Motor City glänzt nur mit Chrom
Audi, BMW, Mercedes, Volvo, Porsche, Jaguar und Land Rover sind auf der vorerst letzten Detroiter Automesse im Januar nicht dabei. Statt Edelkarossen der Oberklasse blitzen nur die Chromverblendungen der Pick-up Trucks heimischer Hersteller in den Messehallen. Damit wird ein Autojahr glanzlos eingeläutet, das im US-Markt auch enttäuschend erwartet wird.scd Frankfurt – Nachdem 2018 noch einmal ein Zuwachs beim US-Autoabsatz verzeichnet worden ist und General Motors überraschend starke Zahlen für das Schlussvierteljahr vermeldet hat, droht 2019 die Ernüchterung. Erstmals seit 2014 soll der Absatz im US-Markt unter die Marke von 17 Millionen Autos absacken, wie Branchenkenner befürchten (siehe Grafik). Der Automobildienstleister Cox Automotive fürchtet, dass die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump, die den Verbrauchern 2018 Geld in die Taschen gespült hatte, 2019 zum Bumerang werden könnte. Der saisonale Absatzschub, den es in den USA traditionell im Frühjahr gibt, wenn Millionen Amerikaner ihre Steuerrückerstattung erhalten, könne dieses Jahr deutlich kleiner ausfallen, hat Cox analysiert. Zwar hat die US-Steuerbehörde im Sommer 2018 gewarnt, dass Anpassungen an den Steuertabellen für Millionen Amerikaner 2019 geringere Rückzahlungen als gewohnt bedeuten könnten. Eine Analyse des Sparverhaltens habe aber gezeigt, dass viele Amerikaner ihr Ausgabeverhalten nicht dahingehend angepasst hätten. Auch deshalb droht wohl ein schwächeres Frühjahr 2019 – in erster Linie für den Gebrauchtwagenmarkt, den Cox im Blick hat, aber wohl auch im Neuwagengeschäft.Ob es so kommt, wird sich erst in einigen Monaten abzeichnen. Unter Besuchern der US-Automesse in Detroit dürfte sich die Ernüchterung bereits in den nächsten Tagen einstellen – zumindest falls sie neue Premiumfahrzeuge bewundern wollten. Audi, BMW, Mercedes, Volvo, Porsche, Jaguar und Land Rover haben 2019 auf einen Messestand verzichtet und damit fast die komplette Premium-Riege. Auch die BMW-Tochter Mini tut es ihrer Mutter gleich und glänzt mit Abwesenheit. Einzig GM-Tochter Cadillac, die sich seit Jahren schwertut, Boden im Premium-Segment gutzumachen, ist vor Ort (siehe nebenstehenden Bericht). Die Messehallen füllen vor allem heimische und asiatische Konzerne, die bei den gefragten Pick-up Trucks mehr Angebot vorweisen. Nur VW hält die Flagge der deutschen Autohersteller hoch.Vertreten wird die hiesige Industrie 2019 vor allem von Zulieferern wie Continental, ZF und Bosch oder dem Branchenverband VDA. Letzterer hat in seiner Pressemitteilung zur Messeeröffnung die Vorteile des weltweiten Handels und des Engagements deutscher Automobilhersteller im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gepriesen – in Zeiten der “America first”-Politik des US-Präsidenten Donald Trump hat sich dies längst als Allzweckargumentation der Branche herauskristallisiert. “Die USA sind ein wichtiger Export-Hub. Unsere Hersteller haben 56 % der in den Vereinigten Staaten hergestellten Fahrzeuge exportiert. 44 % wurden in den USA selbst verkauft”, betont VDA-Geschäftsführer Klaus Bräunig.Um dem schleichenden Bedeutungsverlust der Messe entgegenzuwirken, hatte der Betreiber North American International Auto Show (NAIAS) angekündigt, dass diese letztmals im Januar stattfindet und ab 2020 im Juni ausgerichtet werden soll. Zuletzt war hierzulande die Computermesse Cebit beim Versuch gescheitert, ihren Bedeutungsverlust mit einer Verlegung vom März in den Juni zu stoppen. Stattdessen wurde die Messe nach einmaliger Juni-Ausrichtung komplett eingestellt.