Montana Aerospace besorgt Kapital für Asco-Deal
cru Frankfurt
Der Schweizer Flugzeugzulieferer Montana Aerospace erhält eine kräftige Kapitalspritze für die geplanten Zukäufe kleinerer Konkurrenten. Das Unternehmen hat abseits der Börse per beschleunigtes Bookbuilding 5,4 Millionen neue Namensaktien zu 28,20 sfr platziert und damit 152 Mill. sfr eingenommen. Durch die parallel erfolgende Wandlung eines Hybriddarlehens des Mutterkonzerns in 5 Millionen weitere neue Aktien steigt die Gesamtzahl der Aktien auf 57,55 Millionen. Nach Angaben der federführend mit der Platzierung betrauten Investmentbank Berenberg, die auch das IPO betreut hatte, lag der Abschlag zum Schlusskurs vom Dienstag bei 3%. Finanziert werden sollen mit dem Nettoerlös ein rascheres organisches Wachstum und weitere M&A-Aktivitäten, „insbesondere die laufende Übernahme der Asco Gruppe“, wie das Unternehmen aus Reinach am Mittwoch mitteilte.
Die Asco Gruppe ist ein belgischer Flugzeugzulieferer mit 1200 Beschäftigten und 260 Mill. Euro Umsatz. Zum vereinbarten Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Montana Aerospace selbst erwirtschaftete 2020 mit 5000 Beschäftigten einen Nettoumsatz von 614 Mill. Euro sowie ein bereinigtes Ebitda von 45 Mill. Euro. Das Unternehmen produziert unter anderem Aluminiumprofile aus hochfesten und Gewicht einsparenden Legierungen für die Luftfahrtbranche – vor allem für die Flügel, den Rumpf, die Turbinen und das Interieur.
Die Ausgabe der neuen Montana-Aerospace-Aktien, die 11,5% der derzeit ausgegebenen Namensaktien entsprechen, erfolgte durch eine Kapitalerhöhung aus dem bestehenden genehmigten Aktienkapital unter Ausschluss des Bezugsrechts für Altaktionäre. Der Kurs der Montana-Aerospace-Aktie reagierte am Mittwoch mit einem Plus von zeitweise 6,9% auf 31,10 sfr. Damit hat sich der Börsenwert des Unternehmens seit dem Börsengang im Mai an der Schweizer Börse Six, der 440 Mill. sfr einbrachte, auf fast 1,5 Mrd. sfr erhöht.
Die neuen Aktien werden voraussichtlich am 22. November 2021 an der Six gelistet. Derzeit hält der Mutterkonzern Montana Tech Components des österreichischen Investors Michael Tojner noch 58% der Anteile. Die beiden weiteren Standbeine der Montana-Holding sind der in Deutschland börsennotierte und stark wachsende Batteriehersteller Varta und die schweizerisch-kroatische Verpackungsfirma Aluflexpack.
Nach der Platzierung ist Montana Aerospace bis zum 12. Mai 2022 wieder an die bestehenden IPO-Sperrfristen gebunden. Parallel zur Kapitalerhöhung kommt die Mehrheitsaktionärin Montana Tech Components laut eigener Ankündigung am heutigen Donnerstag ihrer Verpflichtung nach, 141 Mill. sfr des ausstehenden Hybriddarlehens an die Montana Aerospace von insgesamt 169 Mill. sfr im Rahmen einer separaten Kapitalerhöhung aus bedingtem Kapital unter Ausschluss des Vorkaufsrechts der bestehenden Aktionäre zum Platzierungspreis in 5 Millionen Aktien der Montana Aerospace umzuwandeln und gleichzeitig zugunsten von Montana Aerospace auf 12 Mill. sfr des Rückzahlungsbetrages zu verzichten. Durch diesen Schritt bleibe die Liquidität der Montana Aerospace Gruppe erhalten, die Eigenkapitalposition werde gestärkt, und es verringere sich die Nettoverschuldung.
„Wir wollen von der Wiederbelebung des Luftverkehrs in den nächsten Jahren überproportional profitieren, weil wir mit unseren neuen Werken deutlich stärker vertikal integriert sind und mehr Kosten sparen können als die meisten unserer Wettbewerber“, hatte Vorstandschef Markus Nolte im April angekündigt. Er plante, etwa 160 Mill. Euro vom Emissionserlös für organisches Wachstum einzusetzen und 240 Mill. Euro für Zukäufe.