Nachholbedarf bei IFRS-15-Vorbereitungen

PWC sieht Fortschritte, mahnt aber Schlussspurt an - Dax-Konzerne vorn - Umstellung am 1. Januar

Nachholbedarf bei IFRS-15-Vorbereitungen

lis Frankfurt – Deutsche Unternehmen gewinnen bei den Vorbereitungen auf den neuen Bilanzstandard IFRS 15 an Tempo, haben bis zum Jahresende aber noch einiges abzuarbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC nach einer Analyse der aktuellen Zwischenberichte von 94 börsennotierten Gesellschaften. Demnach macht etwa jedes zweite Unternehmen in seinem Halbjahresbericht explizite Angaben zum neuen Bilanzstandard, der Anfang nächsten Jahres in Kraft treten soll. Bei 54 % dieser Gesellschaften lassen sich laut PwC merkliche Fortschritte im Vergleich zum Geschäftsbericht 2016 feststellen.”Das ist zwar noch nicht der Stand, den wir uns erhofft hätten. Allerdings ist deutlich zu erkennen, dass immer mehr Unternehmen die Schlagzahl erhöhen – während es vor einem halben Jahr noch so aussah, als würde der neue Bilanzstandard von vielen Gesellschaften regelrecht verschlafen”, sagt Christoph Gruss, Partner bei Capital Markets & Accounting Advisory Services bei PwC in Deutschland.Der neue Standard IFRS 15 “Erlöse aus Verträgen mit Kunden” regelt, wie in einem Vertrag zusammengefasste Leistungen in der Bilanzierung zu trennen sind. Dabei muss der Umsatz für jede Leistungskomponente einzeln erfasst werden. Entscheidend für das Buchen des Umsatzes ist, dass der Kunde Kontrolle über eine Leistung erlangt. Speziell Unternehmen, die ein Bündel an Waren und Dienstleistungen in einem einzigen Vertrag anbieten, müssen sich auf Veränderungen einstellen. Besonders betroffen sein dürfte die Telekommunikationsindustrie mit ihren typischen Mobilfunkverträgen aus subventioniertem Handyverkauf, gekoppelt mit einem länger laufenden Serviceauftrag. Die Deutsche Telekom etwa erwartet laut Halbjahresbericht 2017 aus der Umstellung auf IFRS 15 einen “in den Gewinnrücklagen zu erfassenden erhöhenden kumulierten Effekt vor Berücksichtigung latenter Steuern von 3 bis 4 Mrd. Euro”, der unter anderem aus einer früheren Erfassung von Umsätzen aus dem Verkauf von Gütern und Handelswaren resultiert.Auch wenn IFRS 15 offiziell erst zum 1. Januar 2018 in Kraft tritt, hatte die europäische Finanzmarktaufsicht ESMA im vergangenen Jahr klargestellt, dass sie von den Unternehmen bereits in ihren Abschlüssen 2016 und 2017 konkretere Angaben zu den erwarteten Folgen erwartet. Zudem hat die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung die Anhangangaben zur Anwendung neuer Bilanzstandards zu einem ihrer Prüfungsschwerpunkte für 2017 gemacht. “All das zeigt, dass sich die Unternehmen beim IFRS 15 keinerlei ,Laissez-faire` leisten können”, betont Gruss.Wie schon bei den Geschäftsberichten 2016 zeigte sich auch bei den Zwischenberichten, dass die Dax-Konzerne in ihren Vorbereitungen tendenziell weiter sind als MDax-, SDax- oder TecDax-Unternehmen. Die Dax-Firmen machten zudem im Schnitt deutlich umfangreiche Angaben zum neuen Bilanzstandard als die kleineren Unternehmen. Dabei werden nicht nur quantitativ mehr Informationen als vor einem halben Jahr gegeben, die Unternehmen äußern sich auch inhaltlich deutlich detaillierter, etwa was die Auswirkung der neuen Regeln auf interne Steuerungsgrößen oder einzelne Geschäftsbereiche angeht. Allerdings mahnt PwC-Experte Guss an, dass das Tempo in den wenigen verbleibenden Monaten bis zur Einführung von IFRS 15 noch einmal gesteigert werden muss. “Ohne Schlussspurt wird es für die meisten Unternehmen nicht reichen – speziell was die IT-Umsetzung betrifft.”