Jung-Unternehmen

Neugründungen von Start-ups in Deutschland steigen wieder

Die Bundesregierung hat ein positives erstes Zwischenfazit ihrer vor gut einem Jahr vorgelegten Start-up-Strategie gezogen: 45% der rund 130 angekündigten Maßnahmen sind bereits vollständig umgesetzt. Nach der Delle im vergangenen Jahr steigen auch die Neugründungen in Deutschland wieder.

Neugründungen von Start-ups in Deutschland steigen wieder

Neugründungen von Start-ups steigen wieder

Delle von 2022 überwunden – Wert deutscher Start-ups seit 2018 mehr als verfünffacht – Positives Zwischenfazit der Koalition zur neuen Start-up-Strategie

Die Bundesregierung hat ein positives erstes Zwischenfazit ihrer vor gut einem Jahr vorgelegten Start-up-­Strategie gezogen: 45% der rund 130 angekündigten Maßnahmen sind bereits vollständig umgesetzt. Nach der Delle im vergangenen Jahr steigen auch die Neugründungen in Deutschland wieder.

ahe Berlin

Der Gesamtwert deutscher Start-ups ist 2022 auf 168 Mrd. Dollar gestiegen und entsprach damit einem Anteil von 4,7% des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Damit lag die Branche in Deutschland zwar noch deutlich hinter den Werten in den USA (16%) und Großbritannien (13,5%) und auch noch hinter dem EU-Nachbarn Frankreich (6,9%) – der Start-up-Wert hat sich damit seit 2018 allerdings schon mehr als verfünffacht. Das geht aus dem ersten Fortschrittsbericht der Bundesregierung zu ihrer im Juli 2022 vorgelegten neuen Start-up-Strategie hervor, der am Dienstag veröffentlicht wird.

Demnach wurden im ersten Halbjahr 2023 knapp 1.300 neue Start-ups gegründet. Das waren 16% mehr als in den sechs Monaten zuvor. Die Neugründungen hätten wieder Fahrt aufgenommen, hieß es. 2022 wurden in Deutschland 2.619 Start-ups gegründet. Das waren 18% weniger als im Vorjahr gewesen. Auch Anna Christmann, die Beauftragte des Bundeswirtschaftsministeriums für die digitale Wirtschaft und Start-ups, zeigte sich zufrieden: Es gebe „eine sehr positive Entwicklung in einem schwierigen Umfeld“, so die Grünen-Politikerin. Aktuell gibt es 31 sogenannte Einhörner in Deutschland, also junge Unternehmen mit einer Bewertung von mindestens 1 Mrd. Dollar.

Große Unsicherheiten

In dem Fortschrittsbericht wird auf die besonderen Herausforderungen verwiesen, die Start-ups derzeit insbesondere mit dem veränderten Zinsumfeld und der Inflation haben. Laut Umfragen fällt es mehr als der Hälfte der Unternehmen schwer, die zukünftige Geschäftsentwicklung einzuschätzen.

Christmann verwies auf die rasche Umsetzung der Start-up-Strategie der Bundesregierung: Nach gut einem Jahr seien bereits 45% der angekündigten rund 130 Maßnahmen vollständig umgesetzt. Weitere rund 50% der Projekte wurden bereits mit konkreten, substanziellen Schritten zumindest vorbereitet. Zu den wichtigen neuen Regulierungen, die die Rahmenbedingungen für Start-ups in Deutschland weiter verbessern werden, gehörten nach Einschätzung von Christmann insbesondere das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das im November in Kraft tritt, sowie das Zukunftsfinanzierungsgesetz mit seinen neuen steuerlichen Regelungen für Mitarbeiterkapitalbeteiligungen. Dieses Gesetz muss allerdings noch durch den Bundestag.

Im Bereich der Start-up-Finanzierung startete im Februar unter anderem der neue DeepTech & Climate Fonds seine Investitionen. Der HighTech Gründerfonds hat zugleich bereits in vierter Generation rund 500 Mill. Euro an Investorengeldern für Start-ups eingesammelt. Ebenfalls im Februar ist die European Tech Champions Initiative (ETCI) gestartet. Der Wachstumsfonds Deutschland hat unterdessen schon in mehr als zehn deutsche und europäische Wagniskapitalfonds investiert.

Frauenanteil gestiegen

Christmann verwies vor der Presse in Berlin darauf, dass die knappe Haushaltslage bislang nicht dazu geführt habe, dass Projekte aus der Start-up-Strategie wieder gestrichen werden mussten.

Der Anteil von Frauen bei den Neugründungen ist 2022 auf gut 20% gestiegen. Laut Fortschrittsbericht wäre 2030 eine Parität erreicht, wenn der Wachstumstrend weiter anhalten würde. Christmann betonte allerdings, mit dem derzeitigen Frauenanteil könne man nicht zufrieden sein. Auch bei Ausgründungen in Hochschulen sowie beim Thema Datenverfügbarkeit sieht die Start-up-Beauftragte noch Nachholbedarf. Allerdings wurde mit dem Aufbau eines Dateninstituts bereits begonnen.

Seit rund einem Jahr gibt es bereits ein Online-Notarverfahren. Aber bis zum geplanten „One-Stop-Shop“, in dem alle für eine Unternehmensgründung relevanten Dienste vereinfacht und miteinander verknüpft werden, dauert es noch. „Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen“, räumt auch die Start-up-Beauftragte Anna Christmann ein.

Das Thema ökologische Nachhaltigkeit gewinnt laut dem vorgelegten Fortschrittsbericht in der Start-up-Szene weiter an Bedeutung. Der Anteil grüner Start-ups ist demnach im vergangenen Jahr auf 35% und damit auf einen neuen Höchststand gestiegen. Am wichtigsten dabei seien die Bereiche Technologieentwicklung und -produktion, hieß es.

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