Arx Robotics

Nato investiert in Münchner Militär-Roboter-Start-up

Das westliche Verteidigungsbündnis will insgesamt 1 Mrd. Euro in neuartige Militärtechnologien stecken. Nun sind erste Investment-Entscheidungen gefallen - unter anderem zugunsten eines Roboter-Start-ups aus München.

Nato investiert in Münchner Militär-Roboter-Start-up

Nato investiert in Münchner Militär-Roboter-Start-up

Arx Robotics sammelt in Seed-Runde insgesamt 9 Mill. Euro ein – Zweites VC-Investment der Nato nach Icomat

kro Frankfurt

Zwei Jahre nach dem Start eines 1 Mrd. Euro schweren Nato-Fonds zur Unterstützung neuartiger Dual-Use-Technologien sind bei dem Verteidigungsbündnis nun erste Investment-Entscheidungen gefallen. In der vergangenen Woche teilte das britische Start-up Icomat mit, den Nato Innovation Fund (NIF) bei einer Finanzierungsrunde als Investor gewonnen zu haben. Icomat stellt Leichtbaumaterialien für Raumfahrzeuge, Autos und den Verteidigungssektor her und hat bei der Series-A-Runde 22,5 Mill. Dollar eingesammelt.

Für das zweite Investment ist der NIF in Deutschland fündig geworden. Der 2021 gegründete Roboter-Hersteller Arx Robotics hat in einer Seed-Finanzierungsrunde 9 Mill. Euro erhalten, wie er am Montag mitteilte. Neben dem NIF haben sich die von den Sumup-Gründern Jan Deepen und Stefan Jeschonnek gestartete Venture-Capital-Gesellschaft Discovery Ventures aus Berlin sowie – einmal mehr – die ebenfalls in Berlin ansässige Project A Ventures beteiligt.

Militärisch und zivil nutzbar

Die selbstfahrenden und unbemannten Roboter von Arx sind sogenannte Dual-Use-Güter, sie können also sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke eingesetzt werden. Ein mögliches ziviles Einsatzszenario wäre etwa die Überwachung kritischer Infrastruktur oder der Gütertransport in Katastrophengebieten. Im Gefecht können die Roboter unter anderem dabei helfen, Feinde aufzuspüren, Feinde auf verschiedene Arten zu täuschen und verletzte Soldaten abzutransportieren. „Das Besondere ist die Modularität“, sagt Marc Wietfeld, ehemaliger Bundeswehroffizier und heute CEO und Mitgründer von Arx. „Das System kann in kritischen Situationen von Soldaten selbst verändert und an neue Situationen für neue Einsatzzwecke angepasst werden. Dafür braucht es keine weitere Infrastruktur und die Roboter sind mit 30.000 bis 150.000 Euro pro Stück so kostengünstig gebaut, dass eventuelle Verluste der Geräte im Einsatz verkraftbar sind.“

Der ehemalige Bundeswehroffizier Marc Wietfeld hat den Roboterbauer Arx im Jahr 2021 zusammen mit Stefan Röbel und Maximilian Wied gegründet.
Bildquelle: Arx Robotics

Bei Arx geht man davon aus, dass in der zukünftigen Kriegsführung tausende solcher autonomen Fahrzeuge benötigt werden, um althergebrachte Kriegsmittel wie etwa Panzer zu überwältigen. Es sei theoretisch auch möglich, die Roboter mit Waffensystemen auszustatten, sagt Wietfeld. „Das ist aber etwas, was wir als Plattformhersteller nicht anbieten. Die Streitkräfte müssten eine solche Integration selbst oder mit anderen Herstellern vornehmen.“ Bislang sind die Roboter von Arx schon bei der Bundeswehr sowie bei den Streitkräften in Österreich, in der Schweiz, in Ungarn und in der Ukraine im Einsatz.

Über den Innovationsfonds der Nato

Der „Nato Innovation Fund“ ist im Juni 2022 ins Leben gerufen worden. Aktuell beteiligen sich 24 Partnernationen an dem 1 Mrd. Euro schweren Vehikel – Kanada und die USA gehören bislang nicht dazu. Der Fonds soll über 15 Jahre hinweg Start-ups in der Frühphase und andere Wagniskapitalfonds fördern, die für das Verteidigungsbündnis wichtige Dual-Use-Technologien entwickeln, darunter künstliche Intelligenz, Big-Data-Verarbeitung, Quantentechnologie, Biotechnologie, Antriebstechnologie und Weltraumtechnologie. Hauptsitz des Fonds sind die Niederlande, Vorsitzender ist der Gründer und Chef des europäischen Venture-Capital-Schwergewichts Lakestar, Klaus Hommels.

Ein schwieriger Markt

Für Start-ups, die im Verteidigungssektor aktiv sind, gestaltet sich die Suche nach Wachstumskapital oft schwierig. Investoren haben nicht nur ethische, sondern auch wirtschaftliche Bedenken – denn die Entwicklungszeiten solcher Deeptech-Produkte sind oft lang und kostspielig. Hinzu kommt, dass sich Vergabeverfahren der öffentlichen Auftraggeber oft in die Länge ziehen und große, etablierte Player wie Rheinmetall nur ungern ein Stück vom Kuchen abgeben.

Bei der Investorenwahl sei daher „Vorsicht geboten“, wie Wietfeld sagt. „Einige Wagniskapitalgeber erwarten nach einigen Monaten oder zumindest Jahren hohe Umsätze. Und wenn es nicht so läuft, dann empfehlen sie, ein bisschen mehr Geld für Performance Marketing auszugeben. Aber so funktioniert es in unserem Bereich nicht.“

Wohl auch deswegen sind die Volumina an VC-Investitionen im Defense-Tech-Bereich bislang überschaubar. Bis Anfang Juni kam es in Europa laut dem US-Datendienst Pitchbook gerade mal zu vier Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 3,4 Mill. Euro. 2023 waren es gut 230 Mill. Euro. 

Mit den frischen Mitteln will Arx nun die Belegschaft auf 30 Mitarbeitende erweitern und die Produktionskapazitäten ausbauen. In zwei Wochen soll im bayerischen Oberding ein neues Werk eröffnet werden, „in dem es dann möglich sein wird, unsere unbemannten Bodensysteme in Masse herzustellen“, so Wietfeld. Im laufenden Jahr soll sich der Umsatz auf „mehrere Millionen Euro“ belaufen.


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