MTU Aero Engines übertrifft Markterwartung
sck München – MTU Aero Engines erholt sich allmählich von der Luftfahrtkrise infolge des Coronaschocks. Nach soliden Quartalszahlen hat Deutschlands größter Flugzeugtriebwerkhersteller die Bandbreiten für seine Jahresprognose eingeengt. Dabei sieht sich die Konzernführung trotz eines Umsatz- und Ergebnisdämpfers im ersten Halbjahr auf Kurs, nach dem Krisenjahr 2020 im laufenden Turnus die Konzernerlöse und den Gewinn zu steigern.
Zur Vorlage des Zwischenberichts per Ende Juni präzisierte Vorstandschef Reiner Winkler den Ausblick: 2021 soll der Umsatz auf 4,3 Mrd. bis 4,5 (i.V. 4) Mrd. Euro steigen. Bislang steuerte das Dax-Mitglied 4,2 Mrd. bis 4,6 Mrd. Euro an. In den ersten sechs Monaten lagen die Erlöse mit 2 (2,1) Mrd. Euro fast auf dem Vorjahresniveau. „Für das zivile Seriengeschäft und das Militärgeschäft sind wir etwas optimistischer als bisher, den Ausblick für die zivile Instandhaltung haben wir etwas zurückgenommen“, sagte der CEO.
Die um Sondereffekte bereinigte operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) soll 2021 mit 10 bis 10,5 (i.V. 10,5)% nun in der oberen Hälfte der bisher genannten Spanne liegen. In den ersten sechs Monaten schrumpfte die Marge um 1,4 Punkte auf 9,5%. Das Ebit (bereinigt) ging um 15% auf 190 Mill. Euro zurück.
Die Krise ist noch nicht vollends überstanden. MTU holt aber den Rückstand auf. Das Geschäft mit Triebwerken vor allem für den Großabnehmer Airbus verlief bisher schleppend. Im ersten Halbjahr brach es um 18% auf 515 Mill. Euro ein. Winkler setzt nunmehr auf die zweite Jahreshälfte. Bis zum Jahresende soll in diesem Geschäftsbereich ein Plus im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zu Buche stehen. Airbus teilte zuvor mit, die monatlichen Produktionsraten für die Mittelstrecken-Baureihe A320 schrittweise zu erhöhen.
Im Bereich Instandhaltung und Wartung von Verkehrsflugzeugen erwartet MTU für das Gesamtjahr aber nur noch einen Zuwachs von 15 bis 20%. Bislang steuert MTU 15 bis 25% an. Die größte Konzernsparte legte in den ersten sechs Monaten um 6% auf 1,4 Mrd. Euro im Umsatz zu. Während der Krise erwies sich das Kerngeschäft als stabilisierender Faktor des Münchner Unternehmens.
Die insgesamt leicht erhöhte Prognose und die robusten Zahlen für das zweite Quartal fanden zum Wochenschluss bei den Anlegern keinen Anklang. Die Aktie von MTU büßte zeitweise 1,7% auf 208,40 Euro ein. Goldman Sachs bekräftigte ihr Kursziel für den Titel von 181 Euro mit der Einstufung „neutral“.
In den Monaten April bis Juni steigerte MTU den Umsatz um nahezu ein Drittel auf 1 Mrd. Euro. Der Schwung resultiert aus einem Basiseffekt. Das Frühjahr 2020 war von Lockdowns weltweit aufgrund der Seuche geprägt. Der Konzern erhöhte im zweiten Quartal den bereinigten operativen Gewinn überproportional auf 103 (42) Mill. Euro. MTU lag damit deutlich über den Analystenkonsensschätzungen.
Unter dem Strich konnte das Unternehmen den Gewinn auf 54 (13) Mill. Euro mehr als vervierfachen. Nach sechs Monaten verbuchte MTU einen Überschuss von 103 (125) Mill. Euro. Einsparungen trugen dazu bei, den Konzern gut durch die Turbulenzen zu steuern. Im vergangenen Jahr kündigte der Vorstand den Abbau von über 1000 Stellen an. Ende Juni umfasste der Konzern 10210 Beschäftigte. Zum Jahresultimo 2020 waren es nach Unternehmensangaben noch 10313. Winkler erklärte die Stellenstreichungen für abgeschlossen.
Starker Cash-flow
Derweil steigerte MTU den freien Cash-flow im ersten Halbjahr um die Hälfte auf 187 Mill. Euro. Das zweite Quartal steuerte 81 (56) Mill. Euro bei. Finanzvorstand Peter Kameritsch erhöhte daraufhin seinen Ausblick für die Cash Conversion Rate, also das Verhältnis von freiem Cash-flow zu bereinigtem Gewinn nach Steuern, auf einen „mittleren bis hohen zweistelligen Prozentbereich“. 2020 betrug diese Rate 36%.
MTU Aero Engines | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 2004 | 2049 |
Ebit * | 190 | 224 |
in % vom Umsatz * | 9,5 | 10,9 |
Nettoergebnis | 135 | 161 |
Freier Cash-flow | 187 | 125 |
Investitionen | 63 | 63 |
*) bereinigtBörsen-Zeitung |