Niederländische Post lässt Belgier abblitzen
Die belgische BPost kann mit ihrer neuen Offerte nicht bei der niederländischen PostNL landen: “Wir haben Vertrauen in unsere Strategie der Eigenständigkeit”, heißt es in Den Haag. BPost bewertet ihr Ziel mit 2,5 Mrd. Euro und will 30 % Prämie zahlen.wb Frankfurt – Die belgische Post lässt nicht locker. Der Brief- und Paketdienstleister BPost kommt pünktlich zum jüngsten Quartalsbericht des Wettbewerbers PostNL mit einer neuen Offerte für die Niederländer. Das neue Angebot bewertet PostNL, die vor gut vier Jahren von dem Express- und Logistikkonzern TNT abgespalten worden war, mit rund 2,5 Mrd. Euro, teilt die seit drei Jahren börsennotierte BPost mit. Es enthält eine Barkomponente und eine Zahlung in Aktien. Frühere Gespräche zwischen beiden Unternehmen waren Ende Mai 2016 gescheitert. Dabei sollen hauptsächlich die Pensionsverpflichtungen des Unternehmens aus Den Haag der Streitpunkt gewesen sein.BPost wird an der Börse in Brüssel mit 4,7 Mrd. Euro bewertetet, PostNL in Amsterdam mit knapp 2,2 Mrd. Euro. Der Kurs der Zielgesellschaft legte zu Wochenbeginn um 4,6 % zu. BPost schlägt eine Transaktion “in the spirit of a merger of equals” vor. Doch die Niederländer halten nach wie vor nichts von den Plänen aus dem Nachbarland. Sie weisen die Offerte als unerbeten zurück und setzen weiter auf ihre Strategie der Selbständigkeit.BPost bietet 2,825 Euro in bar plus 0,1202 eigene Aktien je Titel, was den Wert auf Basis des Schlusskurses am Freitag auf 23,50 Euro stellt. Dies bedeutet einen Angebotspreis von 5,65 Euro je PostNL-Aktie oder eine Prämie auf den Freitagsschluss von 31,6 %. Das Papier ging gestern mit 4,92 Euro aus dem Handel. Im Frühjahr waren 5,10 Euro offeriert worden. Analysten der niederländischen ING nennen das “freundliche” Angebot fair und die Prämie angemessen. Es ergäben sich Synergien im grenzüberschreitenden Paketgeschäft und internationalen Briefverkehr. Die Analysten machen ein prozentual zweistelliges Potenzial für die BPost-Aktie aus und rechnen mit steigender Dividende. Die Transaktion ließe den Anteil des belgischen Staates an BPost von 51 auf 40,3 % verwässern; PostNL-Aktionäre kämen auf 21 % an der Kombination.Während elektronische Übermittlung das Briefaufkommen sinken lässt, legen Paketsendungen zu, weil vermehrt via Internet eingekauft wird. Neben dem fallenden Briefgeschäft sind die Abhängigkeit von der Regulierung in Bezug auf die Preise, ein im Vergleich zu anderen Branchen hoher Lohnanteil an den Kosten, die Pensionsverbindlichkeiten und die Erfordernis, am Kapitalmarkt mangels Wachstumsperspektiven mit Dividendenrendite zu punkten, Themen für die Konzerne, die anders als die Deutsche Post wenig oder keine Logistik bieten. Die Musik spielt onlineBeide Seiten – die Holländer ausgeprägter – haben im zukunftsträchtigen Geschäft mit Paketen und Expressdienstleistungen Nachholbedarf. Mit dem Zusammenschluss wollen die Belgier einen Postkonzern schaffen, der 28 Millionen Kunden bedient und den schleichenden Rückgang im Briefgeschäft besser in den Griff bekommt. Mittelfristig könnten im gemeinsamen Paketgeschäft 3 200 neue Arbeitsplätze entstehen, lockt BPost. Denn Paketsendungen legen mit Online-Bestellungen zu.Nach der Trennung von TNT, die an Fedex ging, behielt PostNL zunächst eine Beteiligung von 29,9 %, die inzwischen veräußert ist. An die Börse gingen nach der Deutschen Post aus der Branche auch die österreichische und die britische Post (Royal Mail) sowie die portugiesische CTT sowie Poste Italiane. BPost war vom britischen Finanzinvestor CVC an die Börse gebracht worden, der in mehreren Schritten mit und nach dem IPO 2013 Kasse machte.PostNL zeigt für die ersten neun Monate des laufenden Jahres einen stabilen Umsatz von 2,45 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis sank bereinigt um 8 % auf 186 Mill. Euro. Der Verkauf von TNT-Aktien trieb das Nettoergebnis aber von 48 Mill. auf 196 Mill. Euro. Der Netto-Cash-flow kletterte aus diesem Grund von – 14 Mill. auf 537 Mill. Euro. Die Schulden wurden im dritten Quartal von 913 Mill. auf 557 Mill. Euro zurückgeführt. Ohne Berücksichtigung des TNT-Aktienverkaufs und des Rückkaufs eigener Anleihen brach das Nachsteuerresultat per Ende September auf – 63 Mill. Euro ein. Das adressierte Briefvolumen fiel im dritten Quartal um knapp 6 %.