MVV will Streubesitz behalten

Übernahmeangebot soll vermieden werden - Enge Abstimmung bei Anteilsverkauf - Starkes Schlussquartal

MVV will Streubesitz behalten

hek Frankfurt – Der derzeit laufende Verkauf von 45,1 % an dem Regionalversorger MVV Energie erfolgt in enger Abstimmung mit dem Unternehmen. Das hat Vorstandschef Georg Müller am Dienstag bei der Vorlage der Geschäftszahlen für 2018/19 betont. Angestrebt werde eine langfristig stabile Aktionärsstruktur, “die uns bei der Umsetzung der Energiewende unterstützt”. Die Energiekonzerne EnBW und Rheinenergie suchen Käufer für ihre Anteile von 28,8 bzw. 16,3 %. Die Investmentbank Perella Weinberg ist in die geplante Transaktion eingeschaltet.Dabei strebe MVV an, ein Kaufangebot an den Streubesitz zu vermeiden, heißt es weiter. Die Börsennotierung solle erhalten bleiben. Sie sei für das Unternehmen wichtig, auch wenn sich lediglich 4,8 % des Grundkapitals im Free Float befinden. Falls ein oder mehrere Käufer, die zusammen agieren, die 30-Prozent-Schwelle überschreiten, solle eine Befreiung von dem dann fälligen Übernahmeangebot bei der BaFin beantragt werden. An der Börse sind die Anteilspakete von EnBW und Rheinenergie zusammen mehr als 800 Mill. Euro wert. Großaktionär von MVV ist die Stadt Mannheim mit 50,1 %.Im Geschäftsjahr 2018/19, das am 30. September endete, hat der Versorger doch noch fast den operativen Vorjahresgewinn erreicht, obwohl das Biomassekraftwerk im englischen Ridham Dock mehrere Monate ausfiel und 2017/18 Einmalerträge verbucht wurden. Mit 225 Mill. Euro ging das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 1 % auf 225 Mill. Euro zurück. Auf ein “wirklich schlechtes erstes Quartal” sei das beste vierte Quartal gefolgt, “das wir seit langem hatten”, sagt Müller. Das verbesserte Projektgeschäft mit erneuerbaren Energien und Kostensenkungen in einstelliger Millionen-Euro-Höhe hätten das Ergebnis gestützt. Für das neue Geschäftsjahr streben die Mannheimer eine leichte Ausweitung von Umsatz und bereinigtem Ebit an, getragen vom Geschäft mit neuen Energien, für das ein weiteres Ertragsplus erwartet wird. 2018/19 hat diese Sparte das operative Ergebnis bei nahezu konstantem Umsatz um 21 % auf 109 Mill. Euro ausgeweitet. Die Entwicklung von Erneuerbare-Projekten habe wieder Fahrt aufgenommen, insbesondere das internationale Geschäft, berichtet Müller. Der Ausbau der Windkraft an Land in Deutschland sei zwar nahezu zum Erliegen gekommen. Gleichwohl habe MVV 2019 insgesamt Erneuerbare-Anlagen mit 460 Megawatt (MW) Leistung ans Netz gebracht. Stabile DividendeUnter dem Strich stehen 98 Mill. Euro bereinigter Jahresüberschuss nach Fremdanteilen. Geringere Ertragsteuern hätten zu dem Anstieg um 4 % im Vergleich zum Vorjahr geführt. Die Dividende bleibt bei 0,90 Euro je Aktie. Mit einer Dividendenrendite von 3,4 % zum Bilanzstichtag bleibe die Aktie eine solide, sich gut verzinsende Anlage, meint Müller. Den Umsatzrückgang um 6 % auf knapp 3,7 Mrd. Euro führt das Unternehmen im Wesentlichen darauf zurück, dass Marktprämien jetzt netto und nicht mehr brutto ausgewiesen werden. “Wir haben keinen ergebniswirksamen Umsatz verloren”, versichert Müller.Von dem 2016 angekündigten Investitionspaket über 3 Mrd. Euro in zehn Jahren hat MVV bisher ein Drittel umgesetzt. 2018/19 wurden 310 Mill. Euro investiert nach 290 Mill. Euro im Vorjahr. Das Geld floss vor allem in das neue Gasheizkraftwerk in Kiel, die thermische Abfallverwertung im schottischen Dundee und den Kraftwerksstandort Friesenheimer Insel im Norden Mannheims. Im laufenden Jahr will MVV die Investitionen weiter ausweiten. Die ebenfalls 2016 festgelegten Nachhaltigkeitsziele sehen eine Verdoppelung der eigenen Stromerzeugung aus Erneuerbaren über zehn Jahre auf mehr als 800 MW vor. Derzeit sind es 474 MW. Bis spätestens 2050 will der Versorger klimaneutral sein.