Schifffahrt

MSC steigt bei HHLA ein

Die weltweit größte Reederei MSC aus Genf will beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA einsteigen. Das bevorstehende Übernahmeangebot soll sich auf 16,75 Euro je Aktie belaufen.

MSC steigt bei HHLA ein

Hamburg holt MSC bei HHLA an Bord

Weltgrößte Reederei legt Angebot vor – Stadt bleibt Mehrheitseigentümer – Kühne erwägt Gegenofferte

lis Frankfurt

Die weltweit größte Reederei MSC aus Genf will beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA einsteigen. Das freiwillige Übernahmeangebot der MSC sehe die Zahlung von 16,75 Euro in bar je Stückaktie der Aktiengattung A vor, teilte HHLA am Mittwoch mit. Bei den Aktien handelt es sich um die Papiere des HHLA-Teilkonzerns für Hafenlogistik. Dieser wird durch das Angebot insgesamt mit rund 1,2 Mrd. Euro bewertet.

Der Aktienkurs schnellte nach der Offerte fast 50% in die Höhe und lag am Mittag bei 17,12 Euro. Gegenüber dem volumengewichteten 30-Tage-Durchschnittshandelspreis bedeutet das Angebot einen Aufschlag von 57%. HHLA hatte in jüngster Vergangenheit deutliche Kursabschläge hinnehmen müssen, der Emissionspreis hatte 2007 bei 53 Euro gelegen. Am Dienstag hatte die HHLA-Aktie bei 11,54 Euro geschlossen, das Unternehmen kam auf eine Marktkapitalisierung von 840 Mill. Euro.

Verbindliche Vereinbarung

MSC hat nach eigenen Angaben mit der Hansestadt Hamburg als größtem Anteilseigner eine verbindliche Vereinbarung getroffen, die die Bedingungen des Übernahmeangebots sowie die gemeinsamen Absichten bei der HHLA regelt. Danach wird die HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Hansestadt Hamburg, die von ihr gehaltenen A-Aktien im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung auf die Bieterin – die Port of Hamburg Beteiligungsgesellschaft SE, eine 100-Prozent-Tochter der MSC – übertragen und im Gegenzug Aktien der Bieterin erwerben. Sofern MSC nach Vollzug des Übernahmeangebots und der Einbringung 100% der A-Aktien hält, werde Hamburg mit 50,1% und MSC mit 49,9% am Grundkapital beteiligt sein. Das Unternehmen wird dann von der Börse verschwinden.

Delisting "in besserem Interesse"

"Wir sind uns unter den Partnern darüber einig, dass die Fortführung als nicht kapitalmarktorientiertes Unternehmen in besserem Interesse ist", sagte ein Sprecher der Stadt Hamburg. Derzeit hält die Stadt Hamburg rund 69%, der Rest ist im Streubesitz. Im Zuge der Transaktion würde der Stadt Geld zufließen, über dessen Verwendung noch nicht entschieden ist. Es habe allerdings "eine gewisse politische Logik", wenn die finanziellen Mittel dem Hafen zugutekommen würden.

In einem nächsten Schritt wird MSC die Angebotsunterlage für die Übernahme ausarbeiten. Diese wird binnen vier Wochen zur Genehmigung bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eingereicht. Die Bearbeitungsdauer liege in der Regel bei zehn Arbeitstagen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Hamburg. Unmittelbar nach der Genehmigung werde die Angebotsunterlage veröffentlicht (voraussichtlich in der zweiten Oktoberhälfte).

Während der folgenden vierwöchigen Angebotsfrist, an die sich eine obligatorische zweiwöchige Frist anschließt, können die Anleger entscheiden, ob sie das Angebot annehmen. Der Vollzug der Transaktionen stehe u.a. unter dem Zustimmungsvorbehalt der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg. 

Der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel betonte in einer Pressekonferenz: "Wir müssen die Mehrheit behalten, wir müssen die Mitsprache behalten." MSC wird im Zuge der Vereinbarung ihren Warenumschlag an den HHLA-Terminals in Hamburg ab dem Jahr 2025 "erheblich ausbauen", hieß es weiter. Außerdem wird die Reederei ihren Deutschlandsitz nach Hamburg verlegen. Hamburg und MSC haben sich weiterhin darauf verständigt, einen langfristigen Investitionsplan aufzustellen, der gemeinsam mit der HHLA entwickelt wird. Die Partnerschaft ist langfristig angelegt, eine Kündigung ist frühestens nach 40 Jahren möglich.

Zuletzt hatte der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne Interesse an dem Hamburger Hafenbetrieb geäußert. Er wollte gerne im Schulterschluss mit der Containerreederei Hapag-Lloyd HHLA übernehmen. Kühne sprach gestern von einem Affront und erwägt nun ein Gegenangebot. Hapag-Lloyd, an der Kühne über seine Holding mit 30% beteiligt ist, reagierte enttäuscht: "Da zahlen wir nun die Teminalgebühren an unseren größten Wettbewerber". Auch Hapag-Lloyd soll über einen Einstieg nachgedacht haben. Allerdings wäre nur eine Mehrheitsbeteiligung in Frage gekommen.

Die Reederei MSC will sich am Hafenbetreiber HHLA beteiligen. Nach der Transaktion würde die MSC auf 49,9% kommen, 50,1% blieben bei der Stadt Hamburg. Hapag-Lloyd-Großaktionär Klaus-Michael Kühne, der selbst Interesse an einem Einstieg bekundet hatte, erwägt ein Gegenangebot.

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