmen den Autoren des Papiers zufolge darüber hinaus selber auf Investoren zugehen müssen, da Broker weniger Investor-Relations-Dienstleistungen anbieten werden. Dabei gelte es, die finanzielle Mittel möglichst effektiv einzusetzen. Dies betreffe zum einen die Auswahl von geeigneten Research-Anbietern und zum anderen den Umfang der Dienstleistung. Es werde darauf ankommen, nicht nur Analysen erstellen zu lassen, sondern auch dafür Sorge zu tragen, dass diese in Umlauf gebracht werden und den Investoren im Dialog erläutert wird.