Netapp und Co. drängen ins Auto
Von Sebastian Schmid, FrankfurtDie Transformation der Autoindustrie zieht neue Wettbewerber an, die das Machtgefüge in der Branche weiter aus dem Gleichgewicht zu bringen drohen. Parallel zur Elektrifizierung der Automobilindustrie findet deren Digitalisierung statt. Software-Updates ohne Werkstattbesuch könnten schon bald ein Ausschlusskriterium beim Autokauf werden – dies, aber auch autonomes Fahren, Vernetzung und andere Mobilitätsdienste sind ohne tieferes Technologie-Know-how nicht denkbar. Kein Wunder, dass VW-Chef Herbert Diess den Wandel von einem Autohersteller zu einem digitalen Technologiekonzern stark beschleunigen will und Führungskräfte in Wolfsburg warnt, im jetzigen (gemächlichen) Tempo weiterzumachen: “Die Zukunft von Volkswagen liegt im digitalen Tech-Konzern und nur da.”Ohne Unterstützung aus dem Silicon Valley werden die digitale Transformation allerdings weder Volkswagen noch die Wettbewerber stemmen können. Also lautet das Motto Risikostreuung. Als Basis für die Automotive Cloud sowie vernetzte Fahrzeug-Dienste ihrer Flotte hat sich Volkswagen für Microsofts Azure-Plattform entschieden. Bei der Industrial Cloud, also der Vernetzung von Maschinen, Anlagen und Systemen in den Werken ist Amazon Web Services der Partner. Systemkompetenz ist wichtig, nicht aber alles auch selbst zu machen, hat der neue BMW-Chef Oliver Zipse mehrfach betont. Dabei bezog er sich zwar primär auf die Batterieentwicklung. Doch gilt diese Einschätzung auch für die Cloud-Technologie und andere Digitalisierungsthemen.Neben den großen Partnern wie Microsoft, Amazon oder Google auf der Software-Seite und Nvidia, Intel oder Infineon auf der Hardware-Seite treten mittlerweile auch kleinere Spieler auf den Plan, die man mit der Automobilindustrie kaum in Verbindung bringt. Der kalifornische Datenspeicherspezialist Netapp, der eher in Datenzentren oder zumindest Werksumgebungen zu Hause war, sieht große Chancen für sich im autonomen Fahren. Christian Ott, der für Netapp aus München heraus ein Team leitet, das die Bereiche Automotive und Manufacturing betreut, glaubt zwar, dass es bis zu wirklich autonomem Fahren noch eine Weile dauern wird. Die Herausforderung sei aber so komplex mit so vielen Daten, dass es eine enorme Herausforderung darstellen werde, diese in Echtzeit zu bearbeiten.Die Daten müssten ständig getaggt, gespeichert, übertragen, durch einen Algorithmus geschleust und archiviert werden. Diesen Datenfluss zu optimieren, könnten nur wenige – zu denen sich Netapp zählt – leisten. “Wir sorgen dafür, dass die Daten da sind, wo sie gebraucht werden”, verspricht Ott. Mittlerweile habe Netapp einige Partner in der Automobilindustrie – sowohl bei Pkw als auch Trucks – gefunden. Dabei seien allerdings die meisten Projekte noch im Entwicklungsstadium.Firmen wie Netapp finden relativ leicht Zugang zum automobilen Geschäft, weil sie schon zuvor zahlreiche Kooperationen mit Softwarepartnern wie Microsoft unterhalten, die ebenfalls mit Macht in die Autobranche drängen. Zumal viele Daten im Auto entstehen und vor Ort statt in der Cloud verarbeitet werden – selbst ein weitgehend flächendeckend ausgebautes 5G-Mobilfunknetz kann schließlich ausfallen. Der Speichermedien-Hersteller Western Digital erwartet daher, dass künftig jedes Auto über ein Terrabyte Datenspeicher verbaut haben wird. Viele Daten, die verarbeitet werden wollen. Für Netapp und ihre Wettbewerber winken dicke Geschäfte.