Neustart für Weinhändler Hawesko
Von Carsten Steevens, HamburgNach der Übernahme der größten deutschen Weinhandelsgruppe Hawesko durch den Investor Detlev Meyer und dessen Beteiligungsgesellschaft Tocos steht der Hamburger Konzern vor einem Neustart. So formuliert es der Vorstand im Geschäftsbericht 2014. Inzwischen hat sich das Gremium auf vier Mitglieder verkleinert: Vorstandschef Alexander Margaritoff, Gründersohn und bis zum Vorstoß durch Tocos im vorigen Herbst vor der Beteiligungsgesellschaft größter Aktionär mit gut 30 %, hat sich nicht nur von seiner Beteiligung getrennt. Der 62-Jährige gab zum 30. April auch seinen Posten als Vorstandschef auf und schied aus dem Unternehmen aus.Erstmals seit dem Börsengang 1998 präsentierte Hawesko nun ohne Margaritoff eine Jahresbilanz. Finanzchef Ulrich Zimmermann betonte dabei die stabilen Konzernstrukturen, die den Abgang auch einer “prägenden Persönlichkeit” wie Alexander Margaritoff abfederten. Das Unternehmen sei “voll handlungsfähig”. Ein neuer Vorstandschef fehlt allerdings noch. Es bestehe kein Druck, möglichst schnell eine Lösung für den Posten zu präsentieren, meinte Zimmermann. Es gilt als unwahrscheinlich, dass der Nachfolger Margaritoffs vor der Hauptversammlung am 15. Juni feststeht.Wie es für Hawesko weitergeht, hat der neue Großaktionär während des Übernahmekampfs mit Margaritoff skizziert. Ein Dividendentitel mit Streubesitzaktionären soll die Holding bleiben: Tocos hat ihre Beteiligung inzwischen von rund 79 % auf 74,4 % reduziert, um zu demonstrieren, dass weder ein Beherrschungsvertrag noch ein Squeeze-out-Verfahren angestrebt wird. Neben einem Generationswechsel im Vorstand, der mit der Berufung des für den stationären Handel (u. a. Jacques’ Weindepot) zuständigen Alexander Borwitzky und des für den Versandhandel verantwortlichen Nikolas von Haugwitz Konturen angenommen hat, soll die Ausschüttungsquote auf 40 % bis 50 % nahezu halbiert werden, um den geplanten Expansionskurs der kommenden Jahre ohne Schulden zu finanzieren. Für 2014 wird eine auf 1,30 (i.V. 1,65) Euro je Aktie sinkende Dividende vorgeschlagen. Die Ausschüttungsquote würde sich so auf 79 % von 92 % verringern.Welche weiteren Ziele die im September 2014 aus dem SDax ausgeschiedene Hawesko-Holding verfolgt, dürfte erst klar werden, wenn der neue Vorstandsvorsitzende im Amt ist. Von Wachstum auch durch Zukäufe im Ausland spricht das Unternehmen, das zuletzt 89 % des Umsatzes in Deutschland verbuchte, nach wie vor. Doch gilt das in der Ära Margaritoff definierte Ziel einer Umsatzverdopplung auf 1 Mrd. Euro bis 2020 nach Unternehmensangaben nicht mehr. Für 2015 wird prognostiziert, den im vorigen Jahr um 1,6 % auf 473 Mill. Euro erhöhten Umsatz um 1 % zu steigern. Beim operativen Gewinn werden auf bereinigter Basis 26 Mill. bis 27 (i.V. 24,6) Mill. Euro in Aussicht gestellt – inklusive Einmalbelastungen infolge der Übernahme 19 Mill. bis 20 (20,1) Mill. Euro. Dabei handelt es sich um im ersten Quartal verbuchte Rückstellungen von 6 Mill. Euro für Zahlungen an Margaritoff. Dessen erst vor knapp einem Jahr verlängerter Vertrag wäre erst im Februar 2019 abgelaufen.