Neuer Bieter im Kampf um Balda

Stevanato will 80 Mill. Euro für Aktivitäten zahlen

Neuer Bieter im Kampf um Balda

ak Düsseldorf – Neue Wende im Bieterkampf um das operative Geschäft von Balda: Vier Tage vor der entscheidenden Hauptversammlung ist dem ostwestfälischen Kunststoffverarbeiter ein neues Angebot ins Haus geflattert. Laut einer Ad-hoc-Meldung vom Donnerstag will das italienische Familienunternehmen Stevanato 80 Mill. Euro für die Aktivitäten des einstigen SDax-Konzerns zahlen. Das sind 6 Mill. Euro mehr, als die Düsseldorfer Unternehmensgruppe Heitkamp & Thumann (H & T) offeriert hat. Die neue Offerte ist jedoch noch nicht verbindlich.Eigentlich schien nach einigem Hin und Her schon alles klar: Ende Oktober hatte H & T den konkurrierenden Finanzinvestor Paragon aus München aus dem Rennen geworfen. Vorstand und Aufsichtsrat kündigten an, das höhere Gebot der H & T-Gruppe, deren Miteigner Ex-BDI-Präsident Jürgen Thumann ist, zu unterstützen. Am kommenden Montag sollen die Balda-Aktionäre dem Verkauf zustimmen. Das neue Angebot wollte ein H & T-Sprecher am Donnerstag zunächst nicht kommentieren.Balda teilte mit, auf der HV werde trotz der neuen Entwicklung über die H & T-Offerte abgestimmt. Sollte Stevanato dann zeitnah ein verbindliches Angebot vorlegen, würden Vorstand und Aufsichtsrat nach einer Prüfung gegebenenfalls ein neues Aktionärstreffen einberufen.Stevanato hatte bis dato niemand auf der Rechnung. Das Unternehmen aus dem italienischen Nordosten stellt Ampullen und Fläschchen für die Pharmaindustrie her und baut in einer zweiten Sparte auch Maschinen für die Glasverarbeitung. Der Umsatz lag zuletzt bei 285 Mill. Euro. Das Unternehmen ist mit einer Ebit-Marge von gut 17 % hochprofitabel und hat in der Branche einen guten Ruf. Mit den Aktivitäten von Balda, die zu etwa 70 % Medizintechnik umfassen, würde sich Stevanato strategisch breiter aufstellen und künftig auch Kunststoffprodukte im Programm haben. Gerresheimer guckt zuMit Argusaugen dürfte ein weiteres Unternehmen die Entwicklung bei Balda beobachten: Der MDax-Konzern Gerresheimer steht bei pharmazeutischen Glasverpackungen bereits in Konkurrenz zu Stevanato. Mit dem Zukauf der Balda-Aktivitäten würden die Italiener für die Düsseldorfer auch in einem zweiten Bereich, den medizinischen Kunststoffsystemen, zum Wettbewerber. Gerresheimer selbst hatte dem Vernehmen nach jedoch kein Interesse am Balda-Geschäft.—– Wertberichtigt Seite 6