Neues Stahlwerk im italienischen Piombino geplant
Italien
Neues Stahlwerk im
italienischen Piombino geplant
Metinvest und Danieli wollen 2 Mrd. Euro investieren
bl Mailand
Der ukrainische Stahlkonzern Metinvest und die italienische Danieli-Gruppe haben zusammen mit der italienischen Regierung sowie Vertretern der Region Toskana eine Absichtserklärung unterzeichnet, 2 Mrd. Euro in den Bau eines "grünen" Stahlwerks mit einer Jahreskapazität von 3 Mill. Tonnen im toskanischen Piombino zu errichten. Das Projekt soll Teil eines größeren Stahlkomplexes in der Hafenstadt gegenüber der Insel Elba sein. In dem Werk sollen dereinst etwa 1.500 Mitarbeiter beschäftigt werden. In den nächsten Tagen soll eine weitere Vereinbarung mit JSW Steel Industrie, einer Tochter des indischen Stahlriesen Jindal, unterzeichnet werden, die 500 Mill. Euro unter anderem in den Bau eines Elektro-Hochofens investieren will und bisher von ihr kontrollierte Flächen freigeben soll, was jedoch umstritten ist.
Industrieminister Adolfo Urso bezeichnete die Vereinbarung als zentralen Schritt für eine Wiederbelebung von Italiens zweitgrößtem Stahlstandort. Metinvest-CEO Yuriy Ryzhenkov kündigte an, eines der "grünsten" Stahlwerke Europas bauen zu wollen, das zudem vollständig digitalisiert sein werde. Das Eisenerz soll aus Metinvest-Anlagen in der Ukraine kommen. Zu Metinvest gehörte das im Ukraine-Krieg zerstörte Werk Azovstal in Mariupol.
Italiens Gewerkschaften fordern weitergehende Investitionsgarantien. Sie fürchten, dass das Projekt noch zu Fall kommen könnte, so wie andere Vorhaben in der Vergangenheit. Piombino blickt auf eine lange Geschichte der Stahlproduktion zurück. In dem riesigen Komplex, der mehrere Eigentümerwechsel erfuhr, arbeiteten einst mehr als 10.000 Beschäftigte. Rund 1.500 Mitarbeiter sind seit rund zehn Jahren in Kurzarbeit.
Unterdessen zeichnet sich eine Verstaatlichung des größten europäischen Stahlkomplexes Acciaerie d`Italia (ADI) im süditalienischen Taranto ab, zu dem auch Standorte in Genua und in Piemont gehören. Mehrheitseigner ArcelorMittal ist nicht bereit, dringend benötigte weitere Gelder zur Verfügung zu stellen, ohne die die Produktion eingestellt werden müsste. Zulieferer, die auf ausstehenden Rechnungen von 120 Mill. Euro sitzen, haben weitere Lieferungen nach Taranto eingestellt. Da sich bisher keine privaten Investoren für Taranto abzeichnen, gibt es kaum eine Alternative zu einer Mehrheitsübernahme des Werks durch den Staat.