ste Hamburg – Fosun, der neue Großaktionär von Tom Tailor, strebt in den Aufsichtsrat des Mode- und Lifestylekonzerns und kann sich eine Aufstockung der Beteiligung vorstellen. An der Ausrichtung des Hamburger Unternehmens soll sich aber nichts ändern. “Fosun steht voll hinter der Strategie des profitablen Wachstums der Tom Tailor Group”, sagte Vorstandschef Dieter Holzer der Agentur Reuters, nachdem die Beteiligungsgesellschaft aus Schanghai erklärt hatte, in das Kontrollgremium von Tom Tailor einziehen und – möglicherweise später – die Beteiligung erhöhen zu wollen. An der Börse wurde Tom Tailor gestern mit knapp 390 Mill. Euro bewertet.Gespräche mit dem chinesischen Investor hätten gezeigt, dass Fosun dasselbe Verständnis für den Modemarkt und die Weiterentwicklung der Gruppe habe. “Durch den Einstieg von Fosun gibt es daher keine wesentlichen Veränderungen, was die Führung des operativen Geschäfts angeht”, betonte Holzer, der Tom Tailor seit September 2006 führt und dessen Ende 2015 auslaufender Vertrag erst im März vorzeitig um fünf Jahre bis 2020 verlängert worden war. Der neue Großaktionär besitze keine Sonderstellung. Ende Juli war bekannt geworden, dass Fosun über die indirekte Tochtergesellschaft Fidelidade – Companhia de Seguros, die größte Versicherung Portugals, 23,16 % der Tom-Tailor-Anteile von der Versorgungs- und Förderungsstiftung aus Vaduz/Liechtenstein übernimmt.Von dieser hatte Tom Tailor 2012 die sogenannte Best-Ager-Marke Bonita übernommen. Weil sich Erwartungen nicht erfüllten und die Integration von Bonita schwieriger als erwartet verlief, verfehlte Tom Tailor im vergangenen Jahr Erwartungen. Daraufhin wurde Udo Greiner, Produktvorstand der Tom-Tailor-Holding, zum Alleingeschäftsführer von Bonita bestimmt mit der Vorgabe, innerhalb von zwei Jahren die erwartete Profitabilität zu erreichen. Zuletzt überraschte Tom Tailor nach dem ersten Halbjahr mit einer gesteigerten Rohertragsmarge, was Analysten zufolge auf erste Erfolge der Bonita-Restrukturierung zurückzuführen war (vgl. BZ vom 7. August).Fosun betrachtet die Beteiligung an Tom Tailor eigenen Angaben zufolge als mittel- bis langfristiges Investment. Ziel sei es nicht, Handelsgewinne zu erreichen. Eine Vertretung im Aufsichtsrat werde angestrebt, aber keine Veränderung im Vorstand. Eine Aufstockung des Anteils in den kommenden zwölf Monaten sei möglich. Der Aktienkurs des 1962 in Hamburg gegründeten, seit 2010 im SDax gelisteten Modekonzerns, der 2014 fast 14 % einbüßte, legte am Mittwoch als zweitstärkster Tageswert im SDAX um 4,4 % auf 14,89 Euro zu.Fosun, die auch Beteiligungen an der griechischen Modemarke Folli Follie, dem US-Label St. John und dem italienischen Premium-Herrenausstatter Caruso hält, hat sich in diesem Jahr in Deutschland bereits am Kauf der BHF-Bank durch den Private-Equity-Investor RHJ International beteiligt. An der einstigen Deutsche-Bank-Tochter hält Fosun einen Anteil von 19,2 %. Guo Guangchang, Chairman der Beteiligungsgesellschaft, gilt als “Warren Buffett Chinas” (vgl. BZ vom 18. März).