Nach einer wetterbedingt verdorbenen Gartensaison 2024 ist die DIY-Branche für dieses Jahr auf alles gefasst
Nasskaltes Wetter verdirbt Gartensaison
Verband der Bau- und Gartenmarktbetreiber wagt keine Prognose für 2025
md Frankfurt
Im vergangenen Jahr ging der Bruttoumsatz in der Do-it-yourself-Branche in Deutschland das zweite Jahr in Folge zurück. Die Bau- und Gartenfachmärkte setzten 20,92 Mrd. Euro um. Damit belief sich das nominale Minus auf 1,5%; auf vergleichbarer Fläche lag der Rückgang bei 1,0%, wie der Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) mitteilte. Gegen den Trend legten die Online-Umsätze der Branche nach zwei Jahren wieder zu: um 2,1% auf 5,58 Mrd. Euro zu Endverbraucherpreisen.

„Das Jahr 2024 hat nicht die erhoffte Erholung nach dem ersten deutlichen Dämpfer von 2023 gebracht", resümierte René Haßfeld, seit Jahresbeginn neuer Vorstandssprecher des BHB, in der Jahrespressekonferenz des Verbandes. Die Hoffnung der Branche sei gewesen, dass nach dem Hochinflationsjahr 2023 – das zudem mit dem kommunikativ misslungenen Heizungsgesetz und hohen Energiepreisen zusätzliche „Konsumkiller“ bereitgehalten habe – 2024 wieder geordnetere Verhältnisse und höhere Umsätze bringen werde. „Zwar ist die Inflation wieder zurückgegangen, doch wirkten sich weltweite Krisen, aber auch die permanenten innenpolitischen Herausforderungen zunehmend auf die Konsumlaune der Verbraucher aus“, so Haßfeld, der CEO der Baumarktkette Toom ist.
Regen, Kälte und Schneegraupel
Die größte Belastung für die Umsätze sei aber das pünktlich zum Start der Gartensaison einsetzende Schlechtwetter gewesen. Sei der Jahresauftakt mit unerwartet warmen Phasen bis März noch „super“ gewesen, so Haßfeld, verhagelten von Beginn der Gartensaison an Regen, Kälte und oftmals Schneegraupel die Lust auf Aktivitäten in den Gärten; auch lange, stabile Sommerphasen gab es nicht. Von Mitte April bis Juli sei das Wetter „so kalt und nass gewesen wie noch nie“. Dabei ist die Frühjahrssaison die Zeit der mit Abstand höchsten Umsätze in Bau- und Gartenmärkten. Wenn in diesen Monaten größere Projekte nicht in Angriff genommen werden, würden sie zumindest für das laufende Jahr aufgegeben, denn schon „im Sommer macht man nichts mehr; da fährt man in Urlaub und erholt sich“, sagte Haßfeld.
Gartenchemie-Sortiment profitiert vom Kampf gegen Schnecken
Das durchwachsene Wetter schlug sich auf die Erlöse in den Sortimenten nieder. So verbuchte 2024 die Produktgruppe Gartenchemie/Erden/Saatgut mit einem Plus von 8,2% auf 841 Mill. Euro den stärksten Anstieg. Nässe und die daraus resultierende Schneckenplage hätten hier den Einsatz entsprechender Produkte erfordert.
Größte Verlierer waren im vergangenen Jahr die Sortimente Fliesen (minus 13,1%) – was sehr typisch während einer Baukrise sei –, Gartenmöbel (minus 8,1%) und Wohnen/ Dekoration (minus 7,5%).

„Die Menschen agieren vorsichtig und legen ihr Geld eher für zukünftige Ausgaben beiseite statt in Konsum zu investieren“, erklärte der BHB-Vorstandssprecher die gesunkene Kaufbereitschaft der Verbraucher. „Jetzt wird es unter anderem an der neuen Regierung liegen, die Rahmenbedingungen für ein stabileres wirtschaftliches Umfeld zu schaffen, das Sicherheit vermittelt und positive Konsumimpulse schaffen kann.“ Gleichzeitig nahm Haßfeld die Bau- und Gartenmarktbetreiber in die Pflicht: "Es wird an uns als gesamte Branche liegen, die Menschen in dieser Aufbruchstimmung abzuholen und gezielt für DIY-Projekte zu werben.“
2025 wird ein „Durchhaltejahr“
Solche Impulse werden sich aber erst mit Verzögerung in direkten Umsätzen niederschlagen, heißt es in der Mitteilung des Verbandes. Mit Steuererleichterungen sei angesichts des Finanzbedarfs für Verteidigung und Infrastruktur kaum zu rechnen. Zudem müssten notwendige Impulse solide gegenfinanziert sein. So sei 2025 nach Ansicht von BHB-Hauptgeschäftsführer Peter Wüst als „Durchhaltejahr“ zu sehen. Die Perspektive bleibe jedoch gut: Die Nachfrage werde aufgrund des hohen Bedarfs an Sanierungen im Bestand eher stabil bleiben, so Wüst. Gleichzeitig wachse der Bedarf an nachhaltigen und energieeffizienten Lösungen.
Eine Prognose der Umsatzveränderung in diesem Jahr wagt der BHB aufgrund der vielen Unwägbarkeiten nicht.
Standortnetz immer noch engmaschig
Wenig Veränderungen brachte 2024 für das deutsche Standortnetz, das sich seit Jahren recht stabil zeigt. Zwar gingen laut der Gesellschaft für Markt- und Betriebsanalyse (Gemaba) in der Berichtszeit insgesamt 20 Märkte vom Netz, doch sei die Versorgung der Kunden in Deutschland mit 2.030 Märkten (nach BHB-Definition; das heißt mehr als 1.000 Quadratmeter gewichtete Fläche) nach wie vor „ausgezeichnet“. Die Gesamtfläche sank den Angaben zufolge im Jahresvergleich um 65.000 qm auf 13,2 Millionen qm; nach einer langen Seitwärtsbewegung ging diese Zahl 2024 also leicht nach unten. Dabei habe sich auch ein leichter Rückgang der durchschnittlichen Betriebsgröße auf 5.840 qm Innenfläche und 6.500 qm gewichtete Verkaufsfläche ergeben. In Deutschland haben laut BHB die meisten Baumärkte (503) eine Verkaufsfläche zwischen 5.000 und 7.500 qm, 410 Märkte seien bis zu 9.999 qm groß, und die sogenannten Big Boxes mit über 10.000 qm gebe es 244 mal.