Mobilfunkfirmen sagen Fusion ab

TeliaSonera und Telenor beugen sich in Dänemark EU-Veto - M&A-Fantasie im Sektor verpufft

Mobilfunkfirmen sagen Fusion ab

Die Hoffnung der europäischen Telekombranche auf eine weitergehende Konsolidierung hat einen schweren Rückschlag erlitten, nachdem die EU den geplanten Zusammenschluss der Mobilfunktöchter von TeliaSonera und Telenor in Dänemark untersagt hat. Telekom-Aktien gingen auf Tauchstation.Von Heidi Rohde, FrankfurtDie Nachricht ist im Telekomsektor wie eine Bombe eingeschlagen. TeliaSonera und Telenor geben den Plan zum Zusammenschluss ihrer Mobilfunktöchter in Dänemark auf, nachdem von der EU-Kommission keine Genehmigung erreicht werden konnte. Der Branchenindex Stoxx Telecommunications sackte am Freitag um mehr als 2 % ab, die Telenor-Aktie gab 3,8 % nach, TeliaSonera-Titel brachen in Stockholm um 8,7 % ein. Hierzulande fiel die T-Aktie um 1,9 %, Orange rutschten in Paris um 3,9 % ab.Das Veto der Wettbewerbshüter nährt nicht nur Zweifel an den Erfolgsaussichten anstehender Genehmigungsverfahren wie dem Merger von O2 UK und 3 UK, sondern gilt als Schuss vor den Bug für mögliche weitere Deals in der Pipeline, die zuletzt vor allem in Frankreich und Spanien erwartet wurden. Es sei nicht möglich gewesen, sich mit Brüssel auf “akzeptable” Bedingungen zu einigen, teilten die beiden Unternehmen mit, die Reuters zufolge immerhin angeboten hatten, einem neuen Marktteilnehmer 40 % der Netzkapazität in einem neuen Infrastrukturunternehmen zu überlassen. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, die selbst Dänin ist, hatte jedoch erklärt, für sie sei der Erhalt von vier Mobilfunkanbietern in dem skandinavischen Land mit nur knapp 6 Millionen Einwohnern vorrangig.TeliaSonera und Telenor wollten aus der Nummer 2 und 3 in Dänemark den neuen Marktführer mit rund 3,5 Millionen Kunden und 9 Mrd. dkr Umsatz zimmern, vor einer in etwa gleich großen TDC und der Hutchison-Tochter 3 Danmark, die durch den Schulterschluss aufs Abstellgleis zu geraten drohte. Mit der Fusion sollten Synergien von 800 Mill. dkr (108 Mill. Euro) gehoben werden, durch die die Unternehmen Mittel für Investitionen freisetzen wollten.Dieses Argument hatte zuletzt in Brüssel mehrfach verfangen. So hatte die EU nach jeweils zähen Prüfverfahren den Zusammenschluss von Orange und 3 Austria sowie hierzulande die Übernahme von E-Plus durch Telefónica Deutschland genehmigt. In beiden Fällen hatten die Unternehmen u.a. argumentiert, dass angesichts des scharfen Wettbewerbs- und Preisdrucks im Markt die Ertragskraft ansonsten nicht ausreiche, um die milliardenschweren Investitionen in neue breitbandige Netzinfrastruktur zu stemmen.Die letztlich positive Entscheidung der EU hatte die Branche ermutigt, weitere Deals auszuloten. Dabei standen weniger länderübergreifende Transaktionen im Vordergrund, obwohl hier mit der Akquisition von Everything Everywhere (EE) und dem Einstieg von Deutscher Telekom bei BT Group ebenfalls ein großer Deal zur Prüfung bei der EU liegt. Der Fokus liegt aber auf der Konsolidierung innerhalb einzelner Märkte, weil diese ungleich höhere Synergien verspricht.Dabei schauen alle Augen auf Frankreich und Spanien, wo Bougues Telecom und Yoigo als Übernahmeziele gelten. Vor allem im französischen Markt, dessen Preisgefüge durch Iliad heftig durchgeschüttelt wurde, gilt der Kauf von SFR durch Altice nicht als letztes Wort. Der unter Druck geratene Marktführer Orange hatte zuletzt ganz offen im kommenden Jahr weitere Konsolidierungsanstrengungen angekündigt. Zuvor schon WarnschussIndes hatte Vestager schon vor einiger Zeit durchblicken lassen, dass sie dem Argument, dass eine Marktkonsolidierung die Investitionsbereitschaft erhöhe und Verbesserungen für die Verbraucher bringe, keinen Glauben schenkt. Stattdessen verwies sie auf “erwiesene Segnungen des Wettbewerbs” und erklärte, dass namentlich in Frankreich, die Investitionen erst nach dem Markteintritt der Iliad-Tochter Free signifikant angezogen hätten. Experten hatten zudem vor kurzem gewarnt, dass die EU mit den Ergebnissen der Auflagen für die durchgewunkenen Deals in Deutschland und Österreich unzufrieden sein könnte und sich darauf also nicht bauen lasse, um eine weitere Konsolidierung voranzubringen.