M&A

Morgan Stanley erwartet Comeback der Megadeals

Bisher ist 2024 das zweitschlechteste M&A-Jahr in den vergangenen zehn Jahren. Doch das Bild könnte sich bald deutlich drehen. Die Investmentbank Morgan Stanley erwartet ein M&A-Comeback - auch durch Private Equity. Investmentbanking-Chef Jens Maurer spürt Rückenwind für zweistellige Milliardendeals.

Morgan Stanley erwartet Comeback der Megadeals

Morgan Stanley erwartet Comeback der Megadeals

Investmentbanking-Chef Jens Maurer: Divergierende Preisvorstellungen nähern sich wieder an – Investitionsdruck bei Private Equity nimmt zu

Bisher ist 2024 das zweitschlechteste M&A-Jahr in den vergangenen zehn Jahren. Doch das Bild könnte sich bald deutlich drehen. Die Investmentbank Morgan Stanley erwartet ein M&A-Comeback – auch durch Private Equity. Investmentbanking-Chef Jens Maurer spürt Rückenwind für zweistellige Milliardendeals.

cru Frankfurt

Bisher war das M&A-Jahr nicht eben berauschend. Global ist das Volumen bis dato zwar um 9% auf 1,7 Bill. Dollar gestiegen, wie aus Daten hervorgeht, die die Investmentbank Morgan Stanley zusammengestellt hat. Aber 2024 ist auch so noch das zweitschlechteste M&A-Jahr in den vergangenen zehn Jahren. Nur 2023 war das Transaktionsvolumen noch geringer.

Einer der Gründer für die Flaute war bisher der Abstand zwischen den Preisvorstellungen der potenziellen Verkäufer von Unternehmen und den potenziellen Käufern. Während erstere noch an Bewertungen aus Niedrigzinszeiten denken, kämpfen letztere mit den verteuerten Finanzierungskonditionen in Hochzinszeiten. Doch der Abstand verringert sich zusehends: „Der Preis-Mismatch wird sich zusammen ruckeln“, sagt Jens Maurer, Investmentbanking-Chef von Morgan Stanley in Deutschland voraus. „Vor allem Private Equity dürfte bald zu alter Stärke zurückfinden. Die noch nicht investierten Kapitalzusagen der Finanzinvestoren für Buyouts liegen schließlich bei 1 Bill. Dollar.“ Das eine oder andere Unternehmen werde vielleicht noch länger im Portfolio bleiben. „Aber wir sehen insgesamt mehr Rückenwind für Transaktionen im Bereich zweistelliger Milliardenbeträge“, sagt Maurer. Tatsächlich bahnen sich in diesem September gleich mehrere solcher Deals an: So wird in Kürze die Offerte des staatlichen Ölkonzerns Adnoc aus Abu Dhabi für den deutschen Kunststoffhersteller Covestro erwartet.

Reiche Scheichs

Adnoc hat 150 Mrd. Dollar für Investitionen zur Verfügung. Der Ölkonzern bietet inklusive Schulden 14,4 Mrd. Euro für Covestro und hat die Due Diligence abgeschlossen. Die avisierten 62 Euro je Aktie sind ein Aufschlag von 60% auf den Kurs vom Juni 2023. Die Übernahme wäre nicht nur der bisher größte M&A-Deal in diesem Jahr in Europa. Es wäre auch die erste Komplettübernahme eines Dax-Konzerns durch einen Staatskonzern aus den Golfstaaten.

Darüber hinaus bereitet die Deutsche Bahn für Ende September den ebenfalls gut 14 Mrd. Euro schweren Verkauf ihrer Speditionstochter DB Schenker vor. Organisiert wird der Verkaufsprozess durch die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley. Dabei scheint der dänische Logistikkonzern DSV – ein Wettbewerber von DB Schenker – zusehends die Nase vorn zu haben im Bieterkampf mit einem Konsortium rund um den Finanzinvestor CVC, dem auch die beiden Staatsfonds aus Abu Dhabi (Adia) und Singapur (GIC) angehören.

Gleichzeitig verhandeln die beiden Private-Equity-Firmen Bain und Cinven über den Verkauf des Generikakonzerns Stada, der bei dem Deal mit bis zu 10 Mrd. Euro bewertet werden könnte. Nachdem Clayton, Dubilier & Rice kürzlich als Kaufinteressent abgesprungen ist, soll nun der Finanzinvestor GTCR aus Chicago interessiert sein.

Auch der seit Monaten sich hinziehende Verkauf des Energiedienstleisters Techem durch die Schweizer Partners Group könnte in den nächsten Wochen zum Abschluss kommen. Das Unternehmen wird dann für um die 7 Mrd. Euro an den TPG-Fonds Rise Climat veräußert.

Zusammen genommen würden diese vier Deals für einen erheblichen Aufschwung am M&A-markt in Deutschland sorgen. „Die meisten der Deals werden als Dual-Track-Verfahren aufgesetzt, bei dem ein Börsengang als zweite Alternative offen gehalten wird, um den Preis zu optimieren“, erklärt Investmentbanker Maurer. „Aber man darf das auch nicht zu lange in der Balance halten. Sonst wenden sich entweder die Kaufinteressenten oder die IPO-Investoren ab, weil sie nicht riskieren wollen, die Analyse-Arbeit am Ende vergeblich gemacht zu haben.“

In Deutschland sind in diesem Jahr bisher nur der Panzergetriebehersteller Renk aus dem Portfolio des Finanzinvestors Triton und die Parfümeriekette Douglas aus dem Bestand von CVC an die Börse gekommen. Für die kommenden Tage wird noch die „Intention to float“ des Berliner Wissenschaftsverlags Springer Nature erwartet, der BC Partners und Holtzbrinck gehört.

IPO-Fenster kurz geöffnet

„Wer in diesem Herbst an die Börse gehen will, muss die Intention to float bis Anfang Oktober veröffentlicht haben“, erklärt Thomas Thurner, neuerdings Leiter des Geschäfts mit Aktienneuemissionen in Europa bei Morgan Stanley. „Wir erwarten nach einem bisher mauen IPO-Jahr in Europa bis zu zehn Börsengänge in Deutschland in den nächsten 18 Monaten. Wenn es weniger als fünf werden, dann wären wir enttäuscht.“

Ein Großteil der IPOs in diesem Jahr in Europa kam aus den Portfolios von Finanzinvestoren. Thurner erwartet, dass Private Equity auch in Zukunft mehr als die Hälfte der IPOs beisteuern wird. Dafür muss aber noch vorgearbeitet werden, um die Verschuldung der Portfoliounternehmen zu senken. „Exzessive Verschuldung ist eine Kardinalssünde beim IPO“, warnt Thurner. Mehr als das Vierfache vom operativen Gewinn (Ebitda) als Verschuldung werde selten akzeptiert. Normal sei beim IPO das Zweieinhalbfache vom Ebitda. Auf diesem Niveau der Verschuldung waren dieses Jahr Douglas und Galderma an die Börse gekommen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.