Münchner Rüstungs-Start-up Helsing sammelt 450 Mill. Euro
Münchner Rüstungs-Start-up sammelt 450 Mill. Euro ein
Helsing steigert Bewertung auf 5 Mrd. Euro – Millioneninvestitionen im Baltikum
kro Frankfurt
Das Münchner Militärtechnik-Start-up Helsing hat nach nur zehn Monaten erneut eine üppige Kapitalspritze erhalten. In einer Series-C-Runde seien 450 Mill. Euro zusammengekommen, teilte die 2021 gegründete Firma mit. Laut Daten von Dealroom war es die bislang größte bekannte Finanzierungsrunde für ein deutsches Start-up in diesem Jahr.
Das Funding wurde erneut von der US-Wagniskapitalgesellschaft General Catalyst angeführt, die sich hierzulande im Oktober mit dem Berliner Start-up-Investor La Famiglia zusammengeschlossen hatte. Beteiligt haben sich außerdem der Solo-Investor Elad Gil, die kalifornischen Venture-Capital-Gesellschaften Accel und Lightspeed, Plural aus Großbritannien und der ebenfalls in Kalifornien ansässige Investor Greenoaks. Der schwedische Rüstungskonzern Saab, mit dem Helsing bei der Ausrüstung des Eurofighters kooperiert, war ebenfalls wieder Teil der Runde. Einem Insider zufolge ist Helsing bei dem Deal mit rund 5 Mrd. Euro bewertet worden, was in etwa dem Dreifachen des Werts aus der vergangenen Finanzierungsrunde entsprechen würde. Zuerst hatte das „Handelsblatt“ darüber berichtet.
Millioneninvestitionen im Baltikum geplant
Helsing entwickelt KI-gestützte Softwaretools für den militärischen Einsatz und hatte im September in einem Series-B-Funding 209 Mill. Euro erhalten. Neben dem Auftrag für die Ausrüstung des Eurofighters hat das Start-up auch den Auftrag erhalten, mit dem nordrhein-westfälischen IT-Unternehmen Schönhofer Sales and Engineering sowie mit IBM Deutschland eine KI-Infrastruktur für das Future Combat Air System (FCAS – das gemeinsame Waffensystem von Deutschland, Frankreich und Spanien) bereitzustellen. Die Firma ist seit 2022 in der Ukraine aktiv und will nun eine Niederlassung in Estland errichten. Man wolle damit „zur Abschreckung und Verteidigung entlang der östlichen Nato-Grenze“ beitragen, hieß es. In den kommenden drei Jahren werde Helsing 70 Mill. Euro in der Region investieren.
„Die baltischen Staaten sind für die Nato von zentraler Bedeutung“, sagte Gundbert Scherf, der Helsing zusammen mit Torsten Reil und Niklas Köhler gegründet hat und der vor seiner Gründerzeit Partner bei McKinsey und zwischenzeitlich auch Sonderbeauftragter im Bundesverteidigungsministerium war. „Es liegt deshalb in der Verantwortung aller Europäer, deren Verteidigung zu stärken.“
Start-ups, die im Bereich Verteidigungstechnologie operieren, standen in der Vergangenheit meist nicht sehr weit oben auf der Prioritätenliste von VC-Firmen. Das lag nicht nur an ethischen Bedenken, sondern unter anderem auch an der Tatsache, dass junge Firmen bei der Vergabe öffentlicher Aufträge oft eher selten zum Zuge kamen, und auch weil sich die Due Diligence bei solchen Unternehmen für Investoren meist schwieriger gestaltet. In letzter Zeit sehen Beobachter jedoch ein zunehmendes Interesse von der VC-Seite, unter anderem wegen der sich verschärfenden geopolitischen Konflikte.
Für einen leichteren Kapitalmarktzugang der Branche will die Bundesregierung künftig das deutsche Förderbankensystem samt KfW aktivieren und für eine Ausweitung der Aktivitäten der Europäischen Investitionsbank eintreten. Man prüfe derzeit eine Aufstockung des Zukunftsfonds für Start-ups, die echte Rüstungsgüter produzieren, hieß es vor wenigen Tagen.
Hotspot München
In Deutschland hatte zuletzt das ebenfalls in München ansässige Militär-Roboter-Start-up Arx Robotics von sich reden gemacht. Das 2021 gegründete Unternehmen hatte in einer Seed-Finanzierungsrunde 9 Mill. Euro eingesammelt, wobei sich unter anderem die Nato mit ihrem Innovationsfonds beteiligt hatte. Quantum Systems, die Drohnen für militärische und zivile Zwecke herstellt und auch ihren Sitz in München hat, erhielt zuletzt im Oktober rund 64 Mill. Euro. In den USA richtete sich das Investoreninteresse zuletzt unter anderem auf die Verteidigungs-Start-ups Anduril und Shield AI.
Helsing ist bei dem Deal von der Kanzlei YPOG beraten worden. Die Kanzlei Taylor Wessing stand General Catalyst beratend zur Seite. Weil es sich bei Helsing um ein Schlüsseltechnologieunternehmen handelt, muss die Transaktion noch vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz genehmigt werden.
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