Morgans Abgang bringt SAP Kritik ein

Fluktuation im Management besorgt Fondsmanager vor Hauptversammlung

Morgans Abgang bringt SAP Kritik ein

scd Frankfurt – Die Hauptversammlung des Softwarekonzerns SAP am morgigen Mittwoch soll virtuell durchgeführt werden, dürfte aber kaum im Schnelldurchlauf abgehandelt werden können. Zum Auftakt der Veranstaltungswoche haben die ersten Fondsmanager durchblicken lassen, dass sie nicht mit allen Entwicklungen bei Europas größtem Softwarekonzern einverstanden sind. Deutliche Kritik gibt es etwa von Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment. Fehlende US-Expertise?Speich stört sich unter anderem an der hohen Personalfluktuation im Top-Management. Der überraschende Abgang der Co-Vorstandsvorsitzenden Jennifer Morgan sei nur einer von mehreren Rückzügen aus dem Vorstand. Gerade in Zeiten eines strategischen Umbruchs und während einer weltweiten Wirtschaftskrise sei das riskant. Auch fehle mit Morgans Weggang nun die US-Expertise und die dortige vertriebliche Ausrichtung im Vorstand. “Die Unwucht im Topmanagement mit einem starken europäischen Fokus muss reduziert werden”, fordert Speich. “Eine Erweiterung des Vorstands ist notwendig. Die USA als der wichtigste Markt darf nicht hinten runterfallen.” Deka rügt VergütungssystemDas zur Abstimmung vorgelegte Vorstandsvergütungssystem lehnt die Deka ab. Zwar sei das Vergütungssystem von den Leistungskriterien her akzeptabel. Das gelte allerdings nicht für die neue Höhe der Maximal-Gesamtvergütung für einen Vorstandssprecher von 34,5 Mill. Euro. Der neue Deutsche Corporate Governance Kodex weise darauf hin, dass bei der Vergütung der Vorstandsmitglieder auch auf die gesellschaftliche Akzeptanz zu achten sei. Die nun vorgeschlagene Maximalvergütung stehe in keinem angemessenen Verhältnis, sowohl im vertikalen Vergütungsvergleich mit den SAP-Mitarbeitern, die im Schnitt 103 000 Euro verdient hätten, als auch zur Gesellschaftsakzeptanz. Deka werde deshalb gegen die Vorstandsvergütung stimmen.Die DWS will dem zur Abstimmung gestellten Vergütungssystem für den Vorstand zustimmen. Gelobt wird, dass die kurzfristige variable Vergütungskomponente mit Nachhaltigkeitszielen verbunden wurde, wenn auch aus Sicht der DWS mit zu geringem Gewicht. Statt einer Gewichtung von 20 % seien mindestens 30 % angemessen. Fragen wirft auch aus Sicht der DWS der Abgang von Morgan auf.Für Markus Golinski, Portfoliomanager von Union Investment, hat das überraschend schnelle Ende der Doppelspitze wegen der missglückten Kommunikation einen Imageschaden für SAP verursacht. “Schwerer wiegt aber, dass sich damit eine lange Reihe von Abgängen in der Führungsebene fortsetzt, die Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre erst einmal verkraften müssen: Bill McDermott, Bernd Leukert, Robert Enslin und Michael Kleinemeier haben das Unternehmen verlassen, und Personalchef Peter Ries hat seinen Rückzug für Ende Mai angekündigt.” Auch ein Riese könne ins Wanken geraten, wenn der Aderlass zu groß sei.