Luftfahrtbranche

Airbus und Air France bilden Allianz im Wartungsgeschäft

Airbus und Air France-KLM wollen ein gemeinsames Wartungsunternehmen für A350-Teile gründen. Derweil sorgen sich Airlines und Flugzeugbauer wegen gefälschter, nicht zertifizierter Teile für Triebwerke, die eine Firma aus London geliefert hat.

Airbus und Air France bilden Allianz im Wartungsgeschäft

Allianz im Wartungsgeschäft

Airbus und Air France verhandeln – Gefälschte Ersatzteile bereiten Branche Sorgen

Airbus und Air France-KLM wollen ein gemeinsames Wartungsunternehmen für A350-Teile gründen. Derweil sorgen sich die EASA, Airlines und Flugzeugbauer wegen gefälschter, nicht ordnungsgemäß zertifizierter Teile für Triebwerke, mit denen A320- und 737-Mittelstreckenjets ausgestattet sind.

wü Paris

Einen Teil des Wartungsgeschäfts für ein erfolgreiches Langstreckenmodell abdecken und so vom lukrativen Markt für Luftfahrtdienstleistungen profitieren, lautet das Ziel von Airbus und Air France-KLM. Der europäische Flugzeugbauer und die französisch-niederländische Fluggesellschaft verhandeln deshalb exklusiv über die Gründung eines gemeinsamen Wartungsunternehmens für A350-Teile. Angepeilt werde, das Gemeinschaftsunternehmen im ersten Halbjahr 2024 nach Zustimmung der zuständigen Behörden einsatzbereit zu machen, erklärten die beiden Konzerne, die damit einen Bericht der französischen Tageszeitung "Le Figaro" bestätigten.

Airbus und Air France-KLM sollen jeweils die Hälfte des gemeinsamen Wartungsunternehmens halten und bestimmte Komponenten in einen gemeinsamen Fundus für Ersatzteile einbringen. Das Gemeinschaftsunternehmen, dessen Projektname Cyrus lautet, soll auch Lieferkettenmanagement und Reparaturen anbieten, sich dabei aber auf elektronische und mechanische Komponenten wie etwa Bordcomputer konzentrieren. Man wolle das Know-how von Air France-KLM Maintenance Industries und Airbus bündeln, um Kunden den besten Service anbieten zu können, erklärten beide Unternehmen. Sie konkurrieren mit dem geplanten Gemeinschaftsunternehmen mit Lufthansa Technik.

In seiner Ende letzten Jahres veröffentlichten Langfristprognose geht Airbus davon aus, dass sich der Luftfahrt-Dienstleistungsmarkt bis 2041 mehr als verdoppeln wird, auf mehr als 230 Mrd. Dollar. Davon dürften 189 Mrd. Dollar auf das Wartungsgeschäft entfallen. Dem europäischen Flugzeugbauer liegen Bestellungen von 55 Kunden für insgesamt 1.034 A350-Langstreckenjets vor, auch von Air France. Davon waren Ende Juli 550 Exemplare ausgeliefert. Air France hat insgesamt 42 A350-Langstreckenjets bei Airbus bestellt, darunter vier Exemplare der Frachtversion, die 2026 erstmals in Dienst gestellt werden soll. Die auch zu Air France-KLM gehörige Cargo-Gesellschaft Martinair hat ebenfalls vier A350-Frachter geordert. Die französische Fluggesellschaft, die diesen Monat ihren 90. Geburtstag feiert, betreibt bereits 21 A350-Langstreckenjets.

Dieser ist im Gegensatz zu mehreren Mittelstreckenmodellen nicht von den gefälschten Ersatzteilen betroffen, die die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA laut Informationen von Bloomberg Anfang August entdeckt hat. AOG Technics aus London soll Ersatzteile für CFM56-Triebwerke mit gefälschten Zertifikaten an Reparaturbetriebe geliefert haben. Die beliebten Mittelstreckenjets A320 von Airbus und 737 von Boeing sind mit diesen von CFM International, einem Gemeinschaftsunternehmen von Safran aus Frankreich und General Electrics aus den USA, gebauten Triebwerken ausgestattet. Sie sind mit 33.000 ausgelieferten Exemplaren einer der beliebtesten Flugzeugantriebe der Welt.

Die gefälschten Teile wurden offenbar bereits in Triebwerke von A320- und 737-Mittelstreckenjets eingebaut. In wie viele, ist unklar. "Wir beobachten die Situation zusammen mit den Triebwerksherstellern und Behörden sehr genau", erklärt Airbus. Die EASA hat Flugzeugbesitzer und -betreiber, Wartungsbetriebe und Vertriebe von Ersatzteilen aufgefordert, zu überprüfen, ob sie direkt oder indirekt Ersatzteile von AOG Technics erhalten haben und ob deren Zertifikate tatsächlich von den zuständigen Behörden ausgestellt wurden. Um welche Teile des Triebwerks es sich konkret handelt, ist bisher nicht bekannt.

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