Mittelstand kommt schwer an Kredite

Euler Hermes ermittelt Finanzierungslücke von 400 Mrd. Euro - Anteil an Wirtschaftsleistung gesunken

Mittelstand kommt schwer an Kredite

hek Frankfurt – Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus der Eurozone haben nach wie vor Schwierigkeiten, an Kredite zu kommen. Das zeigt eine Analyse des Kreditversicherers Euler Hermes. Allerdings hat sich die Situation der Studie zufolge zwischen 2015 und 2018 verbessert. Demnach ist die Finanzierungslücke für KMU von 6 % des Bruttoinlandsprodukts auf 3 % gesunken.”In der Eurozone kommen kleine und mittelständische Unternehmen leichter an Kredite als noch vor vier Jahren”, sagt Kai Gerdes, Chefanalyst von Euler Hermes Rating. Dennoch würden in Europa weiterhin rund 400 Mrd. Euro fehlen. Amerikanische Unternehmen hätten nach wie vor die Nase vorn.Die Größe der Finanzierungslücke stuft der nach eigenen Angaben weltweit führende Kreditversicherer angesichts der dauerhaft niedrigen Zinsen als “durchaus überraschend” ein. Als Grund nennt Euler Hermes die strenge Regulierung in Europa, die mit geringerem Risikoappetit der Banken einhergehe. Ein weiterer Punkt sei die mangelnde Diversifizierung bei der Finanzierung. In Europa deckten KMU rund 70 % der externen Finanzierung über Bankkredite. In den USA liege dieser Anteil nur bei 40 %. Alternative Finanzierungsformen gewännen zwar in Europa an Bedeutung, was Gerdes als “Lichtblick für die hiesigen Mittelständler” wertet. Sie seien aber in anderen Ländern, insbesondere in den USA, wesentlich weiter verbreitet. Abhängig von BankenInsbesondere für eher bonitätsschwache, stark verschuldete KMUs sei es weiter schwierig, an Finanzierungen zu kommen. Diese Firmen seien noch stärker von Bankkrediten abhängig als 2015.”Das häufig sehr stark spezialisierte Geschäftsfeld macht europäische Mittelständler weniger flexibel und damit anfälliger für Krisen”, sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. “Sie haben meist kein Rating und damit nur eingeschränkt Zugang zu alternativen Finanzierungsformen.” Folge sei die große Abhängigkeit von den Bankkrediten. Im Krisenfall oder bei schlechter Bonität würden die Kreditquellen schneller versiegen als die von größeren Unternehmen.Die rekordniedrigen Zinsen für Bankdarlehen und die höhere Verfügbarkeit von Krediten aufgrund der Unterstützung durch die EZB hätten zu dem Rückgang der Finanzierungslücke ebenso beigetragen wie die höhere Verfügbarkeit von Finanzquellen aus dem Nichtbankensektor und die rückläufige Kreditnachfrage in südeuropäischen Ländern, heißt es in der Studie.Innerhalb Europas fällt das Bild laut Euler Hermes heterogen aus. Am größten sei die Finanzierungslücke in den Niederlanden mit 22 % des Bruttoinlandsprodukts. Auch in Belgien (14 %), Frankreich (9 %) und Italien (4 %) sei es für Mittelständler vergleichsweise schwer, an Kredite zu kommen. Deutschland liege mit 3 % im Durchschnitt. In Spanien deckten sich Angebot und Nachfrage, was vor allem an der gesunkenen Kreditnachfrage liege. In den USA sei die Finanzierungslücke mit 2 % der Wirtschaftsleistung geringer als in der Eurozone. Die große Lücke in den Niederlanden, Belgien und Frankreich führt Euler Hermes auf eine relativ hohe Verschuldung der dortigen Mittelständler und auch auf die höhere wirtschaftliche Aktivität zurück. In Italien sei der Zugang zu Finanzierungen weiter schwierig und die Kreditnachfrage gesunken. Warnsignal”Eine Finanzierungslücke ist ein deutliches Warnsignal – nicht nur für die Mittelständler selbst”, sagt van het Hof. Der Mittelstand sei entscheidend für die europäische Wirtschaft. Er mache 99 % aller Unternehmen in der Region aus, die außerhalb des Finanzsektors tätig sind. Ein anhaltendes Auseinanderklaffen bei der Finanzierung könne zu geringerem Wachstum bei Investitionen führen, wenn diese nicht aus eigenen Mitteln gestemmt werden könnten. Das wiederum könne Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftswachstum in der Region schwächen.