Neue Unilever kommt Heiligabend an die Börse
hip London – Der Konsumgüterhersteller Unilever hat einen weiteren Schritt zur Abschaffung seiner Doppelstruktur mit zwei Firmensitzen in London und Rotterdam getan. Das künftige Euro-Stoxx-50-Schwergewicht legte gestern den Wertpapierprospekt für die Zusammenführung der niederländischen NV und der britischen Plc in eine juristische Einheit mit Sitz in den Niederlanden vor. Die Anteilseigner der niederländischen Gesellschaft sollen am 25. Oktober darüber abstimmen, die der britischen am Tag darauf. Bei der NV ist eine Mehrheit von mehr als 50 % erforderlich, bei der Plc müssen sich mehr als 75 % dafür aussprechen. Als letzter Handelstag der alten Aktien ist der 21. Dezember vorgesehen. Aktionäre der zwei bisherigen Gesellschaften sollen für eine Aktie jeweils einen Anteilschein der neuen Unilever erhalten. Deren Börsendebüt ist für den 24. Dezember geplant.Unilever war der erste moderne multinationale Konzern. Das Unternehmen ging aus dem im September 1929 vertraglich vereinbarten Erwerb der niederländischen Margarine Unie durch den britischen Seifenfabrikanten Lever Brothers hervor. Damals kam es auch zur Doppelnotierung in London und Amsterdam. Chief Executive Paul Polman hatte die Doppelstruktur auf den Prüfstand gestellt, nachdem der Board im vergangenen Jahr ein 115 Mrd. Pfund schweres Übernahmeangebot des Rivalen Kraft Heinz abgewiesen hatte (vgl. BZ vom 16. März). Durch die nun angekündigten Schritte sollen M&A-Deals einfacher werden. Sie sollen auch dem Umstand Rechnung tragen, dass die NV-Aktien rund 55 % des gemeinsamen Aktienkapitals ausmachen und stärker gehandelt werden als die Plc-Aktien. Nach Einführung der neuen Struktur sollen die im vergangenen Jahr zurückgekauften Vorzugsaktien eingezogen und das NV Trust Office geschlossen werden. Dadurch würde erstmals in der Firmengeschichte das Prinzip “eine Aktie, eine Stimme” für alle Anteilseigner hergestellt. Gewicht im Euro Stoxx steigtEs wird damit gerechnet, dass Unilever nach der Neuordnung zu den drei Werten mit dem höchsten Gewicht im Euro Stoxx 50 aufsteigen wird. Derzeit rangiert die Gesellschaft auf Platz 13. Allerdings gilt ein Herausfallen aus den britischen FTSE-Indizes als nahezu unvermeidlich, was eine Reihe britischer Anleger zum Ausstieg zwingen könnte. Das Management ist jedoch “sehr zuversichtlich”, dass die Plc-Aktionäre seinen Plänen zustimmen.