Neue Solarzellenfabrik in Deutschland geplant

Schweizer Maschinenbauer Meyer Burger strebt Kapitalspritze an - Rückenwind aus der Politik

Neue Solarzellenfabrik in Deutschland geplant

cru Frankfurt – Der Schweizer Solarmaschinenbauer Meyer Burger plant den Wandel zum vertikal integrierten Zell- und Modulhersteller. Dazu wird auch eine eigene, groß skalierte Zell- und Modulproduktion mit 400 Megawatt Jahreskapazität in Deutschland geprüft, die schon im ersten Halbjahr 2021 starten soll. Das hat der Konzern am Freitag angekündigt. Das Unternehmen lädt die Aktionäre deshalb zu einer außerordentlichen Generalversammlung am 10. Juli ein und will bei dem Anteilseignertreffen um eine Kapitalerhöhung über brutto 165 Mill. sfr (155 Mill. Euro) für die Finanzierung der Pläne bitten. Für die Expansion werden zudem 180 Mill. sfr Fremdkapital benötigt.Meyer-Burger-CEO Gunter Erfurt vergleicht den nächsten Technologieschritt bei der Leistungsfähigkeit der Module “mit dem Übergang von 4G auf 5G in der mobilen Kommunikation”. “Nur Meyer Burger hat die 5G-Technologie der Fotovoltaik-Industrie zur Marktreife geführt”, sagte Erfurt über die Module, die zudem mit geringeren Kosten als bisher produziert werden sollen. “Wir werden mit den neuen Produkten bereits in einem Jahr am Markt sein.” Fertigung in Europa präferiertDie Fertigung in Europa sei wettbewerbsfähig und biete “ein bedeutendes Gewinnpotenzial”. Die neuen Module ermöglichten “sowohl den Eintritt in das margenstarke und überproportional schnell wachsende Segment der Dachanlagen als auch in das preissensitivere Segment der Solarkraftwerke”, erklärte Verwaltungsratspräsident Franz Richter. Damit das Wertschöpfungspotenzial der neuen Technologie und das eigene Know-how möglichst vollständig bei Meyer Burger verbleiben, setzt das Unternehmen künftig auf ein geschlossenes Geschäftsmodell (Captive-Modell), bei dem die nach eigenen Angaben führende Technologie grundsätzlich nur noch für eigene Zwecke genutzt werden soll.Die Schweizer können dabei mit Rückenwind aus der Politik rechnen. Länder wie Deutschland wollen den Anteil erneuerbarer Energie an der gesamten Stromproduktion in den nächsten Jahren kräftig steigern. Die Solarzellenproduktion nach Deutschland zurückzuholen, stößt in der deutschen Politik auf großes Interesse – zumal hierzulande in den vergangenen Jahren Unternehmen wie Solarworld wegen der chinesischen Billigkonkurrenz aufgeben mussten.Wegen des immer stärkeren Preisdrucks waren Teile der Produktion von Solarzellen in Europa in den vergangenen Jahren nach China und in andere asiatische Länder abgewandert. Meyer Burger hat jedoch für die geplante Produktion in Deutschland Kaufabsichtserklärungen von potenziellen Kunden aus Europa und den USA eingesammelt. An der Börse ist das Unternehmen gegenwärtig gut 120 Mill. sfr (113 Mill. Euro) wert. Russischer GroßaktionärDie anhaltenden Verluste hatten in den vergangenen Jahren zu einer sinkenden Bewertung geführt, am Freitag legte der Kurs dann leicht zu. Mit dem Umbau geht Meyer Burger auch auf Vorschläge des größten Aktionärs, Sentis Capital, ein. Die Gesellschaft des russischen Investors Petr Kondraschew hatte den Kurs des Unternehmens in der Vergangenheit wiederholt kritisiert.