Nach der 5G-Mobilfunkauktion bleibt es teuer
Nach dem Ende der 5G-Frequenzauktion haben die Aktien der beteiligten Mobilfunkbetreiber nach einem kräftigen Sprung schnell wieder zur Landung angesetzt. Der geforderte rasche Ausbau des schnellen Mobilfunknetzes der fünften Generation dürfte angesichts strenger Auflagen der Bundesnetzagentur rasch teuer werden.scd Frankfurt – Insgesamt haben sich die vier Mobilfunkbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica Deutschland und 1&1 Drillisch das nötige Spektrum zum Aufbau ihrer 5G-Netze knapp 6,6 Mrd. Euro kosten lassen. Die Telekom greift dabei mit knapp 2,2 Mrd. Euro am tiefsten in die Tasche, Newcomer 1&1 Drillisch hielt sich mit 1,1 Mrd. Euro am meisten zurück (siehe Grafik). Mit der nach mehr als zwölf Wochen und 497 Bietrunden abgeschlossenen Frequenzblock-Auktion ist allerdings nur der erste Schritt getan. Im kommenden Jahr dürfte der Ausbau richtig losgehen – und weitere Milliarden verschlingen. Denn viel Zeit bleibt den Telekomkonzernen nicht. Die vergebenen Frequenzblöcke sind an strenge Auflagen geknüpft (siehe nebenstehenden Infokasten).Entsprechend gedämpft ist die Freude in der Branche über den Ausgang. Aufgrund der hohen Preise fehle nun Geld für den Ausbau, monierte Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter. Nach Berechnung von Telekom und Vodafone könnte man mit dem Geld, das an den Bund gezahlt wurde, circa 50 000 Mobilfunkstationen bauen. “Es ist gut, dass die Aktion vorbei ist und dass wir das Spektrum bekommen haben, was wir brauchen”, sagte Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner. “Aber es ist schlecht, dass es sehr teuer wurde.”Die Telekom will die Versorgungsauflagen dennoch übererfüllen und bis Ende 2022 gut 99 % der Bevölkerung mit einer Bandbreite von 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) versorgen – ein Prozentpunkt mehr als gefordert. Wössner erwartet, dass 5G in der zweiten Jahreshälfte 2020 massenmarktfähig ist. Dann dürften auch ausreichend Smartphones zur Verfügung stehen. Allerdings gebe es noch erhebliche Probleme, die passenden Standorte für 5G anzumieten. Auf kommunaler Ebene gebe es erhebliche Widerstände.Die Industrie wartet indes bereits ungeduldig auf den Ausbau des 5G-Netzes. “Die Bundesregierung muss die Milliarden aus der jüngsten Auktion dringend in die Infrastruktur investieren”, forderte etwa Dieter Kempf, Präsident des Industrieverbandes BDI, am Donnerstag. Vor allem der Glasfaser-Ausbau und die Versorgung ländlicher Gebiete sollten vorangetrieben werden.Telekom-Manager Wössner ist dennoch sicher, dass 5G keineswegs ein “reines Industriethema” bleibt. Er geht davon aus, dass auch die Datenmengen von Diensten, die von Privatkunden genutzt würden, exponentiell steigen werden. Er nannte etwa Anwendungen der virtuellen Realität oder datenintensive Online-Spiele. Allerdings dürfte die private Nutzung ebenfalls noch auf sich warten lassen. Derzeit werden die meisten Flaggschiff-Geräte weiter nur mit dem aktuellen 4G-Standard angeboten. Der iPhone-Anbieter Apple soll sogar erst ab Herbst 2020 mit einem 5G-Gerät planen.Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas zufolge muss der Ausbau gar nicht so teuer werden, wenn man schon viele 5G-fähige Mobilfunkstationen betreibe. “Wir wollen bei 5G eine führende Rolle in Deutschland spielen und werden da auch investieren”, kündigte er an. Herstellerentscheidungen in Bezug auf den Ausbau wolle Telefónica im dritten Quartal treffen und “dann auch unsere detaillierten Investitionspläne bekannt geben”. Er machte dabei klar, dass die Roaming-Option für 1&1 Drillisch nur bei 4G gelte, nicht aber bei 5G. Die United-Internet-Tochter hatte erstmals bei einer Frequenzauktion mitgesteigert und daher weniger strenge Auflagen als die Wettbewerber erhalten.Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter freute sich zumindest, dass es “vom Planen und Bieten endlich ans Machen” gehe. Diese Einschätzung teilten die Investoren nur zu Handelsbeginn. Nachdem die Aktien aller Mitbieter zunächst teils kräftig im Plus gestartet waren, gaben sie die Gewinne im Tagesverlauf fast allesamt wieder ab.