Lebensmittelkonzern

Nestlé wächst organisch um fast 8 Prozent

Das organische Wachstum von Nestlé liegt nach den ersten neun Monaten des Jahres bei knapp 8%. Ein Wert, der sich sehen lassen kann - wäre da nicht der Wermutstropfen, dass der Zuwachs allein aus Preissteigerungen resultiert, während die verkaufte Menge zurückgeht.

Nestlé wächst organisch um fast 8 Prozent

Nestlé wächst organisch um fast 8 Prozent

Anstieg resultiert aus Preiserhöhungen – Verkaufsmenge sinkt das fünfte Mal in Folge

md Frankfurt

Nestlé ist in den ersten neun Monaten organisch um 7,8% gewachsen. Ein Anstieg, der Marktkennern Respekt abnötigt. Dennoch ist das Haar in der Suppe schnell gefunden: Der Zuwachs beim weltgrößten Lebensmittelkonzern resultiert wieder einmal allein aus Preissteigerungen. In den ersten drei Quartalen waren die Preise des Schweizer Unternehmens im Schnitt 8,4% höher als in der Vergleichszeit des Vorjahres. Demgegenüber sank der Absatz, der von Nestlé als internes Realwachstum bezeichnet wird, zwischen Januar und Ende Oktober um 0,6%. Das dritte Quartal 2023 war das fünfte in Folge, im dem die verkaufte Menge im Jahresvergleich gesunken ist.

Mark Schneider, CEO von Nestlé. Der ehemalige Fresenius-Chef trimmt den Lebensmittelriesen auf margenstarkes Umsatzwachstum. Foto: Nestlé

Die meisten Anbieter von Verbrauchsgütern haben ihre Preise in den vergangenen Jahren angehoben, um gestiegene Kosten auszugleichen. Es begann mit der Corona-Pandemie, als vor allem Transport und Logistik sprunghaft teurer wurden, und der Preisauftrieb verschärfte sich durch die Invasion Russlands in die Ukraine, die Energie- und Rohstoffkosten in die Höhe trieb. Doch Verbraucher sind nicht bereit, unbeeinflusst von Preissteigerungen dieselben Mengen zu konsumieren wie früher. Viele Haushalte können sich die Markenprodukte von Nestlé (Maggi, Kitkat, Perrier usw.) nicht mehr leisten. CEO Mark Schneider ist sich offenbar des Problems bewusst. Er stellte bis zum Jahresende eine Wende in Aussicht: "Volumenwachstum und Produktmix befinden sich im Aufschwung." Er sei zuversichtlich, dass die verkaufte Menge wieder zum wichtigsten Wachstumstreiber werde. Tatsächlich war im zu Ende gegangenen Jahresviertel der Absatzrückgang mit 0,3% geringer ausgefallen als in den Vorquartalen.

Der ausgewiesene Umsatz sank den Angaben zufolge um 0,4% auf 68,83 Mrd. sfr (72,72 Mrd. Euro). Das hohe organische Wachstum sei durch Wechselkurseffekte um 7,4% geschmälert worden. Außerdem habe der Saldo aus Assetverkäufen und -zukäufen eine negative Auswirkung von 0,8% gehabt. Im abgelaufenen Jahresviertel hatte Nestlé u.a. eine Mehrheitsbeteiligung an Grupo CRM, einem brasilianischen Premium-Schokoladenhersteller, erworben. Zudem hatte der Konzern Palforzia, sein Geschäft zur Behandlung von Erdnussallergien, veräußert. "Wir erkennen erste Erfolge unserer Portfoliooptimierung", sagte Schneider. Nestlé wird auf wachstums- und margenstarke Produkte ausgerichtet.

Jahresprognose bestätigt

Nestlé rechnet für das Gesamtjahr unverändert mit einem organischen Umsatzwachstum von 7 bis 8% und einer zugrunde liegenden operativen Ergebnismarge von 17,0 bis 17,5%. Beim zugrunde liegenden Gewinn je Aktie zu konstanten Wechselkursen wird ein Anstieg zwischen 6% und 10% erwartet. Traditionell macht Nestlé im Neunmonatsbericht keine Angaben zur Ergebnisentwicklung.

Analysten zahlreicher Research-Häuser bestätigten ihre Urteile zur Nestlé-Aktie und ihre Kursziele, wobei die Bewertungen von "Kaufen" (Citigroup) oder "Übergewichten" (J.P. Morgan) und Kurszielen von 130 sfr bis zu "Underperform" (RBC) und einem Kursziel von 97 sfr reichten. Die Erwartungen der Anleger waren offenbar so hoch, dass die im Grunde positiven Zahlen enttäuschten: Der Nestlé-Kurs gab an der Schweizer Börse um 3,4% auf 98,75 sfr nach. Mit einer Marktkapitalisierung von umgerechnet 272 Mrd. Euro ist Nestlé einer der fünf schwersten Konzerne in Europa.

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