Nestlé übernimmt Phagenesis

Neue Therapie gegen schwere Schluckbeschwerden im Health-Science-Portfolio

Nestlé übernimmt Phagenesis

md Frankfurt – Nestlé Health Science, eine Tochter des weltgrößten Lebensmittelkonzerns, übernimmt schrittweise und basierend auf dem Erreichen bestimmter Entwicklungsfortschritte die britische Medizingerätefirma Phagenesis. Das Unternehmen hat laut Nestlé eine neue Behandlung für Dysphagie entwickelt. Häufig nach SchlaganfällenDysphagie – die Schwierigkeit, sicher zu schlucken – sei ein Zustand mit hoher Verbreitung sowie eine große klinische und wirtschaftliche Belastung für Krankenhäuser und das Gesundheitswesen. Dysphagie, auch als Aphagie bekannt, trete bei 29 bis 55 % der Schlaganfallpatienten auf; den Angaben zufolge erleiden jedes Jahr weltweit 15 Millionen Menschen einen Schlaganfall. Dysphagie sei auch häufig eine Folge zahlreicher anderer Erkrankungen. Die Schluckbeeinträchtigung könne zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Außerdem verringere sich die Lebensqualität von Patienten mit Dysphagie stark. Genau das aber, eine Steigerung der Lebensqualität durch Nahrung bzw. rezeptfreie Medikamente und Geräte, hat sich die Nestlé-Gruppe auf die Fahnen geschrieben, um sich so weiter vom klassischen Lebensmittelanbieter zum Konzern für Ernährung, Gesundheit und Wohlbefinden – so die Eigenbeschreibung – zu wandeln. Nicht zuletzt deshalb wurde wohl Ulf Mark Schneider, lange Jahre Chef des Gesundheitskonzerns Fresenius, per Anfang nächsten Jahres zum Nachfolger von Nestlé-CEO Paul Bulcke erkoren. Er soll das Unternehmen weiter in Richtung Gesundheit/Pharma entwickeln.Gemäß der Vereinbarung werde Nestlé Health Science eine Zahlung im Voraus leisten, der meilensteinbasierte Zahlungen folgen, während Phagenesis die klinische Evaluierung des Behandlungsprodukts Phagenyx weiterführe und abschließe. Die schrittweise Akquisition basiere auf dem erfolgreichen Abschluss der europäischen und US-Entwicklungsprogramme bis 2019. Über die finanziellen Bedingungen wurde Stillschweigen vereinbart. Zu den Investoren von Phagenesis, ein in Manchester ansässiges, 2007 von einem dortigen Universitätsprofessor gegründetes Unternehmen, gehören Inventages Venture Capital, einer der weltgrößten Risikokapitalfonds mit Schwerpunkt Biowissenschaft und Ernährung, und Anglo Scientific; beide haben ihren Sitz in London.Greg Behar, CEO von Nestlé Health Science, erklärte: “Dysphagie ist ein strategischer Schwerpunkt von Nestlé Health Science. Diese Innovation (Phagenyx; die Red.) kann eine neue Dimension der Schluck-Rehabilitation eröffnen.” Über Phagenyx wird ein elektrisches Signal an die Hinterseite des Rachens abgegeben. Mit der Behandlung werde die neurologische Kontrolle des Schluckens durch “Anstoßen” des Gehirns wiederhergestellt. Finanz- und VertriebsvorteileReinhard Krickl, CEO von Phagenesis, wies auf die finanziellen und Vertriebsmöglichkeiten von Nestlé Health Science hin. Das Unternehmen sei im Bereich der Dysphagie weltweit führend und habe die Möglichkeiten und die Reichweite, “mit denen Phagenesis die Entwicklung und den breiten Einsatz von Phagenyx (…) beschleunigen kann”.