Mytheresa-Marge unter Druck
Mytheresa-Marge bleibt unter Druck
Luxusmodeplattform erwartet operative Umsatzrendite zwischen 3 und 5 Prozent – Fokus auf Topkundschaft
Der Online-Luxusmodehändler Mytheresa hat Verkaufsvolumen und Kundenzahl im vergangenen Geschäftsjahr ausgebaut. Denn hohe Inflationsraten und schlechte Verbraucherstimmung treffen die wohlhabende Kundschaft kaum. Doch die Marge schrumpft und der Aktienkurs ist abgestürzt.
hek Frankfurt
Der Online-Luxusmodeverkäufer Mytheresa stimmt seine Investoren auf weiter schwache Margen ein. Für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. Juni 2024 endet, stellt das Management eine operative Umsatzrendite zwischen 3 und 5% in Aussicht. Im Jahr 2022/23 waren es 5,3% – fast eine Halbierung im Vergleich zum Vorjahreswert von 10%.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Unternehmen aus München den anfänglichen Margenausblick klar verfehlt. Ursprünglich sollten zwischen 9,0 und 9,5% des Umsatzes im adjustierten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ankommen. Im Mai strich das Management den Margenausblick aber auf 4,5 bis 5,5% zusammen. Die Marge werde durch "hohe Reduzierungsmaßnahmen vieler Wettbewerber" beeinträchtigt, berichtete CEO Michael Kliger.
Unter dem Strich rot
Der über die Plattform verkaufte Bruttowarenwert (GMV), Nettoumsatz und Bruttogewinn sollen im neuen Geschäftsjahr jeweils um 8 bis 13% vorankommen. Dabei soll die zweite Hälfte deutlich stärker ausfallen als die erste. Im abgelaufenen Jahr legten der GMV um 14,5% auf 855,8 Mill. Euro und die Erlöse um 11,4% auf 768,6 Mill. Euro zu. Der Bruttogewinn stieg um 7,8% auf 382,6 Mill. Euro. Der im September 2022 präsentierte Ausblick sah zwischen 16 und 22% GMV-Wachstum und 10 bis 16% Umsatzplus vor. Unter dem Strich stehen 15,1 Mill. Euro Nettoverlust.
CEO Kliger zeigt sich "sehr zufrieden" mit den "hervorragenden Ergebnissen" und hebt das zweistellige Wachstum in allen Regionen sowie die anhaltend starke Profitabilität in derzeit schwierigem Marktumfeld hervor. In bemerkenswertem Kontrast zu dieser Selbstwahrnehmung steht die Kursentwicklung. Die Aktie der seit Januar 2021 in New York gelisteten Obergesellschaft MYT Netherlands hat sich seit Anfang 2023 halbiert. Im Vergleich zu Sommer 2021, als die Hinterlegungsscheine noch bei rund 30 Dollar standen, belaufen sich die Kursverluste auf 85%. Der Platzierungspreis betrug 26 Dollar, derzeit notiert das Wertpapier bei gut 4 Dollar.
Exklusiver Cocktailempfang
Mytheresa vertreibt über ihren Onlineshop Designermodemarken wie Gucci, Dolce & Gabbana und Valentino. Die digitale Multi-Luxusmarken-Plattform zählte Ende Juni 856.000 Kunden, knapp ein Zehntel mehr als vor einem Jahr. Zum Marketing gehören exklusive Events wie ein privater Cocktailempfang von Domenico Dolce und Stefano Gabbana in ihrem Haus in Portofino, Italien. Den ersten physischen Pop-up Store hat Mytheresa in East Hampton in den Vereinigten Staaten eröffnet. Am Flughafen Leipzig baut der Konzern ein neues Distributionszentrum.
Ins Auge fällt das starke Wachstum in den USA, neben China einer der beiden großen Luxusmärkte der Welt. Dort legte der GMV im vierten Quartal 2022/23 (April bis Juni) um 40,8% zu. Mytheresa legt den Fokus auf ihre kaufkräftige Topkundschaft, nicht auf gelegentliche Luxuskäufer. Das GMV-Wachstum der Topkunden und -kundinnen lag im Geschäftsjahr bei 30%. Diese Kundengruppe stellt jetzt 39% des gesamten GMV.
Im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres blieb das GMV-Wachstum mit 13% leicht hinter dem Jahreswert zurück. Die bereinigte Ebitda-Marge sackte von 8,2% im Vorjahreszeitraum auf 3,6% ab.
