Breitere Aufstellung

Motorenhersteller Deutz erwägt Einstieg ins Rüstungsgeschäft

Deutz plant den Einstieg in neue Marktsegmente wie Rüstung und dezentrale Stromversorgung. Mit Motoren für Panzer und Notstromaggregate will sich das Unternehmen gegen konjunkturelle Schwankungen absichern.

Motorenhersteller Deutz erwägt Einstieg ins Rüstungsgeschäft

Überlegungen zu einem möglichen Einstieg in das boomende Rüstungsgeschäft haben am Montag den Aktienkurs des Motorenherstellers Deutz nach oben getrieben. Das im Small-Cap-Index SDax vertretene Wertpapier sprang im Handelsverlauf um 15% hoch. Das Unternehmen erwägt die Lieferung von Motoren für radgetriebene Panzer, Mannschaftstransporter und Versorgungsfahrzeuge, berichtet die „Welt am Sonntag“ nach einem Gespräch mit Vorstandschef Sebastian Schulte. Auch Batteriespeicher für die stationäre Versorgung von Lazaretten seien denkbar. „Das ist sicherlich ein attraktives Feld, das bringt die Zeitenwende mit sich“, sagte der Deutz-Chef.

Die Pläne im Bereich Notstromversorgung sind konkreter. „Der Markt für Notstromaggregate, die heute noch mit Diesel betrieben werden, wächst“, so Schulte gegenüber der Zeitung. „Das ist kurioserweise sogar eine Folge der Energiewende, weil es gerade in Ländern wie den USA, wo die Stromnetze in einem desolaten Zustand sind, teilweise mehrfach im Monat in bestimmten Regionen Stromausfälle gibt.“ Bisher liefert Deutz nur Motoren an die Hersteller solcher Aggregate, die beispielsweise in Krankenhäusern, bei Kühlanlagen und in Rechenzentren gebraucht werden. Künftig solle das komplette System von Deutz kommen. Die beiden viel größeren US-Konkurrenten Cummins und Caterpillar sind in diesem Geschäft schon stark vertreten. Mit einer breiteren Aufstellung könnte Deutz womöglich auch resistenter gegenüber dem konjunkturellen Auf und Ab werden.

So hatte die schwächelnde Konjunktur die Nachfrage zum Jahresstart belastet.

Der Rüstungssektor erlebt seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 einen Boom. Die Verteidigungsausgaben der Länder steigen. Weitere geopolitische Krisenherde wie der Gaza-Krieg im Nahen Osten verstärken diese Tendenz. „Volle Auftragsbücher der Rüstungsunternehmen in geopolitisch unsicheren Zeiten locken zunehmend Unternehmen an, die ihre Kompetenz im zivilen Sektor auch gern in den militärischen einbringen und etwas vom großen Rüstungskuchen abbekommen wollen“, erläutert Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets.

Erst Mitte Juni hatte Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur an die Nato-Partner appelliert, jährlich einen größeren Anteil ihrer nationalen Wirtschaftsleistung für Verteidigung auszugeben. „Wir glauben, dass 2% nicht genug sind. Wir müssen noch weiter gehen“, hatte der Este am Rande eines Nato-Verteidigungsministertreffens in Brüssel gesagt.

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dpa-afx Berlin