Mitarbeiter melden mehr Missstände
hek Frankfurt – Hinweisgebersysteme stoßen bei Unternehmen und Mitarbeitern zunehmend auf Akzeptanz. Die Zahl der Meldungen über Missstände habe sich in den vergangenen sieben Jahren verfünffacht, teilt die Münchner EQS Group mit. Im vergangenen Jahr seien im Schnitt 2,5 Fälle pro tausend Mitarbeiter gemeldet worden, 2014 seien es erst 0,5 gewesen. Besonders häufig würden Missstände in der Baubranche, in sozialen Einrichtungen sowie in Banken und Versicherungen gemeldet.
Diese Angaben beruhen auf einer Befragung von mehr als 80 Unternehmen mit insgesamt 2,4 Millionen Mitarbeitern, die das Hinweisgebersystem von EQS nutzen. Das Unternehmen bezeichnet sich als europäischer Marktführer für solche Systeme. „Whistleblowing ist kein Nischenthema mehr, sondern längst in der Gesellschaft angekommen“, schlussfolgert EQS-Vorstand Marcus Sultzer. Die Autoren mahnen eine schnelle Umsetzung der EU-Whistleblower-Richtlinie an. Die Frist dafür war im Dezember vergangenen Jahres abgelaufen. Dennoch hätten nur wenige Länder wie Schweden, Dänemark und Portugal ein nationales Gesetz zum Schutz von Hinweisgebern eingeführt.
Ein wichtiger Faktor für Whistleblower sei die eigene Anonymität. Bei 65% der Unternehmen erfolgten mehr als die Hälfte der Erstmeldungen ohne Angaben zur Identität. Denn viele Hinweisgeber fürchteten Repressalien, wenn sie auf Missstände aufmerksam machen.
Die Hinweise kommen der Studie zufolge nicht nur von eigenen Mitarbeitern, sondern auch von Lieferanten, Partnern und aus der allgemeinen Öffentlichkeit. Bei 26% der Unternehmen seien mehr als ein Viertel der Erstmeldungen von Externen gekommen. Bei 11% betrage der Anteil mehr als die Hälfte. Bei 87% der befragten Firmen und Organisationen hätten Externe die Möglichkeit, auf Missstände hinzuweisen.
Bei den angebotenen Kategorien dominieren Verhaltenskodizes, Finanzkriminalität und Korruption. Denunziantentum ist der Befragung zufolge wenig verbreitet. 78% der Unternehmen hätten angegeben, dass der Anteil missbräuchlicher Meldungen unter 2% liege, bei 43% seien es weniger als 1%. Überwiegend auf Ablehnung stößt bei Unternehmen die US-Praxis, Hinweisgeber finanziell zu belohnen. 72% hätten sich dagegen ausgesprochen. Dafür seien 22%.