Nachhaltigkeitsrat begrüßt Wasserstoffstrategie

Bundesregierung soll konkreter werden - RWE prüft Wasserstoffimport über LNG-Terminal in Brunsbüttel

Nachhaltigkeitsrat begrüßt Wasserstoffstrategie

cru Frankfurt – Der als kritische Institution geltende Rat für nachhaltige Entwicklung, der die Bundesregierung berät, begrüßt “grundsätzlich” die vom Kabinett gerade verabschiedete Nationale Wasserstoffstrategie und unterstützt ausdrücklich, dass der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft mit der 9 Mrd. Euro schweren Förderung im Konjunkturprogramm einen Impuls erfährt. Der Rat empfiehlt jedoch, die geplanten Maßnahmen “zu konkretisieren sowie schnell und partnerschaftlich in politisches Handeln umzusetzen”, wie aus der heute veröffentlichten Stellungnahme hervorgeht. Es sei aus der Sicht des Nachhaltigkeitsrates “an der Zeit, groß zu denken und zügig zu handeln”.Dabei sei sich der Rat bewusst, dass ein Teil der Fragestellungen wie der Aufbau internationaler Kooperationen oder die Reduktion von CO2-Emissionen und das bedarfsgerechte Verfügbarmachen von Wasserstoff noch im Detail zu diskutieren und zu bewältigen sind. Der Nachhaltigkeitsrat plädiert dafür, “konsequenter, schneller und internationaler” als bisher vorzugehen. In enger Zusammenarbeit mit Umwelt-, Verbraucherschutz- und Industrieverbänden sowie Verbänden der Entwicklungszusammenarbeit gelte es, Zusammenhänge zu vermitteln und darauf aufbauend Akzeptanz in der Bevölkerung zu gewinnen. Konkurrenz zu WilhelmshavenUnterdessen prüft der Energiekonzern RWE, ob er grünen Wasserstoff über den in Brunsbüttel geplanten Flüssiggas (LNG)-Terminal beziehen kann. Der Versorger habe hierzu mit dem Konsortium German LNG Terminal eine Grundsatzvereinbarung erzielt, teilten die Unternehmen mit. Offen ist allerdings noch, ob die Anlage in Brunsbüttel tatsächlich gebaut wird, da mehrere Standorte, darunter Wilhelmshaven, miteinander konkurrieren. RWE und German LNG Terminal wollen bis Ende des Jahres ihre Verhandlungen über rechtlich verbindliche LNG-Import-Verträge abschließen, die den Weg zu einer Investitionsentscheidung ebnen könnten, hieß es.Wasserstoff gilt als klimaschonende Zukunftstechnik. Nun wird sie von der Bundesregierung mit Konjunkturhilfen gesondert gefördert. Henrik Pontzen, Leiter der Abteilung für Nachhaltigkeit der Fondsgesellschaft Union Investment, hält das für die richtige Entscheidung: “Die Wasserstoffinitiative baut auf Stärken der deutschen Industrie. Wir haben die Chance, zum ökologischen Technologieführer zu werden.”Die Coronakrise halte den Klimawandel nicht auf. Zwar gingen aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie die Emissionen weltweit zurück. Doch aktuell steigen sie wieder stark an, weil Produktionsanlagen hochgefahren werden und die Mobilität deutlich zunimmt. “Die Corona-Pandemie bedeutet für den Klimawandel nur eine kurze Verschnaufpause”, sagt Pontzen. Die Ziele von EU und Deutschland, Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zu erreichen, bleiben deshalb herausfordernd. “Die beschlossene Förderung der Wasserstoffwirtschaft ist eine Chance”, sagt Pontzen.Grüner Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger der Energiewende. Zum einen dient er als CO2-freier Energieträger für die Industrie und für Mobilität, zum anderen ist Wasserstoff ein wichtiger Rohstoff für die chemische Industrie. Grüner Wasserstoff wird mit Strom aus erneuerbaren Quellen in einer Elektrolyse aus Wasser gewonnen. Noch ist er deutlich teurer als konventioneller Wasserstoff, der in der Regel aus Methangas und unter Bildung von Kohlendioxid hergestellt wird. Für die Wirtschaftlichkeit von grünem Wasserstoff sind neben günstigem Ökostrom die Investitionskosten des Elektrolyseurs entscheidend. Evonik mit neuer MembranZentrale Komponente des Elektrolyseurs, die den Wirkungsgrad beeinflusst, ist eine ionenleitende Membran. Der Chemiekonzern Evonik hat nun nach eigenen Angaben eine neuartige anionenleitende Membran entwickelt, die der Wasserstofferzeugung mittels Elektrolyse zum Durchbruch verhelfen soll. “Mit unserer Membran könnte eine besonders effiziente Elektrolysetechnik kommerziell realisiert werden”, sagt Evonik-Membranforscher Oliver Conradi.