Nestlé senkt Umsatzprognose

Organisches Wachstum enttäuscht - "Maggi"-Krise in Indien, flaues China-Geschäft und Rabatte für Hautpflegeprodukte belasten

Nestlé senkt Umsatzprognose

Nestlé hat für lange Gesichter bei den Aktionären gesorgt. Statt eines organischen Wachstums von 4,7 %, wie Analysten im Schnitt erwartet hatten, brachte der weltgrößte Lebensmittelkonzern in den ersten neun Monaten nur 4,2 % zustande. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde von “rund 5 %” auf “rund 4,5 %” gesenkt. Der Aktienkurs gab um 2 % nach.md Frankfurt – Der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé hat seine Prognose für 2015 gesenkt. Das Unternehmen gehe nun von einem organischen Wachstum von rund 4,5 % statt bislang von rund 5 % aus, teilten die Schweizer mit. Bestätigt wurden die Ziele, die Margen, den nachhaltigen Gewinn pro Aktie bei konstanten Wechselkursen und die Kapitaleffizienz zu verbessern. In den ersten neun Monaten habe das organische Wachstum 4,2 (i.V. 4,5) % betragen. Der Wert setze sich aus 2 % “internem Realwachstum” – gemeint ist mehr verkaufte Menge – und zu 2,2 % aus Preiserhöhungen zusammen. Die Konsensschätzung der Analysten hatte bei 4,7 %, also 0,5 Prozentpunkte höher gelegen. An der Börse verlor die Nestlé-Aktie bis zu 3,2 % und schloss 1,9 % leichter.Am Vortag hatte der niederländisch-britische Konsumgüterkonzern und Nestlé-Rivale Unilever (“Knorr”, “Langnese”) von einem bereinigten Umsatzplus von 5,7 % im dritten Quartal berichtet und damit die Markterwartungen übertroffen.Der Erlös von Nestlé sank im Jahresvergleich um 2,1 % auf 64,9 Mrd. sfr (siehe Grafik), das sind knapp 60 Mrd. Euro. Wechselkurseffekte aufgrund des starken Franken hätten einen negativen Effekt von 6,7 % gehabt, während Akquisitionen (bereinigt um Veräußerungen) 0,4 % zum Umsatz beigetragen hätten.Nach den ersten sechs Monaten hatte Nestlé noch ein organisches Wachstum von 4,5 (4,7) % ausgewiesen. “Wir wurden im dritten Quartal von außergewöhnlichen Ereignissen beeinflusst”, sagte CEO Paul Bulcke, “mit Maggi-Nudeln in Indien und Anpassungen in der Rabattpolitik bei Nestlé Skin Health”. Die Einmalbelastung betrifft verschreibungspflichtige Hautpflegeprodukte: Nestlé hatte den US-Kunden Rabatte gewährt, die höher ausfielen als erwartet. Um welche Summe es geht, ließ der Konzern offen. Nach Schätzung von Analysten kostete der Vorgang 0,3 Prozentpunkte organisches Wachstum.”Wir haben (…) eine signifikante Verbesserung in Nordamerika erzielt, vor allem in der Tiefkühlkost”, sagte Bulcke. Diese Sparte war 2014 einer der größten Schwachpunkte von Nestlé gewesen. Bei der Bilanzvorlage hatte der CEO eine Neupositionierung der Marken angekündigt.Dann kam Bulcke auf China zu sprechen. 2014 hatten dort die “in rapidem Tempo sich verändernden Erwartungen der Konsumenten sowie der Handelsstrukturen” – so Bulcke im Februar – Nestlé kalt erwischt. So war der Absatz von Kaffee und Süßwaren eingebrochen. Auch hier war eine Marken-Neupositionierung angekündigt worden, die im ersten Halbjahr wohl auch Erfolge zeigte. Doch im dritten Quartal “hat sich die Umsatzerholung in China abgeschwächt”. Die Grundlage des Geschäfts bei Yinlu Foods – der Hersteller von Fertiggerichten ist ein Joint Venture, an dem Nestlé 60 % hält – verbessere sich, und bei Nescafé, Ready-to-drink-Produkten sowie Süßwaren der Marke Hsu Fu Chi sehe man “eine solide Entwicklung”. Diese Umschreibungen kann man aber als Enttäuschung über die Entwicklung im zweitwichtigsten Absatzmarkt nach den USA deuten. Fertignudeln wieder ins RegalNeben dem flauen Geschäft in China ist es vor allem die Krise der “Maggi”-Fertignudeln in Indien, die den Neunmonatsausweis verhagelt hat. Weil staatliche Lebensmitteltests einiger Stichproben eine zu hohe Bleibelastung ergaben und eine fehlerhafte Produktauszeichnung gerügt wurde, mussten die Instantnudeln von “Maggi” – sie sind auf dem Subkontinent eines der beliebtesten Fertiggerichte – zurückgerufen werden. Zudem wurde ein Verkaufsstopp verhängt. Allein im ersten Halbjahr kostete das den Konzern 66 Mill. sfr und laut CFO Francois-Xavier Roger in den ersten neuen Monaten 0,3 Prozentpunkte vom organischen Wachstum. Doch habe Nestlé Indien nun “eine positive Entscheidung vom Honorable Bombay High Court erhalten” und sei dabei, “das Produkt wieder in die Regale zu bekommen”.—– Wertberichtigt Seite 8