Insolvenzantrag für deutsche Gesellschaften

Modekette Esprit muss erneut restrukturieren

Die Modekette Esprit muss nach 2020 erneut sanieren. Das Unternehmen verhandelt unterdessen mit einem Investor, der sich offenbar für die Markenrechte interessiert.

Modekette Esprit muss erneut restrukturieren

Modekette Esprit muss erneut restrukturieren

1.500 Beschäftigte betroffen – Gespräche mit Investoren laufen

sar Frankfurt

Die Esprit-Gesellschaften in Deutschland sollen über eine Insolvenz in Eigenverwaltung neu aufgestellt werden. Es ist das zweite Restrukturierungsverfahren für die Modekette, die während der Corona-Pandemie 2020 bereits ein Schutzschirmverfahren durchlaufen hat. Die in Hongkong gelistete Modekette mit operativen Zentralen in Ratingen und in Hongkong musste im März bereits die Retail-Gesellschaften in der Schweiz und in Belgien in die Insolvenz schicken.

Die am Mittwoch gestellten Anträge betreffen die Gesellschaft Esprit Europe sowie sechs weitere deutsche Gesellschaften. Der Geschäftsbetrieb bei Esprit soll bis auf Weiteres weiterlaufen. Die Insolvenzanträge betreffen insgesamt 1.500 Beschäftigte.

Ziel sei es, das maßgeblich aus Deutschland geführte europäische Geschäft „zu restrukturieren und zukunftsfähig neu aufzustellen“. Welche Auswirkungen die Verfahren auf Gruppengesellschaften in anderen europäischen Ländern haben, ist einer Unternehmensmitteilung zufolge „noch nicht abzuschätzen“.

Esprit führt Gespräche mit Finanzinvestor

Esprit verhandelte bereits vor der Antragstellung mit einem Finanzinvestor, der dem Unternehmen zufolge im Rahmen eines Fortführungskonzepts „Interesse an wesentlichen Teilen der Vermögenswerte“ bekundet habe. Nun seien Verhandlungen über den Erwerb der Markenrechte für Europa „in einem fortgeschrittenen Stadium“. Inwieweit der Investor darüber hinaus auch Mittel für das operative Geschäft bereitstellen würde, ist nicht bekannt.   

Esprit Europe mit Sitz in Ratingen bei Düsseldorf ist die Obergesellschaft für Esprit in Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich, die skandinavischen Länder, Polen und Großbritannien und übt für dieses Management- und Kontrollfunktionen aus. Zudem ist es Sitz der Verwaltung. Weitere Leistungen wie Einkauf und Vertrieb werden dezentral in verschiedenen europäischen Gesellschaften organisiert, wovon die meisten Tochter- oder Enkelgesellschaften der Esprit Europe sind.

Mode-erfahrene Begleitung

Die Umsetzung der Insolvenzverfahren liegt bei der Münchner Kanzlei Gerloff Liebler, die in den zurückliegenden Jahren in eine Vielzahl an Restrukturierungen in der Modeindustrie hierzulande involviert war. Zuletzt begleitete Christian Gerloff etwa den Verkauf des vormals zur Signa-Gruppe gehörenden Sportausrüsters Tennis-Point, außerdem war er bei beiden Hallhuber-Restrukturierungen sowie der Sanierung der früheren Mutter Gerry Weber an Bord.

Um die sieben Verfahren zu koordinieren, sind die Juristen Christian Gerloff und Christian Stoffler in allen betroffenen Gesellschaften zu Geschäftsführern bestellt worden, Rechtsanwalt Benedikt Gatt wird Generalbevollmächtigter. Die derzeitige Geschäftsführerin Man Yi Yip soll nach Anordnung der vorläufigen Eigenverwaltung aus diesen Gesellschaften ausscheiden.

Gerloff bezeichnete Esprit als weltweit bekannte Marke, die jedoch „seit geraumer Zeit unter sinkenden Umsätzen, verbunden mit zahlreichen Umstrukturierungen und Managementwechseln, leidet“. Das Unternehmen hatte im März 2020 schon einmal ein Schutzschirmverfahren für sechst deutsche Tochtergesellschaften beantragt und damals die Hälfte der deutschen Filialen geschlossen. Damals sollen ein Schuldenschnitt sowie Anpassungen bei den Mieten wesentliche Beiträge zur Sanierung geleistet haben.

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