Neuer Chef Kamper trimmt Leoni auf Rendite
mic München – Der Autozulieferer Leoni will profitabler werden. In den vergangenen Jahren sei das Unternehmen zwar gut gewachsen, sagte der seit September amtierende Vorstandsvorsitzende Ado Kamper bei der Präsentation der Quartalszahlen: “Aber zu wenig vom dem Wachstum ist aus meiner Sicht im Ergebnis oder Cash-flow angekommen.” Er kündigte eine Überprüfung sowohl der Strategie als auch der Performance an. Das resultierende Programm “Value 21” soll bei der Bilanzvorlage am 19. März nächsten Jahrs präsentiert werden.Kamper machte keine Angaben über die Kosten des Programms. An der Börse sank der Aktienkurs in der Spitze um 6 % auf 29,10 Euro. Damit hat sich die Marktkapitalisierung des Unternehmens seit Jahresanfang mehr als halbiert.Bereits im Oktober hatte Leoni anlässlich der vorzeitigen Veröffentlichung der Eckzahlen des dritten Quartals die Prognose für das Jahr 2018 gesenkt (vgl. BZ vom 23. Oktober). Finanzvorstand Karl Gadesmann verwies auf die Marktentwicklung. Das Umsatzplus auf organischer Basis sei von 13,5 % im ersten Quartal über 8,8 % auf 0,7 % von Juli bis September gesunken. Damit stieg der Umsatz in den ersten neun Monaten um 5,7 % auf 3,86 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Gadesmann ließ erkennen, dass er mit der Ergebnisqualität unzufrieden ist: “Insgesamt belief sich der freie Cash-flow im dritten Quartal auf -141 Mill. Euro und lag deutlich unter unseren Erwartungen”. Es sei nicht gelungen, die Bestände von Vor- und Rohmaterialien zeitnah an die verminderten Produktionsmengen anzupassen.Das Programm “Value 21” werde holistisch die beiden Themen Strategie und Performanceverbesserung angehen, kündigte Kamper an. Es laufe über drei Jahre. Seiner Erfahrung nach – Kamper arbeitete zuvor für Osram – funktioniere ein Programm, wenn es umfassend, strukturiert und stringent ist. Umfassend bedeute, dass er alle Divisionen und Standorte anschauen werde. Unter strukturiert verstehe er, dass man sich die notwendige Zeit nehme. Teil der Stringenz sei, dass das Programm eine interne Überwachung der Implementierung und eine externe Transparenz erlaube. M&A gehört zu den OptionenMit strategischen Aussagen hielt sich Kamper bei der Quartalspräsentation zurück. Bisher sei die Strategie auf Divisionsebene erarbeitet worden, nun werde sie im Konzern zusammengeführt, stellte er lediglich fest. Leoni sei in vielen Bereichen engagiert: “Die Kunst ist es nun, auf die richtigen Themen zu setzen, Themen, die für die Zukunft mehr Diversifizierung und damit bessere Margen erlauben.” Denn man werde nicht alles gleichzeitig tun können. Daher habe das Strategieprojekt eine große Spannbreite. “Auch M&A-Optionen sind Teil von diesen Überlegungen”, sagte Kamper auf Nachfrage. Mehrfach kritisierte er die finanzielle Performance von Leoni. Sie müsse es neben einer angemessenen Rendite ermöglichen, kräftig in die Zukunftsthemen zu investieren, sagte er: “Dies fällt uns momentan nicht leicht.” Chancen für eine Effizienzverbesserung sieht er in der Verwaltungsstruktur, der Zusammenarbeit der Werke, dem Einkauf, der besseren Nutzung der vorhandenen Maschinen-Kapazität und einem besseren Management des Working Capital. Zudem hätten zugekaufte Einheiten immer noch eigene IT-Systeme, so dass Verbesserungspotenzial nicht leicht erkennbar sei. Kamper kündigte ein selektiveres Wachstum bei neuen Projekten an. Es sei zu klären, was die richtige Wachstumsrate sei. Projekte sollten eine ordentliche Ergebnisqualität haben, fügte er hinzu. Finanzschulden steigen starkKeine Aussage machte das Management, inwieweit die Dividende für das Jahr 2018 gefährdet ist. Statt eines ausgeglichenen Cash-flows erwartet das Unternehmen gemäß der neuen Prognose einen Mittelabfluss von 150 Mill. Euro. Nach neun Monaten sind bereits 281 Mill. Euro abgeflossen. Damit stiegen die Nettofinanzschulden seit Jahresanfang um 83 % auf 742 Mill. Euro. Das Verhältnis zum Eigenkapital beträgt per Ende September 66 %. Gadesmann erklärte, es werde ein Wert unter 50 % angestrebt.Den Rückgang des operativen Gewinns (Ebit) im dritten Quartal um 19 % auf 39 Mill. Euro begründete Gadesmann mit dem Auslauf einer großvolumigen Modell-Baureihe, den Vorleistungen in die Erweiterung des Produktionsnetzwerkes, gestiegenen Rohstoffkosten und negativen Währungseinflüssen.