Mit neuer Strategie will Unilever stärker wachsen
md Frankfurt
Die britische Unilever hat mit ihren Zahlen für das vierte Quartal bzw. das Gesamtjahr 2020 die Umsatzerwartungen der Analysten erfüllt, die operative Marge blieb jedoch deutlich unter den Schätzungen. Mittels einer neuen Wachstumsstrategie will es der Konsumgüterkonzern auf längere Sicht schaffen, jährlich ein Umsatzwachstum aus eigener Kraft zwischen 3 und 5% zu erreichen. Dabei soll das Gewinnwachstum auf vergleichbarer Basis über dem Erlöszuwachs liegen. Dazu beitragen sollen Kostensenkungen; dadurch will Unilever jährlich 2 Mrd. Euro einsparen.
Erwartungen verfehlt
Im vierten Quartal 2020 sanken die Erlöse den Angaben zufolge im Jahresvergleich auf 12,1 (i.V. 12,6) Mrd. Euro. Die Umsätze in China und Indien seien jedoch im hohen einstelligen Prozentbereich gestiegen. Auch die Erlöse in den Industrieländern hätten sich im Schlussquartal um fast 3% erholt, während in den Schwellenländern die Erholung insgesamt die Markterwartungen verfehlt habe.
Die Märkte USA, China und Indien steuern rund 35% zum Konzernumsatz bei. Hier gelte es noch stärker zu werden, hieß es. Darüber hinaus will Unilever vor allem in schnell wachsenden Schwellenländern Erfolge erzielen. Eine große Rolle spielt die Digitalisierung, da Kunden immer mehr im Internet kaufen. Daher soll der Fokus auch stärker auf den E-Commerce gerichtet werden.
Im Gesamtjahr setzte Unilever organisch – das heißt ohne Zu- und Verkäufe sowie Wechselkurseffekte – mit 50,72 Mrd. Euro 1,9% mehr um als 2019, aber etwas weniger, als Analysten im Schnitt geschätzt hatten (50,81 Mrd.). Nominal verzeichnete der Konzern 2020 dagegen ein Minus von 2,4%; dies war nach Unternehmensangaben negativen Währungseffekten geschuldet. Unter dem Strich fiel der Gewinn nach Anteilen Dritter auf 5,58 (6,63) Mrd. Euro.
Wie das Unternehmen mitteilt, setzt das Management unter CEO Alan Jope auf eine neue Wachstumsstrategie. Unilever will sich künftig mehr auf Lifestyle- bzw. Wachstumsprodukte konzentrieren, die bei jüngeren Käufern hoch im Kurs stehen. Zur Neuausrichtung des Produktportfolios gehört auch ein Teilverkauf des Teegeschäfts, an dem Unilever weiter arbeite, sagte Jope.
„Wir haben unser Geschäft im Frühjahr auf wettbewerbsfähiges Wachstum und die Generierung von Gewinnen und Barmittel fokussiert. Dies halten wir für den besten Weg zur Wertmaximierung“, sagte der Schotte. Das Resultat seien gewonnene Marktanteile in mehr als 60% der Konzerngeschäfte. Zwar dürfte auch 2021 wegen der Pandemie noch sehr schwankungsanfällig sein, „doch wir beginnen das Jahr in guter Form und sind zuversichtlich, dass wir uns an das sich schnell ändernde Umfeld anpassen können“.
Mit der anvisierten Wachstumsspanne von 3 bis 5% kehrt Konzernchef Jope zu seinem alten Ziel zurück. Ursprünglich war auch für 2020 ein Umsatzplus in der unteren Hälfte dieser Spanne geplant, doch wegen der Corona-Pandemie musste er im Frühjahr die Ziele streichen. Während das Geschäft mit Kosmetik (z.B. Dove) und sogar Lebensmitteln (Langnese, Knorr u.a.) unter den Einkaufsbeschränkungen litt, erlebte man einen Boom bei Hygieneartikeln wie Seife und Toilettenreiniger.
Unilever hatte im vergangenen Jahr auf Druck von Investoren der niederländisch-britischen Doppelstruktur ein Ende gesetzt. Das Unternehmen agiert jetzt nur noch allein von der Zentrale in London aus.
Unilever | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Umsatz | 50 724 | 51 980 |
Operativer Gewinn | 8 303 | 8 708 |
in % vom Umsatz | 16,4 | 16,8 |
Nettoergebnis | 5 581 | 5 625 |
Gewinn je Aktie (Euro) | 2,12 | 2,14 |
Operativer Cash-flow | 9 058 | 8109 |
Freier Cash-flow | 7671 | 6132 |
Nettoschulden | 20 928 | 23 051 |
Börsen-Zeitung |