IM INTERVIEW: WERNER BRANDT

"Mit Wachstum auf der Softwareseite nicht zufrieden"

Der Finanzvorstand von SAP will nach einem schwachem Auftaktquartal Geschäft in Asien nachholen

"Mit Wachstum auf der Softwareseite nicht zufrieden"

– Herr Brandt, SAP hat sich zum Jahresauftakt besser als die Konkurrenz geschlagen, im Lizenzgeschäft aber enttäuscht. Warum?Zunächst ist es wichtig zu sehen, dass wir bei unseren Software- und Cloudsubskriptionserlösen insgesamt sehr stark gewachsen sind. Mit einem währungsbereinigten Erlöszuwachs von 25 % haben wir Marktanteile gegenüber unseren Wettbewerbern gewonnen. Auch unter Hinzunahme der Supporterlöse liegt unsere Wachstumsdynamik mit 14 % über unserem Ausblick für das Gesamtjahr. Auf der Umsatzseite ist das eine sehr starke Leistung.- Die Region Asien-Pazifik und Japan fällt allerdings etwas aus der Rolle und drückt auf die Dynamik im Lizenzgeschäft.Es ist richtig, dass wir mit dem Wachstum von 5 % auf der Softwareseite nicht zufrieden sein können. Diese Entwicklung ist wesentlich geprägt durch das negative Wachstum in Asien. Dafür gab es ausschließlich interne Gründe. Die Pipeline zum Jahresanfang war nicht stark genug. Zusätzlich hatten wir in einzelnen Ländern vakante Positionen im Top-Management zu besetzen, was länger gedauert hat als ursprünglich angenommen. Gekoppelt mit der durch den Regierungswechsel in China klar erkennbaren Investitionszurückhaltung chinesischer Staatsbetriebe zu Beginn des Jahres hat das dazu geführt, dass wir in der Region einen Rückgang im Softwaregeschäft verzeichnen mussten. Wir sind zuversichtlich, dass wir das im zweiten Quartal aufholen werden.- Die Region Europa, der Mittlere Osten und Afrika sowie Amerika sind besser als erwartet gestartet. Wie wird es in den nächsten Monaten weiter gehen?Wir haben unseren Ausblick für das Gesamtjahr bestätigt, basierend auf unseren soliden Ergebnissen im ersten Quartal und auf dem, was wir für den Rest des Jahres in unserer Pipeline sehen. Vor diesem Hintergrund sind wir überzeugt, unsere finanziellen Ziele für 2013 zu erreichen.- Unter dem Strich hat SAP zugelegt. Ist das allein der gesunkenen Steuerquote zu verdanken?Nein, auch die operativen Marge hat währungsbereinigt um 30 Basispunkte zugelegt, obwohl unsere Akquisitionen in der Cloud in 2012 einen negativen Effekt von 80 Basispunkten hatten. Das zeigt, dass wir die Effizienz unseres Kerngeschäfts deutlich gesteigert haben. Ich gehe davon aus, dass wir beim Betriebsergebnis auch in den nächsten Quartalen eine solide Performance sehen werden. Die Reduktion der effektiven Steuerquote geht im Wesentlichen auf Steuern für Vorjahre zurück.- Das Steuergebaren von Unternehmen ist zuletzt in die Kritik geraten. Könnte SAP Ähnliches blühen?Nein. Die Kritik die Sie ansprechen, bezieht sich auf US-Unternehmen und wie diese mit ihren internationalen Aktivitäten umgehen. Bei SAP wird das intellektuelle Kapital von der SAP AG gehalten, zwei Drittel unseres Steueraufwands fällt in Deutschland an, und das obwohl wir hier nur noch 14 % unseres Umsat zes erzielen.- Ist SAP in punkto Kostendisziplin zum Auftakt voran gekommen?Ja, deutlich. Sie sehen an der Margenausweitung, dass wir Kostendisziplin üben und diese auch Erfolg hat. Vor allem bei Neueinstellungen haben wir eine ganz andere Situation. Im ersten Quartal haben wir etwa 180 Mitarbeiter neu eingestellt, im Vorjahr waren es fast 1 800 – zuzüglich weiterer 1 900 Mitarbeiter aus der Übernahme von Success Factors. Jetzt geht es darum, die Produktivität dieser Mitarbeiter zu erhöhen. Dabei machen wir große Fortschritte.- Sie haben einen integrierten Geschäftsbericht für 2012 vorgelegt, der auch nichtfinanzielle Kennzahlen ausweist. Spielt das in der Kommunikation mit Investoren überhaupt eine Rolle?In der klassischen Kapitalmarktkommunikation spielt das Thema Nachhaltigkeit noch keine sehr prominente Rolle, aber mehr und mehr Fonds stellen entsprechende Anforderungen an ihre Portfoliounternehmen. Unser integrierter Bericht soll klarmachen, dass Nachhaltigkeit für uns ein wesentliches Unternehmensziel ist. Wir wollen hier eine Vorreiterrolle einnehmen.—-Das Interview führte Stefan Paravicini.