Nestlé senkt Jahresziel
Nestlé ist in der Coronakrise aus eigener Kraft profitabel gewachsen. Vor allem in Nord- und Südamerika legte der weltgrößte Lebensmittelkonzern im ersten Halbjahr kräftig zu. Als Zugpferde erwiesen sich Haustierfutter und Gesundheitsprodukte. Dennoch wurde das Wachstumsziel für 2020 etwas heruntergeschraubt.md Frankfurt – Nestlé, der weltgrößte Lebensmittelkonzern, ist im zweiten Quartal gewachsen – allerdings deutlich schwächer als im ersten Jahresviertel. Das organische Wachstum, in dem Zu- und Verkäufe von Unternehmensteilen sowie Wechselkursveränderungen herausgerechnet werden, lag den Angaben zufolge bei 1,3 % nach 4,3 % von Januar bis Ende März. Im ersten Quartal hatten die Schweizer stark von Hamsterkäufen in den Industrieländern profitiert. In der schwächeren Wachstumsrate “zeigen sich die gravierenden Auswirkungen der Mobilitätsbeschränkungen auf das Außer-Haus-Geschäft sowie der teilweise Abbau der Lebensmittelvorräte bei den Konsumenten”, teilt Nestlé nun mit. Für das erste Halbjahr ergibt sich insgesamt ein organisches Plus von 2,8 %, das sich aus einem Mengenwachstum von 2,6 % und einer Preiskomponente von 0,2 % zusammensetze.Das organische Wachstum ist die am stärksten von Investoren und Analysten beachtete Kennzahl, die die Schweizer veröffentlichen. Für das Gesamtjahr peilt der für Marken wie Nescafé, Nespresso, Maggi, Kitkat, Schöller, Vittel und Purina bekannte Konzern nun einen organischen Umsatzzuwachs von 2 bis 3 % an. Bisher hatte Nestlé ein Plus von mehr als 3,5 % in Aussicht gestellt.Im ersten Halbjahr verzeichnete Nestlé nach eigenen Angaben anhaltende Dynamik in Nord- und Südamerika und eine positive Umsatzentwicklung in der Zone Emena (Europa, Mittlerer Osten und Nordafrika). Die Zone AOA (Asien, Ozeanien und Afrika südlich der Sahara) verbuchte einen Umsatzrückgang, wobei das Wachstum im zweiten Quartal in den positiven Bereich zurückgekehrt sei. Der Erlös mit Produkten, die regionenübergreifend unter “übrige Geschäfte” zusammengefasst werden (u. a. Nespresso), wuchs organisch um 6,1 %. Besonders Vitamine und medizinische Produkte von Nestlé Health Science hätten mit einem zweistelligen Plus zum Wachstum beigetragen.Das organische Wachstum in den Industrieländern habe 4,1 % betragen und beruhe nur auf Mehrverkäufen. Das Plus in den aufstrebenden Märkten habe bei 1,1 % gelegen.Der ausgewiesene Konzernumsatz ging um 9,5 % auf 41,15 (i.V. 45,46) Mrd. sfr zurück; das sind rund 38,3 Mrd. Euro. Verantwortlich dafür waren der starke Franken und vor allem Assetverkäufe; so trennte sich Nestlé vom Geschäft mit Speiseeis in den USA und vom Hautpflegegeschäft. “Wir haben ein solides organisches Wachstum erzielt und die Margen im ersten Halbjahr gesteigert”, resümierte CEO Mark Schneider.Gemäß der Mitteilung ging das operative Ergebnis zwar auf 6,97 (7,06) Mrd. sfr zurück, doch stieg die bereinigte operative Ergebnismarge um 30 Basispunkte auf 17,4 %; unbereinigt legte die Marge sogar um 140 BP auf 16,9 % zu. Der Reingewinn sprang – begünstigt durch die Assetverkäufe – um 18,3 % auf fast 5,9 (5,0) Mrd. sfr (umgerechnet knapp 5,5 Mrd. Euro). Im Gesamtjahr soll die bereinigte operative Marge steigen, ebenso das bereinigte Ergebnis je Aktie. Wie Nestlé weiter mitteilt, habe man im Halbjahr eigene Aktien für 4,2 Mrd. sfr zurückgekauft.Im ersten Quartal hatte Nestlé noch Rückenwind durch Hamsterkäufe bekommen. Wegen der in vielen Ländern verordneten Ausgangs- und Einkaufsbeschränkungen infolge der Ausbreitung des Covid-19-Virus hatten sich die Verbraucher im März vorsorglich u. a. mit Fertigprodukten, Kaffee und Tierfutter eingedeckt. “Das Wachstum verlangsamte sich im zweiten Quartal in einer Mehrzahl der Märkte”, räumt Nestlé nun ein. Die Verbraucher hätten ihre im März angelegten Vorräte aufgezehrt. Aber auch die Beschränkungen des öffentlichen Lebens durch die Coronakrise hätten sich negativ auf die Geschäfte ausgewirkt.Starkes Wachstum bescherten die Beschränkungen Nestlé dagegen im Online-Geschäft: Der Umsatz im E-Commerce legte den Angaben nach um 49 % zu. Er mache damit 12,4 % des Gesamtumsatzes aus.Der Zwischenbericht wurde von Analysten meist wohlwollend kommentiert. Nestlé schlage sich besser als die Konkurrenz, etwa Unilever und Danone, hieß es. Jefferies vermerkte positiv, dass Nestlé eine – wenn auch gesenkte – Gesamtjahres-Guidance gegeben habe. Vontobel zufolge dürfte Nestlé “als Gewinner aus der Pandemie hervorgehen”.Nach wechselhaftem Kursverlauf schlossen Nestlé 0,7 % schwächer. Die Marktkapitalisierung beträgt umgerechnet knapp 310 Mrd. Euro.