MTU Aero spürt Margendruck
Deutschlands größter Triebwerkshersteller MTU Aero Engines verbucht trotz höherer Umsätze geringere Margen. Grund dafür ist der wachsende Anteil des renditeschwachen Neugeschäfts. Die Auftragsflut von Airbus und Boeing kann der Konzern erst später in wachsende Gewinne aus dem lukrativen Wartungsgeschäft ummünzen.sck München – Der Triebwerksbauer MTU Aero Engines verzeichnet rückläufige Umsatzrenditen. Grund dafür ist der Boom im margenschwachen Neugeschäft bei zugleich stagnierenden lukrativen Instandhaltungs- und Wartungsaktivitäten bei zivilen Passagierflugzeugen.Die Auftragsflut von Airbus und Boeing hat das Münchner Unternehmen aufgrund der Vorlaufzeiten bei neuen Flugzeugtriebwerken noch nicht in steigende Gewinne ummünzen können. Denn das stark wachsende Großseriengeschäft treibt die Anlaufkosten, was das hochprofitable Ersatzteilgeschäft bei älteren Maschinen zunächst nicht vollständig kompensieren kann. Ergebnis schrumpftDas zeigt sich im Zwischenbericht von Deutschlands Branchenprimus: Obwohl der Konzernumsatz in den ersten neun Monaten dieses Jahres aufgrund der Neubestellungen um 13 % auf 2,8 Mrd. Euro deutlich wuchs, schrumpfte das (um Sondereffekte bereinigte) Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um knapp 3 % auf 271 Mill. Euro. Die operative Marge des MDax-Mitglieds schmolz in der Berichtszeit um 1,6 Prozentpunkte auf 9,7 %. Der Nettogewinn (bereinigt) gab um 4 % auf 166 Mill. Euro nach (siehe Tabelle). Schlussspurt im VisierTrotzdem ist der zum Jahresende scheidende Vorstandsvorsitzende Egon Behle zuversichtlich, die Ende Juli gekappte Ergebnisprognose doch noch einzuhalten. Um dies zu erreichen, müsste MTU bis Jahresende noch einen Schlussspurt hinlegen. Behle begründete dies mit einem steigenden Ersatzteilgeschäft im laufenden vierten Quartal. Deshalb bekräftigte er bei Vorlage des Zwischenberichts den im Sommer angepassten Ausblick. Bei einem avisierten Umsatzplus von 10 % auf 3,7 Mrd. Euro peilt Behle beim Ebit mit 375 (i. V. 374) und beim Nettogewinn mit 235 (233) Mill. Euro die Vorjahresniveaus an. Ursprünglich wollte MTU den Gewinn proportional zum Erlöswachstum steigern (vgl. BZ vom 25. Juli).Doch die Verschiebungen im operativen Geschäft machen der Konzernführung einen Strich durch die Rechnung. Das US-Militär und die beiden amerikanischen Fluggesellschaften Delta und United Airlines schickten weniger Jets zur Instandhaltung. Obgleich die Antriebe für den Airbus-Verkaufsschlager A320 und den Langstreckenflieger 787 von Boeing MTU einen Umsatzschub bescheren, muss der Konzern bei der Serienfertigung des Großraumflugzeugs A380 von Airbus immer noch Geld drauflegen. Über den ErwartungenUm die Ergebnisziele zu erreichen, müsste MTU im Jahresschlussquartal operativ mindestens 104 (96) Mill. Euro und nach Steuern 69 (60) Mill. Euro verdienen. Nach neun Monaten sind von der Jahresprognose im Ebit 72 % und vom Nettogewinn 71 % geschafft. Analysten rechneten im Schnitt mit einer schwächeren Zwischenbilanz.Nach anfänglichen Kursverlusten drehte die MTU-Aktie im Tagesverlauf ins Plus und notierte zeitweise 3 % fester auf 73,50 Euro. Das MDax-Mitglied kommt damit auf eine Marktkapitalisierung von 3,8 Mrd. Euro.Aufgrund der vielen Neuaufträge sind die MTU-Werke für mehr als drei Jahre gut ausgelastet. Ende September standen gut 11 Mrd. Euro in den Auftragsbüchern. Viele Bestellungen auf der zurückliegenden Luftfahrtmesse Le Bourget (bei Paris) sind laut Finanzvorstand Reiner Winkler noch nicht verbucht. Auf der weltgrößten Branchenmesse im Juni sammelte MTU über Festbestellungen und Absichtserklärungen rund 1 Mrd. Euro an Aufträgen ein.Bei der Gewinnwarnung im Sommer kündigte Behle Einsparungen an. Dabei will sich MTU auf Sach- und Gemeinkosten konzentrieren, um die Rendite zu sichern. Einen Personalabbau soll es nicht geben, wird betont. Zu den Details der Einschnitte will sich das Management auf einer Analysten- und Investorenkonferenz am 26. November äußern.Nach sechs Jahren an der Konzernspitze hatte Behle im April überraschend sein Ausscheiden zum Jahreswechsel angekündigt. Seine Nachfolge tritt Winkler an.