MTU warnt vor hoher Belastung im zweiten Quartal

Triebwerkhersteller will ohne Staatshilfen auskommen - Neue Kreditlinie mit Hausbanken angestrebt

MTU warnt vor hoher Belastung im zweiten Quartal

sck München – Nach einem relativ ordentlichen Jahresauftaktquartal rechnet der Flugzeugtriebwerkhersteller MTU Aero Engines damit, dass die Pandemie im Zahlenwerk für den laufenden Dreimonatsabschnitt voll ins Kontor schlägt. “Wir gehen davon aus, dass sich die Corona-Krise im zweiten Quartal deutlich auswirkt”, sagte Vorstandschef Reiner Winkler in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur Vorlage des Zwischenberichts. Der Militärbereich sei aber davon nicht so sehr betroffen, vielmehr das Großseriengeschäft für zivile Verkehrsflugzeuge.Nach der zuletzt wegen der Seuche kassierten Jahresprognose wollte der CEO keinen neuen Ausblick für 2020 wagen. “Eine Präzisierung unserer Annahmen fürs laufende Jahr können wir noch nicht machen.”Finanzvorstand Peter Kameritsch hält die liquiden Mittel des Konzerns für ausreichend, um die Corona-Krise zu überstehen. “Im Rahmen unserer Szenarien kommen wir gut aus”, sagte er. Der CFO verwies auf eine bislang nicht gezogene Kreditlinie von 600 Mill. Euro. MTU zielt seinen Worten zufolge darauf ab, mit den Hausbanken eine neue Kreditfazilität zu vereinbaren. Das Unternehmen befinde sich dazu mit den Kreditinstituten in abschließenden Verhandlungen. Mit einem Resultat sei Anfang Mai zu rechnen, so Kameritsch. Die geplante Emission eines Schuldscheindarlehens über zwei eingeschaltete Landesbanken “spielt zusätzliche Liquidität in die Kasse”, berichtete er. Auf eine direkte Staatshilfe verzichtet die Konzernführung. “Darlehen der KfW sind für uns momentan kein Thema”, versicherte der CFO.Einen Stellenabbau benötige das Unternehmen ebenso wenig, um wieder ins Lot zu kommen, ergänzte Winkler.Ende März verfügte der Konzern über finanzielle Mittel von 156 Mill. Euro – gegenüber dem Jahresultimo 2019 ist das ein Plus von 12%. Im März verhängte der Vorstand eine Zwangspause für seine deutschen Standorte und das Werk in Polen. Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit gehen (vgl. BZ vom 24. März).An der Börse ignorierten die Anleger zunächst die Warnung des Vorstandschefs für den laufenden Dreimonatsabschnitt. Die Aktie von MTU gewann am Donnerstag bis zu 4,9 % an Wert, drehte im weiteren Tagesverlauf aber mit dem Markt ins Minus und beendete den Xetra-Handel bei 123 Euro (-3,4 %). Infolge der Panikstimmung an den Börsen wegen der Corona-Krise brach der Titel im März auf bis zu 106,50 Euro ein. Ende Januar notierte das Papier noch bei 286,70 Euro. Seinerzeit war MTU so viel wert wie nie zuvor.Die Analysten von Warburg Research erwarten fürs Gesamtjahr einen Rückgang der Konzernerlöse um 5 % auf 4,4 Mrd. Euro. Für das Ebit gehen sie von einem Einbruch von 28 % auf 544 Mill. Euro aus.Nach einem guten Jahresstart im Januar und Februar bekam der Münchner Dax-Konzern die negativen Folgen des sich ausbreitenden Virus im März deutlich zu spüren. Der Konzern steigerte zwar den Umsatz um 13 % auf 1,3 Mrd. Euro, das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schwächte sich allerdings um 3 % auf 182 Mill. Euro ab. Warburg hatte eine Stagnations des operativen Ergebnis erwartet. Erst 2023/24 auf Pfad zurückAuf die Frage, wann wieder mit dem Erreichen des Niveaus vor Ausbruch der Corona-Krise zu rechnen sei, sendete der CEO ernüchternde Signale. Winkler zitierte die jüngste Aussage der Boeing-Führung, wonach die Luftfahrtbranche erst in den Jahren 2023/24 zum alten Wachstumspfad zurückkehren werde. Er wies darauf hin, dass die Fertigungsraten bei Airbus und bei Boeing für Langstreckenflugzeuge stärker zurückgehen würden als bei Modellen für Kurz- und Mittelstrecken.Unterdessen steht der neue Termin für die diesjährige ordentliche Hauptversammlung (HV) noch nicht fest. Winkler zufolge wird das Aktionärstreffen voraussichtlich im dritten Quartal stattfinden, und zwar aufgrund der Seuche im Internet. Ursprünglich hatte die Verwaltung die Präsenz-HV für den 7. Mai geplant.